Gottfried Arnold – Um Unsträflichkeit in der Liebe.

Mein König, schreib mir dein Gesetz
In’s Herz, dass es den Geist ergötz;
Dein königlicher Trieb
Zünd‘ mir das sanfte Feuer an,
Und führ‘ mich auf der Lebensbahn
Durch engelgleiche Lieb‘!

Die Liebe kommt vom Himmel her,
Sie schwebet aus der Engel Heer
Auf dieses Erdenrund.
Doch fasset dieses Kleinod nicht,
Wem nicht des Herrn lebend’ges Licht
Für Wesen machet kund.

Dann wird erweicht der harte Sinn,
Er schmilzt wie Wachs im Feuer hin,
Verlernt all eig’ne Kunst;
Die Demutsflügel fallen hin,
Es dringt ein freier Liebessinn
Durch allen Hochmutsdunst.

Da lacht das frohe Angesicht;
Der Augen unverfälschtes Licht,
Es leuchtet vor Begier,
Dem Himmelsfreunde Guts zu tun;
Die Liebe will im Dienst nicht ruh’n;
Die Flamme bricht herfür.

Dann steht in Gottes Lieblichkeit
Zur Lieb‘ ein Gottesmensch bereit,
Besiegend den Verdruss
Den Wollust, Neid, Verdacht und Streit,
Geiz, Hoffart und die Eigenheit
So kläglich leiden muss.

Es spielt der Unschuld Lauterkeit,
Wenn in getreuem Liebesstreit
Die reinen Geister steh’n,
Und ledig von Parteilichkeit,
Von Meinungen und Zank befreit,
Mit Gott auf’s Eine geh’n.

Bei solcher Eintracht gleichem Lauf
Hält sie ein falscher Trieb nicht auf,
Die Lust bleibt ungestört;
Und was entflammt vom Himmelshauch,
Das findet seinen Ursprung auch
Da, wo es hingehört.

O Vater aller Lichter Du!
Gib diese allgemeine Ruh‘
Doch Allen insgemein!
Noch seh’n wir nicht die Seligkeit,
Darinnen durch dein Liebsgeleit
Die Deinen werden sein.

Was störet uns noch diesen Trost?
Was hindert für ein harter Frost
Der Knospen offne Blüt‘?
Wann bricht der grüne Frühling an,
Da alles auf der Liebe Bahn
Zur ew’gen Freude zieht?

Das Vorspiel muss gespielet sein
Der Liebe, die vollkommen rein
In jener Welt regiert.
O selig, wenn ein starker Zug,
Befreit von Welt und Heucheltrug,
Zu diesem Schmucke führt!

O lieb‘, ich kenne deine Gab‘;
O Gott, schick mir dein Feu’r herab
Durch deinen Liebesgeist,
Und lass mich brennen für und für
Zum Opfer, das, geheiligt Dir,
Nur deinen Willen preist!

Mein Name soll nur Liebe sein;
Ihr Sinne lernet stimmen ein,
Du Mund, bekenn‘ nur Lieb‘!
Ihr Hände, wirkt in Liebe nur!
Ihr Füße, folgt der Liebesspur! –
Dann herrscht des Königs Trieb!