Joh. Heermann – Die Tränen Christi.

Du weinest vor Jerusalem,
Herr Jesu, lichte Zähren;
Bezeugst, es sei dir angenehm,
Wenn Sünder sich bekehren:
Wenn ich vor dir mit Buß erschein
und über meine Sünde wein,
So wäschst du ab aus lauter Gnad
Die Missetat,

So mich bisher gequälet hat.
Wenn deines Vaters Zorn entbrennt
Von wegen meiner Sünde,
Zu deinen Tränen ich mich wend:
Da ich Erquickung finde.
Vor Gott sind sie so hoch geschätzt:
Wer damit seine Sünde netzt,
Den blickt Gott an mit Gütigkeit
Zu jeder Zeit
Und sein betrübtes Herz erfreut.

Hier muss ich auch im Tränenhaus
Vor großer Angst oft weinen,
Der Welt aushalten manchen Strauß:
Sie martert stets die Deinen.
Auf allen Seiten, wo sie kann,
Fängt sie mit mir zu hadern an.
Dies tröstet mich zu aller Frist,
Herr Jesu Christ:
In Not du auch gewesen bist.

Du zählest alle Tränen mein;
Ich weiß: sie sind gezählet;
und ob sie nicht zu zählen sein,
Dennoch dir keine fehlet.
So oft vor dir sie regen sich,
So oft bewegen sie auch dich,
Dass du dich mein erbarmen musst.
Dir ist bewusst
Mein Kreuz: drum hilfst du mir mit Lust.

Wer itzund säet Tränen aus,
Hält in Geduld Gott stille,
Wird fröhlich sein in deinem Haus,
Da Freude ist die Fülle;
Ja solche Freude, die kein Mann
Mit seiner Zung aussprechen kann,
Und die da bleibt in Ewigkeit.
Mein Kreuz und Leid
Wird werden dort zu lauter Freud.

Für diese Tränen dank ich dir,
Dass du die Freudenkrone,
Herr Christ, dadurch erworben mir
Bei dir ins Himmels Throne.
Wenn du mich holen wirst hinauf
Zu deiner Auserwählten Hauf:
Dann will ich recht lobsingen dir,
höchste Zier,
Für deine Tränen für und für.