Gellert, Christian Fürchtegott – Mein erst Gefühl sei Preis und Dank;

Mein erst Gefühl sei Preis und Dank;
Erheb ihn, meine Seele!
Der Herr hört deinen Lobgesang;
Lobsing ihm, meine Seele!

Mich selbst zu schützen, ohne Macht,
Lag ich und schlief im Frieden.
Wer schafft die Sicherheit der Nacht,
Und Ruhe für die Müden?

Wer wacht, wenn ich von mir nichts weiß,
Mein Leben zu bewahren?
Wer stärkt mein Blut in seinem Fleiß,
Und schützt mich vor Gefahren?

Wer lehrt das Auge seine Pflicht,
Sich sicher zu bedecken?
Wer ruft dem Tag und seinem Licht,
Die Seele zu erwecken?

Du bist es, Herr und Gott der Welt,
Und dein ist unser Leben.
Du bist es, der es uns erhält,
Und mir’s itzt neu gegeben.

Gelobet seist du, Gott der Macht,
Gelobt sei deine Treue!
Daß ich nach einer sanften Nacht
Mich dieses Tags erfreue.

Laß deinen Segen auf mir ruhn,
Mich deine Wege wallen;
Und lehre du mich selber tun
Nach deinem Wohlgefallen.

Nimm meines Lebens gnädig wahr;
Auf dich hofft meine Seele.
Sei mir ein Retter in Gefahr,
Ein Vater, wenn ich fehle.

Gib mir ein Herz voll Zuversicht,
Erfüllt mit Lieb und Ruhe,
Ein weises Herz, das seine Pflicht
Erkenn und willig tue.

Daß ich, als ein getreuer Knecht,
Nach deinem Reiche strebe,
Gottselig, züchtig und gerecht
Durch deine Gnade lebe.

Daß ich, dem Nächsten beizustehn,
Nie Fleiß und Arbeit scheue,
Mich gern an andrer Wohlergehn
Und ihrer Tugend freue.

Daß ich das Glück der Lebenszeit
In deiner Furcht genieße,
Und meinen Lauf mit Freudigkeit,
Wenn du gebeutst, beschließe.