Herr Jesu Christ, du höchstes Gut,
Du Brunnquell der Genaden,
Sieh doch, wie ich in meinem Muth
Mit Schmerzen bin beladen,
Und in mir hab‘ der Pfeile viel,
Die im Gewissen ohne Ziel
Mich armen Sünder drücken.
Erbarm‘ dich mein in solcher Last;
Nim sie aus meinem Herzen,
Dieweil du sie gebüßet hast.
Am Holz mit Todesschmerzen,
Auf daß ich nicht für großem Weh‘
In meinen Sünden untergeh‘
Und ewiglich verzage.
Fürwahr, wenn mir das kommet ein,
Was ich mein‘ Tag begangen:
So fällt mir auf das Herz ein Stein,
Und bin mit Furcht umfangen;
Ja, ich weiß weder aus noch ein,
Und müßte stracks verloren seyn,
Wenn ich dein Wort nicht hätte.
Aber dein heilsam Wort das macht
Mit seinem süßen Singen,
Daß mir das Herze wieder lacht
Und was beginnt zu springen,
Dieweil es alle Gnad‘ verheißt
Denen, die mit zuknirschtem Geist
Zu dir, o Jesu, kommen.
Und weil ich denn in meinem Sinn,
Wie ich zuvor geklaget,
Auch ein betrübter Sünder bin,
Den sein Gewissen naget,
Und gerne mögt‘ im Blute dein
Von Sünden absolviret seyn,
Wie David und Manasses:
Als komm‘ ich auch zu dir allhie
In meiner Angst geschritten,
Und thu‘ dich mit gebeugtem Knie
Von ganzem Herzen bitten:
Verzeih mir doch genädiglich,
Was ich mein‘ Lebtag‘ wider dich
Auf Erden hab‘ begangen.
O Herr, vergieb, vergieb‘ mir’s doch
Um deines Namens willen,
Und thu in mir das schwere Joch
Der Uebertretung stillen,
Daß sich mein Herz zufrieden geb‘
Und dir hinfort zu Ehren leb‘
Mit kindlichem Gehorsam.
Stärk‘ mich mit deinem Freudengeist,
Heil‘ mich mit deinen Wunden,
Wasch mich mit deinem Todesschweiß
In meiner letzten Stunden,
Und nim mich einst, wenn dir’s gefällt,
Im rechten Glauben aus der Welt
Zu deinen Auserwählten!
Rambach – Anthologie christlicher Gesänge aus der alten und mittlern Zeit