Gottfried Arnold – An die reinigende Gottesweisheit.

Herr deiner Himmel, Gott der neuen Erden!
Du hast uns aus der Sklaverei geführt,
Ins rechte Vaterland versetzt zu werden,
Von welchem man schon hier den Vorblick spürt;
Du hast die Heiden ausgetrieben zwar;
Dein Eigentum wird nun von Götzen rein,
Die lange g’nug uns hielten in der Pein,
Und neuer Lüste wird das Herz gewahr.

Was aber hilft dein Pflanzen und Begießen,
Wenn heimlich noch der Feind einschleichen kann,
Wenn wir von seiner Brut noch etwas wissen,
Und sein Gedankenmeer noch brandet an?
Benimm uns doch auch diese schwere Last!
Zerschlag‘, zertritt, zerreiß und brenne aus!
Lass nah und fern nichts stehen um dein Haus,
Als was Du selbst darein gepflanzet hast!

Erhöh‘ den Mut, verstärk‘ des Geistes Glieder,
Und gib ihm Waffen deiner Ritterschaft;
Bring: Alles, was verloren war, herwieder,
Erwecke deines Eifers höchste Kraft!
Auf starken Kampf folgt rechter Siegespreis;
Wer glaubt wohl, dass der Feind sei abgetan,
Wo er nach seinen Willen wüten kann?
Drum schaff‘, dass man von deinen Taten weiß!

Willst Du, o Weisheit, auf dein Werk nicht schauen?
Soll nicht dein Grund und Boden sicher sein?
Fang‘ an den Baum der Sinnen abzuhauen,
Das Labyrinth der Lust zu reißen ein!
Zerbrich den tiefverworr’nen Geist der Zeit,
Die lauter falsche Bilder uns eindrückt,
Und immer neue Brut ins Herze schickt,
Womit man doch nicht kommt zur Herrlichkeit!

Brich aus mit reichen Lieb‘- und Friedensgüssen,
Und schwemm‘ des Giftes Unflat von uns hin!
Lass neue Gottheitskräfte in mich fließen,
Bis ich Dir ein fruchtbarer Garten bin,
Wo ewig Andres nichts mehr finde Platz,
Als nur Du selbst, dein Wort und deine Frucht!
So wie sein Geist des Wachstums Ende sucht,
Musst Du mir immer sein, mein höchster Schatz!