Recke, Elisabeth von der – Am Geburtstag

Durch dein allmächtig Werde
Ward, Gott, dies Leben mein!
Wie Himmel, Sonn‘ und Erde
Riefst du auch mich ins Sein.
Und einst als ich, erblickte
Dies schöne Tageslicht,
Mit wie viel Segen schmückte
Mich Deine Güte nicht!

Was in dem Pilgerleben
Zu meinem Glücke nützt
Hast du mir da gegeben,
Und gibst es mir noch izt1jetzt.
Du gabst mir viele Freuden
Und manchen treuen Freund,
Und schicktest du mir Leiden
So war mein Glück gemeint.

Du gabst von deinem Willen
Genug Erkenntnis mir,
Und gern ihn zu erfüllen
Auch Wollen und Begier.
Lief ich Gefahr zu gleiten,
Irrt ich in meinem Lauf
So warst du mir zur Seiten
Und halfst mir wieder auf.

O, Schöpfer meiner Tage,
Stärk in der Tugend mich!
Und wenn ichs einsam klage,
Dann zeig als Vater dich,
Der auch auf stille Tränen
Mit weiser Güte blickt,
Und der nach diesen Tränen
Doch wieder mich beglückt!

Und ist in diesem Leben
Sein glücklich Los mein Teil,
Willst du mir Leiden geben,
So gib auch Mut, mein Heil!
Doch sollen frohe Tage
Für mich auf Erden sein,
So hilf mir in die Lage
Auch Andre zu erfreun!

Gellert, Christian Fürchtegott – Dir dank ich heute für mein Leben;

Dir dank ich heute für mein Leben;
Am Tage, da du mir’s gegeben,
Dank ich dir, Gott, dafür.
Durch freie Gnad allein bewogen,
Hast du mich aus dem Nichts gezogen;
Durch deine Güte bin ich hier.

Du hast mich wunderbar bereitet,
An deiner Rechten mich geleitet,
Bis diesen Augenblick.
Du gabst mir tausend frohe Tage,
Verwandeltest selbst meine Klage
Und meine Leiden in mein Glück.

Ich bin der Treue zu geringe,
Mit der du, Herrscher aller Dinge,
Stets über mich gewacht.
O Gott! damit ich glücklich werde,
Hast du an mich, mich Staub und Erde,
Von Ewigkeit her schon gedacht!

Du sahst und hörtest schon mein Sehnen,
Und zähltest alle meine Tränen,
Eh ich bereitet war;
Und wogst, eh ich zu sein begonnte,
Eh ich zu dir noch rufen konnte,
Mir mein bescheiden Teil schon dar.

Du ließt mich Gnade vor dir finden;
Und sahst doch alle meine Sünden
Vorher von Ewigkeit.
O welche Liebe! welch Erbarmen!
Der Herr der Welt sorgt für die Armen,
Und ist ein Vater, der verzeiht.

Für alle Wunder deiner Treue,
Für alles, dessen ich mich freue,
Lobsinget dir mein Geist.
Er selber ist dein größt Geschenke;
Dein ist’s, daß ich durch ihn dich denke,
Und dein, daß er dich heute preist.

Daß du mein Leben mir gefristet,
Mit Stärk und Kraft mich ausgerüstet,
Dies, Vater, dank ich dir;
Daß du mich wunderbar geführet,
Mit deinem Geiste mich regieret,
Dies alles, Vater, dank ich dir.

Soll ich, o Gott! noch länger leben:
So wirst du, was mir gut ist, geben;
Du gibst’s, ich hoff auf dich.
Dir, Gott, befehl ich Leib und Seele.
Der Herr Herr, dem ich sie befehle,
Der segne und behüte mich!