- Mein Gott, ich habe mir
Gar fest gesetzet für,
Ich will mich fleißig hüten,
Wenn meine Feinde wüten,
Daß, wenn ich ja was spreche,
Ich dein Gesetz nicht breche. - Wenn mein Geblüt entbrennet,
So hab ich mich gewöhnt,
Vor deinen Stuhl zu treten,
Laß Herz und Zunge beten;
Herr, zeige deinem Knechte,
Zu tun nach deinem Rechte. - Herr, lehre mich doch wohl
Bedenken, daß ich soll
Einmal von dieser Erden
Hinweg geraffet werden,
Und daß mir deine Hände
Gesetzet Zeit und Ende. - Die Tage meiner Zeit
Sind eine Hand nur breit,
Und wenn man dies mein Bleiben
Soll recht und wohl beschreiben,
So ists ein Nichts und bleibet
Ein Stäublein, das zerstäubet. - Ach, wie so gar nichts wert
Sind Menschen auf der Erd,
Die doch so sicher leben
Und gar nicht Acht drauf geben,
Daß all ihr Tun und Glücke
Verschwind im Augenblicke. - sie gehen in der Welt
Und suchen Gut und Geld,
Der Schatten einen Schemen!
Und können nichts mitnehmen,
Wann nach der Menschen Weise
Sie tun des Todes Reise. - Sie schlafen ohne Ruh,
Arbeiten immerzu,
sind Tag und Nacht geflissen,
Und können doch nicht wissen,
Wer, wenn sie niederliegen,
Ihr Erbe werde kriegen. - Nun, Herr, wo soll ich hin?
Wer tröstet meinen Sinn?
Ich komm an deine Pforten,
Der du mit Werk und Warten
Erfreuest, die dich scheuen
Und dein allein sich freuen. - Wann sich mein Feind erregt
Und mir viel Dampfs anlegt,
So will ich stille schweigen,
Mein Herz zur Ruhe neigen:
Du Richter aller Sachen,
Du kannst und wirsts wohl machen. - Wenn du dein Hand ausstreckst,
Des Menschen Herz erschreckst,
Wenn du die Sünd heimsuchest,
Den Sünder schiltst und fluchest:
So geht in einer Stunde
All Herrlichkeit zugrunde. - Der schönen Jugend Kranz,
Der roten Wangen Glanz
Wird wie ein Kleid verzehret,
So hier der Matten nähret.
Ach, wie gar nichts im Leben
Sind die auf Erden schweben! - Du aber, du mein Hort,
Du bleibet fort und fort
Mein Helfer, sieht mein Sehnen,
Mein Angst und heiße Tränen,
Erhöret meine Bitte,
Wenn ich mein Herz ausschütte. - Drum ruhet mein Gemüt
Allein auf deiner Güt;
Ich laß dein Herze sorgen,
Als deme nicht verborgen,
Wie Meiner Feinde Tücke
Du treiben sollst zurücke. - Ich bin dein Knecht und Kind,
Dein Erb und Hausgesind,
Dein Pilgrim und dein Bürger,
Der, wenn der Menschenwürger
Mein Leben mir genommen,
Zu dir gewiß wird kommen. - Zur Weit muß ich hinaus,
Der Himmel ist mein Haus,
Da in den Engelscharen
Mein Eltern und Vorfahren,
Auch Schwestern, Freund und Brüder
Jetzt singen ihre Lieder. - Hie ist nur Qual und Pein,
Dort, dort wird Freude sein!
Dahin, wenn es dein Wille,
Ich fröhlich, sanft und stille
Aus diesen Jammerjahren
Zur Ruhe will abfahren.