Albert Zeller – Nur wer allein zum Herrn gefleht

Nur wer allein zum Herrn gefleht,
Allein, als wenn in weiter Welt
Nicht Eine Seele zu ihm steht,
In Lieb und Andacht ihm gesellt,
Der hat die seligste der Stunden,
Hat wahrhaft Gott und sich gefunden.

Wohl ist es süß, wohl ist es traut,
Mit frommen Herzen beten gehn,
Zu zwei, zu drei, mit vielen laut
Des Herren Lob und Preis erhöhn;
Er will bei uns, bei Millionen,
In gleicher Gnadenfülle wohnen.

Doch das, was dir, nur dir allein
Aus seinem Vaterherzen gilt,
Draus deines Wesens tiefstem Sein
Durch alle Adern Leben quillt,
Das kann er dir im ganzen Leben
Allein, allein mit dir, nur geben.

Allein, ob Tausend bei dir sind,
Allein im stillsten Kämmerlein,
Das macht es nicht, mein liebes Kind,
Allein und immer nur allein;
Es ist so leicht, so schwer zu fassen,
Doch wers gefasst, kanns nimmer lassen.

Einsam ist nur, wer ihn nicht sucht
Und Andres außer ihm begehrt,
Wenn unser Herz in schwanker Flucht
Sich sehnend da- und dorthin kehrt;
Wem einen Augenblick entfallen,
Dass Gott der Treuste ist von Allen.

Allein mit Gott ist nie allein,
Ist herrlichstes Zusammengehn,
Der tiefste, innigste Verein
Mit seinem Liebsten ungesehn;
Allein mit Gott, heißt lieben, leben,
Das Höchste nehmen, Höchste geben!