Als man zelt fünffzehen hundert jar
Und sechs und viertzig, gleich als war
Der sibenzehend im hornung,
Schwermütigkeit mein hertz durch drung
Und west doch selb nit, was mir was.
Gleich traurig auff mir selber saß,
Legt mich in den gedancken tieff
Und gleich im unmut groß entschlieff.
Mich daucht, ich wer in eynem tempel,
Erbawt nach sechsischem exempel,
Der war mit kertzen hell beleucht,
Mit edlem reuchwerck wol durchreucht.
Mitten da stund bedecket gar
Mit schwartzem tuch ein todtenpar.
Ob dieser par da hieng ein schildt,
Darinn ein rosen war gebild.
Mitten dardurch so gieng ein creutz.
Ich dacht mir: Ach Gott, was bedeuts?
Erseufftzet darob traurigkleich.
Gedacht: Wie wenn die todten-leich
Doctor Martinus Luther wer?
Inn dem tratt auß dem chor daher
Ein weib in schnee-weissem gewand,
Theologia hoch genand.
Die stund hin zu der todten-par.
Sie wand ihr hend und raufft ir har,
Gar kläglich mit weynen durch brach,
Mit seufftzen sie anfieng und sprach:
Ach, das es müß erbarmen Got!
Ligst du denn yetz hie und bist tod?
O du trewer und küner heldt,
Von Gott, dem Herren, selb erwelt,
Für mich so ritterlich zu kempffn,
Mit Gottes wort mein feind zu dempffn,
Mit disputirn, schreybn und predigen,
Darmit du mich denn thetst erledigen
Auß meiner trübsal und gezwencknuß,
Meyner babylonischen gfencknuß,
Darinn ich lag so lange zeyt
Biß schier inn die vergessenheyt
Von mein feinden in hertzen leyd,
Von den mir mein schnee-weisses kleyd
Vermayligt wurd schwartz und besudelt,
Zerrissen und scheutzlich zerhudelt,
Die mich auch hin und wider zogen,
Zerkrüppelten, krümbten und bogen!
Ich wurd geradprecht, zwickt und zwagt,
Verwundt, gemartert und geplagt
Durch ir gotlose menschen lehr,
Das man mich kaum kund kennen mehr.
Ich galt endtlich gar nichts bey in,
Biß ich durch dich erledigt bin,
Du thewrer held, auß Gottes gnadn,
Da du mich waschen thetst und badn
Und mir wider reynigst mein wat
Von iren lügen und unflat.
Mich thetst du auch heylen und salben,
Das ich gesund steh allenthalben,
Gantz hell und reyn, wie im anfang.
Darinn hast mich bemühet lang,
Mit schwerer arbeyt hart geplagt,
Dein leben offt darob gewagt,
Weil babst, bischöff, künig und fürsten
Gar sehr nach deinem blut was dürsten,
Dir hindter-dückisch nach gestelt.
Noch bist du als ein Gottes held
Blieben warhafft, trew und bestendig,
Durch kein gefar worden abwendig
Von wegen Gottes und auch mein.
Wer wirt nun mein verfechter sein,
Weyl du genummen hast ein end?
Wie wird ich werden so ellend?
Verlassen in der feinde mit?
Ich sprach zu ir: O fürcht dir nit,
du heylige! sey wolgemut!
Got hat dich selbs in seyner hut,
Der dir hat überflüssig geben
Vil treflich männer, so noch leben.
Die werden dich handhaben fein
Sampt der gantz christlichen gemeyn;
Der du bist worden klar bekand
Schir durchauß in gantz teutschem land.
Die all werden dich nicht verlassen,
Dich reyn behalten aller massen
On menschen lehr, wie du yetz bist.
Darwider hilfft kein gwalt noch list.
Dich sollen die pforten der hellen
Nicht überweltigen noch fellen.
Darumb so laß dein trawren sein,
Das doctor Martinus allein
Als ein uberwinder und siger,
Ein recht apostolischer krieger,
Der seynen kampff hie hat verbracht
Und brochen deiner feinde macht
Und ietz auß aller angst und not
Durch den milt barmhertzigen Got
Gefordert zu ewiger rhu!
Da helff uns Christus allen zu,
Da ewig freud uns aufferwachs
Nach dem elend! das wünscht Hans Sachs.