unbekannt – O Herr, ich ruff dein namen an

Wider die Türken

„Hundert und fünfftzehen guter newer Liedlein rc.“ Nürnberg 1544. Tenorstimmen, 23 1/2 Bogen in Quer-4°. Nro. 27, componirt von Lud. Senffl.

O Herr, ich ruff dein namen an,
dann mir sunst niemand helffen kan
in disen strengen zeyten.
Schaw, wie der Türck so grausam wüt!
daruor uns, lieber Herr, behüt
und hilff uns in bestreyten!
Wir seind sunst gantz und gar verlorn:
ob wir schon haben deinen zorn
schwerlich auff uns geladen,
So denck doch, das wir sein getaufft,
darzu mit Christi blut erkaufft,
dedshalb wölst uns begnaden.

Und eylents uns mit hilff erschein,
Herr, laß die sach dein eygen sein,
weil es dein heyligen glauben
Bei dem Christen Volck betrifft:
der feind, der allen jammer stifft,
wil uns des gar berauben.
Und sichst du zu solcher beschwer,
so wirdt bey uns dein Göttlich ehr
mit allem lob verschwinden:
Des traw ich dir im hertzen nit,
des halb ich dich durch Jhesum bitt,
wöllst uns des lasts entbinden!

Seyt nun der Türck so peinlich tobt,
und dich der todten keiner lobt,
die zu der hell absteygen,
So gstat nit, das er uns außreuth
und mach dein Christlich volck zur beuth,
wir können ye nicht schweygen:
Wir müssen dich hoch mit gedult
ermanen Christus groß unschuld,
die er für uns hat tragen,
Deshalb schrey ich umb trost zu dir,
hilff meinem volck, desgleichen mir,
ich weyß sunst niemand zklagen!

Sunst würdest du uns unbekandt,
der nam Jesus wirdt nit genant,
dann jn die Heyden hassen,
Auch wird der heylig Geist verspot,
sprechen: wo ist der Christen Got?
er hat sie gantz verlassen!
Dasselbig, lieber Herr, betracht
und hilff uns mit all deiner macht
dein ehr und lob erhalten,
Und bleyb bey uns, bed, tag und nacht,
so wirdt der Türck und all sein bracht
von dir uns nymmer spalten!

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