1. Weint, und weint gleichwohl nicht zu sehr,
Denn was euch abgestorben,
Ist wohl daran und hat nunmehr
Das beste Teil erworben!
Es ist hindurch ins Vaterland,
Nachdem der harte schwere Stand,
Der hier war, überstanden.
2. Hier sind wir auf der wilden See
Im Sturm und tiefen Fluten,
Da gehts uns, daß vor Ach und Weh
Das Herze möchte bluten.
Sobald der Mensch ins Leben tritt,
Sobald kommt auch die Trübsal mit
Und folgt ihm auf dem Fuße.
3.Da ist kein Kind so zart und klein,
Es muß sein Leiden tragen:
Ein jedes hat sein Angst und Pein,
Kanns oft nicht von sich sagen;
Und wenns auch gleich noch etwas spricht,
So bleibt doch drum das Elend nicht
Von seines Leibes Gliedern.
4. Kommts auf die Bein und wächst herzu,
Lernt schwarz und weiß verstehen,
So merks, was man auf Erden tu,
Wie Menschen werke gehen,
Sieht lauter Böses, gar nichts Guts,
Darüber wirds betrübtes Muts
Und fängt sich an zu grämen.
5. Hilft endlich Gott zur vollen Kraft
Und reifen Mannesjahren,
Tritts in den Stand, da man was schafft,
Da kanns denn recht erfahren,
Wie alles so voll Mühe sei:
Und hat doch selten mehr dabei
Als wenig gute Stunden
6. Das alles sieht der Vater an,
Die Mutter nimmts zu Herzen,
Und niemand ist, der helfen kann;
Da kommen denn die Schmerzen,
Die häufen sich ohn Unterlaß
Und halten stets die Augen naß
Bei Eltern und bei Kindern.
7. Drum laßts Gott machen, wie er will!
Er weiß die besten Weisen.
Wer balde kommt zu seinem Zeil,
Der darf nicht ferne reisen;
Und wer bei Zeit wird ausgespannt,
Der darf des Jammers schweren Stand
Nicht allzu lange ziehen.
8. Was unser Welt ist zugedacht,
Darf euer Kind nicht schmecken;
Es schläft und ruht, bis Gottes Macht
Es wieder wird erwecken.
Und wann ihr kommt ins Himmels Saal,
So wird euch Kinder Zahl
Mit großer Lust empfangen.
9. So schlaf nun wohl, du herzes Kind,
Doch tröste Gott die Deinen,
Wann jetzt ihr Herz und Auge rinnt,
Und kehr ihr bittres Weinen
Zu seiner Zeit, die er bestellt,
Auf Weis und Art, die ihm gefällt,
In Freund und süßes singen.