an die Frau Schatzmeisterin Gräfin von Schimmelman, zu ihrem Geburtstag, den 29. September 1793
Wir hatten heut nicht Ruh noch Rast,
Das kannst Du leicht gedenken. –
Wenn Sorg und Not uns kränken,
Ist eine, der Du Kundschaft hast,
Die mag so gerne schenken,
Und speisen uns und tränken,
Und lindern uns des Lebens Last.
Das kannst Du leicht gedenken,
Drum hatten wir nicht Ruh noch Rast.
Wohltaten, still und rein gegeben,
Sind Tote, die im Grabe leben;
Sind Blumen, die im Sturm bestehn;
Sind Sternlein, die nicht untergehn.
Wir Menschen sind mit Geld und Ehr
Hier nicht in gleichem Falle,
Und mancher hat des Geldes mehr,
Ob er vielleicht so edel wär
Und sich zum Mangel freundlich kehr,
Und aufs Geschrei der Armen hör
Allein sie tun’s nicht alle.
Dass Du so christlich bist,
Das lohn Dir Jesus Christ! –
Gib, und vergiss, was Du getan,
Er wird es nicht vergessen;
Er sieht’s aus seinem Himmel an,
Und wird Dir wieder messen.
Wer ihn und seinen Willen ehrt,
Dem ist sein Lohn beschieden.
Leb lange noch hienieden,
Und fahre dann in Frieden!
Dies Leben ist der Müh nicht wert;
In seinem Haus, an seinem Herd
Da laben sich die Müden;
Da bring sein Engel Dich zur Ruh
Und drück Dir sanft die Augen zu.