1. Walt’s Gott, mein Werk ich lasse;
die Sonn Fei’rabend meld’t.
Sie hat vollend’t ihr Straßen,
kehrt wieder in ihr Zelt.
So mögen auch mein‘ Sachen
ruhn bis zu ihrer Zeit.
Jetzt will ich Schichte machen
mit schuld’ger Dankbarkeit.
2. Mein‘ Augen, Herz und Hände,
o Jesu, Gottes Sohn,
zu dir ich nunmehr wende
zum schuld’gen Tageslohn;
denn du bist selbst getreten
an meine Werkstatt gut,
hast mir helfen arbeiten,
regiert mein Sinn und Mut.
3. Mein Haupt hast du gestärket,
mein’n Fingern geben Kraft,
hast deinen Seg’n vermerket,
der allein Frommen schaft.
Daher ist wohl geraten
mein‘ Arbeit und mein‘ Kunst;
ohn‘ dich geht nichts vonstatten,
ohn‘ dich ist all’s umsunst.
4. Drum ich vom Herzensgrunde
dich, Herr Gott, lob und preis
in dieser Abendstunde
und bitt mit ganzem Fleiß,
du wollest gnädig hören
mein arm Vespergebet,
das Gut‘ in mir vermehren
durch dein‘ Barmherzigkeit.
5. Gleich wie vor alten Zeiten
du hast viel Gut’s erzeigt
des Abends denen Leuten,
der’n Herz sich zu dir neigt
und fest auf dich gebauet,
so wollst du auch geruhn,
wie unser Herz dir trauet
uns Lieb’s und Gut’s zu tun.
6. Als Noah hat gelassen
ein Täublein aus sei’m Schiff,
kehrt‘ es wieder sein‘ Straßen
und bracht‘ ein‘ Freudenbrief:
Zur Vesperzeit im Munde
führt‘ es ein Ölblatt grün,
daran Noah verstunde,
des Herrn Zorn wär dahin.
7. Zwei heil’ge Engel kamen
des Abends zu dem Loth;
in ihren Schutz ihn nahmen
vor der gottlosen Rott,
erlösten den Propheten;
bald fiel ein Schwef’l und Feu’r,
macht den achtlosen Städten
ihr‘ Freud und Frevel teu’r.
8. Imgleichen wir auch lesen,
wie Eli, der Prophet,
im Hungerland gewesen.
Hört, was der Herre tät:
Vögel gedienet haben
zu Tisch dem Gottesmann;
abends und morgens Raben
Brot und Fleisch brachten an.
9. Auch wollst du, Herr, uns geben
Abend- und Morgenbrot
und was zu diesem Leben
uns allenthalb ist not.
Dein‘ Engel wollst du schicken,
auf daß er uns bewahr
vor Teufels List und Tücken,
so sind wir ohn‘ Gefahr.
10. Erhöre unser Bitten,
ach Herr, du treuer Gott:
Die Stadt wollst du behüten
vor Feu’r und aller Not;
und weil die Völker toben,
erregen Krieg und Streit,
so sende uns von oben
den Fried zu unsrer Zeit.
11. Ja, weil’s will finster werden
um’s Wort, der Gnaden Licht,
denn Satan auf der Erden
die Ketzerei anricht‘,
so bleib bei uns, Herr Christe
mit deinem Gnadenschein,
dein wertes Wort uns friste,
alsdann wir sicher sein.
12. Hiermit ich nun vollende
mein Tagsgeschäft und Sach
und bitt herzlich zu Ende:
Herr, Feierabend mach,
drauf der Sabbat angehet,
der währt viel tausend Jahr,
der ewiglich bestehet;
Amen, das werde wahr.
Text: Michael Ziegenspeck 1677
Melodie: Heinrich Schütz 1628
Quelle: EKB 1950, Nr. 492
Anmerkung: Das Jahr 1677 wird in der von mir genannten Quelle genannt, scheint jedoch aus sachlichen Gründen falsch zu sein. Richtig wäre wohl vielmehr 1617. Danke für den Hinweis durch einen Leser.