O Ewigkeit, du Donner-Wort,
O Schwert, das durch die Seele bohrt,
O Anfang sonder Ende!
Ich weiß für großer Traurigkeit
nicht, wo ich hin mich wende.
Mein ganz erschrocknes Herz erbebt,
daß mir die Zung am Gaumen klebt.
Kein Unglück ist in aller Welt
das endlich mit der Zeit nicht fällt,
und ganz wird aufgehoben;
Die Ewigkeit hat nur kein Ziel,
sie treibet fort und fort ihr Spiel,
läßt nimmer ab zu toben;
ja, wie mein Heiland selber spricht,
aus ihr ist kein Erlösung nicht.
O Ewigkeit, du machst mir bang;
O ewig, ewig ist zu lang,
hie gilt fürwahr kein Scherzen.
Drum, wenn ich diese lange Nacht
zusammt der großen Pein betracht,
Erschreck ich recht von Herzen.
Nichts ist zu finden weit und breit
so schrecklich als die Ewigkeit.
Was acht ich Wasser, Feur und Schwert!
Dies alles ist kaum nennens wert,
es kann nicht lange dauren.
Was wär es, wenn gleich ein Tyrann,
der funfzig Jahr kaum leben kann,
mich endlich ließ vermauren!
Gefängnis, Marter, Angst und Pein,
die können ja nicht ewig sein.
Wenn der Verdammten große Qual
so manches Jahr, als an der Zahl
hie Menschen sich ernähren,
als manchen Stern der Himmel hegt,
als manches Laub die Erde trägt,
noch endlich sollte währen,
so wäre doch der Pein zuletzt
ihr recht bestimmtes Ziel gesetzt.
Liegt einer krank und ruhet gleich
im Bette, das von Golde reich
ist königlich gezieret,
so hasset er doch solchen Pracht
auch so, daß er die ganze Nacht
ein kläglichs Leben führet.
Er zählet aller Glocken Schlag
und seufzet nach dem lieben Tag.
Ach was ist das? Der Höllen Pein
wird nicht wie Leibes Krankheit sein
und mit der Zeit sich enden.
Es wird sich der Verdammten Schar
Im Feur und Schwefel immerdar
mit Zorn und Grimm umwenden,
und dies ihr unbegreiflichs Leid
soll währen bis in Ewigkeit.
So lang ein Gott im Himmel lebt
und über alle Wolken schwebt,
wird solche Marter währen.
Es wird sie plagen Kält und Hitz
Angst, Hunger, Schrecken, Feur und Blitz
und sie doch nie verzehren.
Dann wird sich enden diese Pein,
wenn Gott nicht mehr wird ewig sein.
Wach auf, o Mensch, vom Sündenschlaf,
ermuntre dich, verlornes Schaf,
und bessre bald dein Leben!
Wach auf, es ist doch hohe Zeit,
es kommt heran die Ewigkeit,
dir deinen Lohn zu geben.
Vielleicht ist heut der letzte Tag;
wer weiß noch, wie man sterben mag!
O Ewigkeit, du Donner-Wort,
O Schwert, das durch die Seele bohrt,
O Anfang sonder Ende!
O Ewigkeit, Zeit ohne Zeit!
Ich weiß für großer Traurigkeit
nicht, wo ich mich hinwende.
Nimm du mich, wenn es dir gefällt,
Herr Jesu, in dein Freuden-Zelt!