Ehrenfried Liebich – Erheb, o Seele, deinen Sinn

Erheb, o Seele, deinen Sinn,
Was hängst du an der Erden?
Hinauf, hinauf, zum Himmel hin,
Denn du musst himmlisch werden!

Was hat die Welt? Was beut sie an?
Nur Tand und eitle Dinge!
Wer einen Himmel hoffen kann,
Der schätzet sie geringe.

Wer Gott erkennt, kann der wohl noch
Den Wunsch aufs Niedre lenken?
Wer Gott zum Freund hat, denket hoch;
So müssen Christen denken!

Kein Leiden, wenns auch schwer mich drückt,
Schlägt meine Hoffnung nieder;
Ich schau empor, und mich erquickt
Der Herr doch endlich wieder.

Mein Teil ist nicht in dieser Welt,
Ich bin ein Gast auf Erden,
Ich soll, wenn diese Hülle fällt,
Ein Himmelsbürger werden.

Dort ist das rechte Kanaan,
Wo Lebensströme fließen;
Blick oft hinauf, der Anblick kann
Den Leidenskelch versüßen.

Dort oben ist des Vaters Haus;
Er teilt zum Gnadenlohne
Den Überwindern Kronen auf;
Kämpf auch um Ruh und Krone.

Dort ists den Engeln süße Pflicht,
Gott ihren Dank zu bringen;
O Seele, sehnest du dich nicht,
Mit ihnen Lob zu singen?

Dort herrscht dein Heiland, Jesus Christ,
Und du, frei von Beschwerden,
Sollst ihm, durch den du selig bist,
An Klarheit ähnlich werden.

Lass denn, Erlöser, mich schon hier
Mein Herz zu dir erheben;
Lass mich, entschlaf ich einst in dir,
Dort ewig mit dir leben!