Gerhardt, Paul – Sei wohl gemut, o Christenseel (Psalm 73)

  1. Sei wohlgemut, o Christenseel,
    Im Hochmut deiner Feinde;
    Es hat das rechte Israel
    Noch dennoch Gott zum Freude,
    Wer glaubt und hofft, der wird geliebt
    Von dem, der unsern Herzen gibt
    Trost, Friede, Freund und Leben.
  2. Zwar tut es weh und ärgert sehr,
    Wenn man vor Augen siehet,
    Wie dieser Welt gottloses Heer
    So schön und herrlich blühet:
    Sie sind in keiner Todesfahr,
    Erleben hier so manches Jahr
    Und stehen wie Paläste.
  3. Sie haben Glück und wissen nicht,
    Wie Armen sei zu Mute:
    Gold ist ihr Gott, Geld ist ihr Licht.
    Sind stolz bei großem Gute:
    Sie reden hoch, und das gilt schlecht:
    Was andre sagen, ist nicht recht,
    Es ist Ihnen viel wenig.
  4. Des Pöbelvolks unweiser Hauf
    Ist auch auf ihrer Seite;
    Sie sperren Maul und Nasen auf
    Und sprechen: Das sind Leute!
    Das sind ohn alle Zweifel die,
    Die Gott vor allen andern hie
    Zu Kindern auserkoren.
  5. Was sollte doch der große Gott
    Nach jenen andern Fragen,
    Die sich mit Armut, Kreuz und Not
    Bis in die Gruben tragen?
    Wem hier des Glückes Gunst und Schein
    Nicht leuchtet, kann kein Christe sein,
    Er ist gewiß verstoßen.
  6. Solls denn, mein Gott, vergebens sein,
    Daß dich mein Herze liebet?
    Ich liebet dich und leide Pein,
    Bin dein und doch betrübet.
    Ich hätte bald auch so gedacht
    Wie jene Rotte, die nichts achtet
    Als was vor Augen pranget.
  7. Sieh aber, sieh, in solchem Sinn
    Wär ich zu weit gekommen,
    Ich hätte bloß verdammt dahin
    Die ganze Schar der Frommen:
    Denn hat auch je einmal gelebt
    Ein frommer Mensch, der leicht geschwebt
    In großem Kreuz und Leiden?
  8. Ich dachte hin, ich dachte her,
    Ob ich ist es möcht ergründen,
    Es war mir aber viel zu schwer,
    Den rechten Schluß zu finden,
    Bis daß ich ging ins Heiligtum
    Und merkte, wie du, unser Ruhm,
    Die Bösen führst zu Ende.
  9. Ihr Gang ist schlüpfrig, glatt ihr Pfad,
    Ihr Tritt ist ungewisse:
    Du suchst sie heim nach ihrer Tat
    Und stürzest ihre Füße.
    Im Hui ist alles umgewendt,
    Da nehmen sie ein plötzlich End
    Und fahren hin mit Schrecken.
  10. Heut grünen sie gleich wie ein Baum,
    Ihr Herz ist froh und lachet,
    Und morgen sind sie wie ein Traum,
    Von dem der Mensch aufwachet,
    Ein bloßer Schatt, ein totes Bild,
    Das weder Hand noch Augen füllt,
    Verschwindt im Augenblicke
  11. Es mag drum sein; es wäre gleich
    Mein Kreuz, so lang ich lebe,
    Ich habe gnug an Himmelreich,
    Dahin ich täglich sterbe.
    Hält mich die Welt gleich als ein Tier,
    Ei, lebst du, Gott doch über mir,
    Du bist mein Ehr und Krone.
  12. Du heilest meines Herzensstich
    Mit deiner süßer Liebe
    Und wehrest dem Unglück, daß es mich
    Nicht allzu hoch betrübe;
    Du leitest mich mit deiner Hand
    Und wirst mich endlich in den Stand
    Der rechten Ehren setzen.
  13. Wenn ich nur dich, o starker Held,
    Behalt in meinem Leide,
    So acht ichs nicht, wenn gleich zerfällt
    Das große Weltgebäude.
    Du bist mein Himmel, und dein Schoß
    Bleibt allezeit mein Burg und Schloß,
    Wann diese Erd entweichet.
  14. Wann mir gleich Leib und Seel verschmacht,
    So kann ich doch nicht sterben,
    Denn du bist meines Lebens Macht
    Und laßt mich nicht verderben.
    Was frag ich nach dem Erb und Teil
    Auf dieser Welt? du, du, mein Heil,
    Du bist mein Teil und Erbe.
  15. Das kann die gottvergeßne Rott
    Mit Wahrheit nimmer sagen:
    Sie weicht von dir und wird zu Spott,
    Verdirbt in Großen Plagen.
    Mir aber ists, wie dir bewußt,
    Die größte Freud und höchste Lust,
    Daß ich mich zu halte.
  16. So will ich nun die Zuversicht
    Auf dich beständig setzen,
    Es werde Zeit ergetzen.
    Indessen will ich stille ruhn
    Und deiner weisen Hände tun
    Mit meinem Munde preisen.

Gerhardt, Paul – Sollt‘ ich meinem Gott nicht singen?

  1. Sollt’ ich meinem Gott nicht singen?
    Sollt’ ich ihm nicht dankbar sein?
    Denn ich seh’ in allen Dingen,
    Wie so gut er’s mit mir mein’.
    Ist doch nichts als lauter Lieben,
    Das sein treues Herze regt,
    Das ohn’ Ende hebt und trägt,
    Die in seinem Dienst sich üben.
    Alles Ding währt seine Zeit,
    Gottes Lieb’ in Ewigkeit.
  2. Wie ein Adler sein Gefieder
    Über seine Jungen streckt,
    Also hat auch hin und wieder
    Mich des Höchsten Arm bedeckt.
    Alsobald im Mutterleibe,
    Da er mir mein Wesen gab
    Und das Leben, das ich hab
    Und noch diese Stunde treibe.
    Alles Ding währt seine Zeit,
    Gottes Lieb in Ewigkeit.
  3. Sein Sohn ist ihm nicht zu teuer,
    Nein, er gibt ihn für mich hin,
    Daß er mich vom ew’gen Feuer
    Durch sein teures Blut gewinn’.
    O du unergründ’ter Brunnen,
    Wie will doch mein schwacher Geist,
    Ob er sich gleich hoch befleißt,
    Deine Tief’ ergründen können?
    Alles Ding währt seine Zeit,
    Gottes Lieb’ in Ewigkeit.
  4. Seinen Geist, den edlen Führer,
    Gibt er mir in seinem Wort,
    Daß er werde mein Regierer
    Durch die Welt zur Himmelspfort,
    Daß er mir mein Herz erfülle
    Mit dem hellen Glaubenslicht,
    Das des Todes Macht zerbricht
    Und die Hölle selbst macht stille.
    Alles Ding währt seine Zeit,
    Gottes Lieb in Ewigkeit.
  5. Meiner Seele Wohlergehen
    Hat er ja recht wohl bedacht.
    Will dem Leibe Not zustehen,
    Nimmt er’s gleichfalls wohl in acht.
    Wenn mein Können, mein Vermögen
    Nichts vermag, nichts helfen kann,
    Kommt mein Gott und hebt mir an
    Sein Vermögen beizulegen.
    Alles Ding währt seine Zeit,
    Gottes Lieb’ in Ewigkeit.
  6. Himmel, Erd und ihre Heere
    Hat er mir zum Dienst bestellt;
    Wo ich nur mein Aug hinkehre,
    Find ich, was mich nährt und hält:
    Tier und Kräuter und Getreide
    In den Gründen, in der Höh,
    In den Büschen, in der See,
    Überall ist meine Weide.
    Alles Ding währt seine Zeit,
    Gottes Lieb in Ewigkeit.
  7. Wenn ich schlafe, wacht sein Sorgen
    Und ermuntert mein Gemüt,
    Daß ich alle lieben Morgen
    Schaue neue Lieb’ und Güt’.
    Wäre mein Gott nicht gewesen,
    Hätte mich sein Angesicht
    Nicht geleitet, wär’ ich nicht
    Aus so mancher Angst genesen.
    Alles Ding währt seine Zeit,
    Gottes Lieb’ in Ewigkeit.
  8. Wie so manche schwere Plage
    Wird vom Satan umgeführt,
    Die mich doch mein Lebetage
    Niemals noch bisher gerührt.
    Gottes Engel, den er sendet,
    Hat das Böse, was der Feind
    Anzurichten war gemeint,
    In die Ferne weggewendet.
    Alles Ding währt seine Zeit,
    Gottes Lieb in Ewigkeit.
  9. Wie ein Vater seinem Kinde
    Sein Herz niemals ganz entzeucht,
    Ob es gleich bisweilen Sünde
    Tut und aus der Bahne weicht:
    Also hält auch mein Verbrechen
    Mir mein frommer Gott zugut,
    Will mein Fehlen mit der Rut’
    Und nicht mit dem Schwerte rächen.
    Alles Ding währt seine Zeit,
    Gottes Lieb’ in Ewigkeit.
  10. Seine Strafen, seine Schläge,
    Ob sie mir gleich bitter seind,
    Dennoch, wenn ichs recht erwäge,
    Sind es Zeichen, daß mein Freund,
    Der mich liebet, mein gedenke
    Und mich von der schnöden Welt,
    Die uns hart gefangen hält,
    Durch das Kreuze zu ihm lenke.
    Alles Ding währt seine Zeit,
    Gottes Lieb in Ewigkeit.
  11. Das weiß ich fürwahr und lasse
    Mirs nicht aus dem Sinne gehen:
    Christenkreuz hat seine Maße
    Und muß endlich stillen stehn;
    Wenn der Winter ausgeschneiet,
    Tritt der schöne Sommer ein:
    Also wird auch nach der Pein,
    Wers erwarten kann, erfreuet.
    Alles Ding währt seine Zeit,
    Gottes Lieb in Ewigkeit.
  12. Weil denn weder Ziel noch Ende
    Sich in Gottes Liebe find’t,
    Ei, so heb’ ich meine Hände
    Zu dir, Vater, als dein Kind,
    Bitte, woll’st mir Gnade geben,
    Dich aus aller meiner Macht
    Zu umfangen Tag und Nacht
    Hier in meinem ganzen Leben,
    Bis ich dich nach dieser Zeit
    Lob’ und lieb’ in Ewigkeit.

Gerhardt, Paul – Schwing dich auf zu deinem Gott

  1. Schwing dich auf zu deinem Gott,
    Du betrübte Seele!
    Warum liegst du, Gott zum Spott,
    In der Schwermutshöhle?
    Merkst du nicht des Satans List?
    Er will durch sein Kämpfen
    Deinen Trost, den Jesus Christ
    Dir erworben, dämpfen.
  2. Schüttle deinen Kopf und sprich:
    „Fleuch, du alte Schlange!
    Was erneurst du deinen Stich,
    Machst mir angst und bange?
    Ist dir doch der Kopf zerknickt,
    Und ich bin durchs Leiden
    Meines Heilands dir entzückt
    In den Saal der Freuden.“
  3. Wirfst du mir mein Sündgen für?
    Wo hat Gott befohlen,
    Daß mein Urteil über mir
    Ich bei dir soll holen?
    Wer hat dir die Macht geschenkt,
    Andre zu verdammen,
    Der du selbst doch liegst versenkt
    In der Höllen Flammen?
  4. Hab ich was nicht recht getan,
    Ist mir’s leid von Herzen;
    Dahingegen nehm ich an
    Christi Blut und Schmerzen.
    Dann das ist die Ranzion
    Meiner Missetaten;
    Bring ich dies vor Gottes Thron,
    Ist mir wohl geraten.
  5. Christi Unschuld ist mein Ruhm,
    Sein Recht meine Krone,
    Sein Verdienst mein Eigentum,
    Da ich frei in wohne
    Als in einem festen Schloß,
    Das kein Feind kann fällen,
    Brächt er gleich davor Geschoß
    Und Gewalt der Höllen.
  6. Stürme, Teufel und du Tod,
    Was könnt ihr mir schaden?
    Deckt mich doch in meiner Not
    Gott mit seiner Gnaden.
    Der Gott, der mir seinen Sohn
    Selbst verehrt aus Liebe,
    Daß der ew’ge Spott und Hohn
    Mich nicht dort betrübe.
  7. Schreie, tolle Welt, es sei
    Mir Gott nicht gewogen,
    Es ist lauter Täuscherei
    Und im Grund erlogen.
    Wäre mir Gott gram und feind,
    Würd er seine Gaben,
    Die mein eigen worden seind,
    Wohl behalten haben.
  8. Denn was ist im Himmelszelt,
    Was im tiefen Meere,
    Was ist Gutes in der Welt,
    Das nicht mir gut wäre?
    Weme brennt das Sternenlicht?
    Wozu ist gegeben
    Luft und Wasser? Dient es nicht
    Mir und meinem Leben?
  9. Weme wird das Erdreich naß
    Von dem Tau und Regen?
    Weme grünet Laub und Gras?
    Weme füllt der Segen
    Berg und Tale, Feld und Wald?
    Wahrlich, mir zur Freude,
    Daß ich meinen Aufenthalt
    Hab und Leibesweide.
  10. Meine Seele lebt in mir
    Durch die süßen Lehren,
    So die Christen mit Begier
    Alle Tage hören.
    Gott eröffnet früh und spat
    Meinen Geist und Sinnen,
    Daß sie seines Geistes Gnad
    In sich ziehen können.
  11. Was sind der Propheten Wort
    Und Apostel Schreiben
    Als ein Licht am dunkeln Ort,
    Fackeln, die vertreiben
    Meines Herzens Finsternis
    Und in Glaubenssachen
    Das Gewissen fein gewiß
    Und recht grundfest machen?
  12. Nun, auf diesen heilgen Grund
    Bau ich mein Gemüte,
    Sehe, wie der Höllenhund
    Zwar darwider wüte;
    Gleichwohl muß er lassen stehn,
    Was Gott aufgerichtet,
    Aber schändlich muß vergehn,
    Was er selbst dichtet.
  13. Ich bin Gottes, Gott ist mein;
    Wer ist, der uns scheide?
    Dringt das liebe Kreuz herein
    Mit dem bittern Leide,
    Laß es dringen, kommt es doch
    Von geliebten Händen,
    Bricht und kriegt geschwind ein Loch,
    Wann es Gott will wenden.
  14. Kinder, die der Vater soll
    Ziehn zu allem Guten,
    Die gedeihen selten wohl
    Ohne Zucht und Ruten.
    Bin ich dann nun Gottes Kind,
    Warum will ich fliehen,
    Wann er mich von meiner Sünd
    Auf was Guts will ziehen?
  15. Es ist herzlich gut gemeint
    Mit der Christen Plagen;
    Wer hier zeitlich wohl geweint,
    Darf nicht ewig klagen,
    Sondern hat vollkommne Lust
    Dort in Christi Garten,
    Dem er einig recht bewußt,
    Endlich zu gewarten.
  16. Gottes Kinder säen zwar
    Traurig und mit Tränen,
    Aber endlich bringt das Jahr,
    Wornach sie sich sehnen;
    Dann es kommt die Erntenzeit,
    Da sie Garben machen,
    Da wird all ihr Gram und Leid
    Lauter Freud und Lachen.
  17. Ei, so faß, o Christenherz,
    Alle deine Schmerzen,
    Wirf sie fröhlich hinterwärts;
    Laß des Trostes Kerzen
    Dich entzünden mehr und mehr!
    Gib dem großen Namen
    Deines Gottes Preis und Ehr!
    Er wird helfen. Amen.

Gerhardt, Paul – Was Gott gefällt, mein frommes Kind

  1. Was Gott gefällt, mein frommes Kind,
    nimm fröhlich an! Stürmt gleich der Wind
    und braust, daß alles kracht und bricht,
    so sei getröst, denn dir geschicht
    Was Gott gefällt.
  2. Der beste Will ist Gottes Will,
    auf diesem ruht man sanft und still,
    da gib dich allzeit frisch hinein,
    begehre nichts, als nur allein
    Was Gott gefällt.
  3. Der klügste Sinn ist Gottes Sinn,
    was Menschen sinnen, fället hin,
    wird plötzlich kraftlos, müd und laß,
    tut oft, was bös, und selten das,
    Was Gott gefällt.
  4. Der frömmste Mut ist Gottes Mut,
    der niemand Arges gönnt und tut,
    Er segnet, wenn uns schilt und flucht
    die böse Welt, die nimmer sucht
    Was Gott gefällt.
  5. Das treuste Herz ist Gottes Herz,
    treibt alles Unglück hinterwärts,
    beschirmt und schützet Tag und Nacht
    den, der stets hoch und herrlich acht
    Was Gott gefällt.
  6. Ach könnt ich singen, wie ich wohl
    im Herzen wünsch und billig soll,
    So wollt ich öffnen meinen Mund
    und singen jetzo diese Stund
    Was Gott gefällt.
  7. Ich wollt erzählen seinen Rat
    und übergroße Wundertat,
    Das süße Heil, die ewige Kraft,
    die allenthalben wirkt und schafft
    Was Gott gefällt.
  8. Er ist der Herrscher in der Höh,
    auf ihm steht unser Wohl und Weh,
    Er trägt die Welt in seiner Hand,
    hinwieder trägt uns See und Land
    Was Gott gefällt.
  9. Er hält der Elemente Lauf,
    und damit hält er uns auch auf,
    gibt Sommer, Winter, Tag und Nacht
    und alles, davon lebt und lacht
    Was Gott gefällt.
  10. Sein Heer, die Sternen, Sonn und Mond
    gehn ab und zu, wie sie gewohnt,
    Die Erd ist fruchtbar, bringt herfür
    Korn, Öl und Mast, Brot, Wein und Bier,
    Was Gott gefällt.
  11. Sein ist Weisheit und Verstand,
    ihm ist bewußt und wohlbekannt
    sowohl wer Böses tut und übt
    als auch wer Gutes tu und liebt
    Was Gott gefällt.
  12. Sein Häuflein ist ihm lieb und wert;
    sobald es sich zu Sünden kehrt,
    so winkt er mit der Vaterrut
    und locket, bis man wieder tut
    Was Gott gefällt.
  13. Was unsern Herzen dienlich sei,
    das weiß sein Herz, ist fromm dabei,
    der keinem jemals Guts versagt,
    Der Guts gesucht, dem nachgejagt,
    Was Gott gefällt.
  14. Ist dem also, so mag die Welt
    behalten, was ihr wohlgefällt;
    Du aber mein Herz, halt genehm
    und nimm fürlieb mit Gott und dem,
    Was Gott gefällt.
  15. Laß andere sich mit stolzem Mut
    erfreuen über größres Gut,
    Du aber nimm des Kreuzeslast
    und sei geduldig, wenn du hast
    Was Gott gefällt.
  16. Lebst du in Sorg und großem Leid,
    hast lauter Gram und Herzleid,
    Ei, sei zufrieden: Trägst du doch
    in diesem sauren Lebensjoch
    Was Gott gefällt.
  17. Mußt du viel leiden hier und dort,
    so bleibe fest an deinem Hort,
    Denn alle Welt und Kreatur
    ist unter Gott, kann nichts als nur
    Was Gott gefällt.
  18. Wirst du veracht´t von jedermann,
    höhnt dich dein Feind und speit dich an:
    Sei wohlgemut, denn Jesus Christ
    erhöhet dich, weil in dir ist
    Was Gott gefällt.
  19. Glaub, Hoffnung Sanftmut und Geduld
    erhalten Gottes Gnad und Huld;
    Die schleuß in deines Herzens Schrein,
    So wird dein ewige Erbe sein
    Was Gott gefällt.
  20. Dein Erb ist in dem Himmelsthron,
    hier ist dein Zepter, Reich und Kron,
    hier wirst du schmecken, hören, sehn,
    hier wird ohn Ende dir geschehn
    Was Gott gefällt.

Gerhardt, Paul – Was trotzest du, stolzer Tyrann

  1. Was trotzest du, stolzer Tyrann,
    Daß deine verkehrte Gewalt
    Den Armen viel Schaden tun kann?
    Verkreuch dich und schweige nur bald!
    Denn Gottes, des Ewigen Güte
    Bleibt immer in völliger Blüte
    Und währet noch täglich und stehet,
    Ob alles gleich sonsten vergehet.
  2. Die Zunge, dein schädliches Glied,
    Du falscher verlogener Mund,
    Tut manchen gefährlichen Schnitt,
    Schlägt alles zu Schanden und wund:
    Was unrecht, das sprichst du mit Freuden,
    Was recht ist, das kannst du, die Lügen
    Muß Oberhand haben und siegen.
  3. Dein Dichten, dein Trachten, dein Tun
    Ist einzig auf Schaden bedacht;
    Da ist dir unmöglich zu ruhn,
    Du habest denn Böses verbracht;
    Dein Rachen sucht lauter Verderben,
    Und wenn nur viel Fromme ersterben
    Von deiner vergälleten Zungen,
    So meinst du, es sei dir gelungen.
  4. Drum wird dich auch Gottes Gericht
    Zerstörten, verheeren im Grimm;
    Die rechte, die alles zerbricht
    Mit Donner und blitzender Stimm,
    Die wird dich zugrunde schlagen
    Und wird dich mit schrecklichen Plagen
    Aus deinem bisherigen Bleiben
    Samt allen den Deinen vertreiben.
  5. Das werden mit Freuden und Lust
    Die Frommen, Gerechten ersehn,
    Die anderes bisher nicht gewußt,
    Als ob es nun gänzlich geschehn:
    Die werden mit Schrecken da stehen,
    Wenn jene zugrunde vergehen,
    Und endlich mit heiligem Lachen
    Sich wiederum lustig bei machen.
  6. Ei siehe! Wirds heißen, da liegt
    Der prächtige, mächtige Mann,
    Der stetig mit Erden vergnügt,
    Den Himmel beiseite getan;
    Vom Reichtum war immer sein Prangen,
    Und wann er die Unschuld gefangen,
    So hielt ers für treffliche Taten;
    Ei siehe, wie ists ihm geraten!
  7. Ich hoffe mit freudigem Geist
    Ein anderes und besseres Glück,
    Denn was mir mein Vater verheißt,
    Das bleibet doch nimmer zurück.
    Ich werde des Friedens genießen,
    Auch wird sich der Segen ergießen
    Und mich mit erwünschtem Gedeihen
    Samt allen den meinen erfreuen.
  8. Ich werde nach Weise des Baums,
    Der Öle trägt, grünen und blühn,
    Mich freuen des seligen Raums,
    Den ohne mein eignes Bemühn
    Mein Herrscher, Mein Helfer, mein Leben
    Mir selber zu eigen gegeben
    Im Hause, da täglich mit Loben
    Sein Name wird herrlich erhaben.
  9. Trotz sei dir, du trotzender Kot!
    Ich habe den Höchsten bei mir;
    Wo der ist, da hat es nicht Not,
    Und fürcht ich mich gar nicht vor dir.
    Du, mein Gott, kannst alles wohl machen,
    Dich setz ich zum Richter der Sachen,
    Und weißt es: Es wird sich mein Leiden
    Bald enden in Jauchzen und Freuden.

Gerhardt, Paul – Wie ist es möglich, höchstes Licht

  1. Wie ist es möglich, höchstes Licht,
    Daß, weil vor deinem Angesicht
    Doch alles muß erblassen,
    Ich und armes Fleisch und Blut
    Dir zu entgegen einen Mut
    Und Herze sollten lassen!
  2. Was bin ich mehr als Erd und Staub?
    Was ist mein Leib als Gras und Laub?
    Was taugt mein ganzes Leben?
    Was kann ich, wenn ich alles kann?
    Was hab und trag ich um und an,
    Als was du mir gegeben?
  3. Ich bin ein arme Mad und Wurm,
    Ein Strohhalm, den ein kleiner Sturm
    Gar leichtlich hin kann treiben,
    Wenn deine Hand, die alles trägt,
    Mich nur ein wenig trifft und schlägt,
    So weiß ich nicht zu bleiben.
  4. Herr, ich bin nichts! Du aber bist
    Der Mann, der alles hat und ist,
    In dir steht all mein Weisen:
    Wo du mit dein er Hand mich schreckt,
    Und nicht mit Huld und Gnaden deckst,
    So mag ich nicht genesen.
  5. Du bist getreu, ich ungerecht,
    Du fromm, ich gar ein böser Knecht
    Und muß mich wahrlich schämen,
    Daß ich bei solchem schnöden Stand
    Aus deiner milden Vaterhand
    Ein einziges Gut sollt nehmen.
  6. Ich habe dir von Jugend an
    Nichts andres als Verdruß getan,
    Bin Sünden voll geboren;
    Und wo du nicht durch deine Treu
    Mich wieder machest los und frei,
    So wär ich gar verloren.
  7. Drum sei das Rühmen fern von mir,
    Was dir gebührt, das geb ich dir,
    Du bist allein zu ehren.
    Ach laß, Herr Jesu, meinen Geist
    Und was aus meinem Geiste fleußt,
    Zu dir sich allzeit kehren!
  8. Auch wenn ich gleich was wohl gemacht,
    So hab ichs doch nicht selbst verbracht,
    Aus dir ist es entsprungen;
    Dir sei auch dafür Ehr und Dank,
    Mein Heiland, all mein Leben lang
    Und Lob und Preis gesungen.

Gerhardt, Paul – O Tod, o Tod, du greulichs Bild

  1. O Tod, o Tod, du greulichs Bild
    Und Feind voll Zorns und Blitzen,
    Wie machst du dich so groß und wild
    Mit deiner Pfeile Spitzen?
    Hier ist ein Herz, das nicht acht
    Und spottet deiner schnöden Macht
    Und der zerbrochnen Pfeife.
  2. Komm nur mit deinem Bogen bald
    Und ziele mir zum Herzen;
    In deiner seltsamen Gestalt
    Versuchs mit Pein und Schmerzen:
    Was wirst du damit richten aus?
    Ich werde dir doch aus dem Haus
    Einmal gewiß entlaufen.
  3. Ich weiß, daß dir zerschlagen ist
    Dein Schloß und seine Riegel
    Durch meinen Heiland Jesum Christ;
    Der brach des Grabes Siegel
    Und führte dich zum Siegesschau,
    Auf daß uns nicht mehr von dir grau;
    Ein Spott ist aus dir worden.
  4. Besiehe deinen Palast wohl
    Und deines Reiches Wesen,
    Obs noch anitzo sei so voll
    Als es zuvor gewesen:
    Ist Moses nicht aus deiner Hand
    Entwischt und im gelobten Land
    Auf Tabor schön erschienen?
  5. Wo ist der alten Heilgen Zahl,
    Die auch daselbst begraben?
    Sie sind erhöht in Himmelssaal,
    Da sie sich ewig laben.
    Des starken Jesus Heldenhand
    Hat dir zersprengt all deine Band,
    Als er dein Kämpfer wurde.
  6. Was solls denn nun, o Jesu, sein,
    Daß mich der Tod so schrecket?
    Hat doch Elisa Totenbein,
    Was tot war, auferwecket:
    Viel mehr wirst du, den Trost hab ich,
    Zum Leben kräftig rüsten mich,
    Drum schlaf ich ein mit Freuden.

Gerhardt, Paul – Gott Vater, sende deinen Geist

  1. Gott Vater, sende deinen Geist,
    den uns dein Sohn erbitten heißt,
    aus deines Himmels Höhen.
    Wir bitten, wie er uns gelehrt:
    Laß uns doch ja nicht unerhört
    von deinem Throne gehen!
  2. Kein Menschenkind hier auf Erd
    ist dieser edlen Gabe wert,
    bei uns ist kein Verdienen.
    Hier gilt gar nichts als Lieb und Gnad,
    die Christus uns verdienet hat
    mit Büßen und Versühnen.
  3. Es jammert deinen Vatersinn
    der große Jammer, da wie hin
    durch Adams Fall gefallen.
    Durch dieses Fallen ist die Macht
    des bösen Geistes leider bracht
    auf ihn und auf uns allen.
  4. Wir halten, HErr, an unserm Heil
    und sind gewiß, daß wir dein Teil
    in Christo werden bleiben,
    Die wir durch seinen Tod und Blut
    des Himmels Erb und höchstes Gut
    zu haben treulich Gaben.
  5. Und das ist auch ein Gnadenwerk
    und deines heil‘gen Geistes Stärk,
    in uns ist kein Vermögen.
    Wie bald würd unser Glaub und Treu,
    HErr, wo du uns nicht stündest bei,
    sich in die Aschen legen.
  6. Dein Geist hält unsres Glaubens Licht,
    wenn alle Welt dawider Sicht
    mit Sturm und vielen Waffen,
    Und wenn auch gleich der Fürst der Welt
    selbst wider uns sich legt ins Feld,
    so kann er doch nichts schaffen.
  7. Wo Gottes Geist ist, da ist Sieg,
    wo dieser hilft, da wird der Krieg
    gewißlich wohl ablaufen.
    Was ist doch Satans Reich und Stand?
    Wann Gottes Geist erhebt die Hand,
    fällt alles übern Haufen.
  8. Er reißt der Höllen Band entzwei,
    er tröst‘t und macht das Herze frei,
    von allem, was uns kränket;
    Wenn uns des Unglückswetter schreckt,
    so ist ers, der uns schützt und deckt
    viel besser, als man denket.
  9. Er macht das bittre Kreuze süß,
    ist unser Licht in Finsternis,
    führt uns als seine Schafe,
    Hält über uns sein Schild und Wacht,
    daß seine Herd in tiefer Nacht
    mit Ruh und Frieden schlafe.
  10. Der Geist, den GOtt vom Himmel gibt,
    der leitet alles, was ihn liebt,
    auf wohlgebahnten Wegen,
    Er setzt und richtet unsern Fuß,
    daß er nicht anders treten muß,
    als wo man findt den Segen.
  11. Er macht geschickt und rüstet aus
    die Diener, die des HErren Haus
    in diesem Leben bauen;
    Er ziert ihr Herz, Mund und Verstand,
    laßt Ihnen, was uns unbekannt,
    zu unserm Besten schauen.
  12. Er öffnet unsers Herzens Tor,
    wenn sie sein Wort in unser Ohr
    als edlen Samen streuen,
    Er gibet Kraft demselben Wort,
    und wenn es fället, bringt ers fort
    und lässets wohl gedeihen.
  13. Er lehret uns die Furcht des HErrn,
    liebt Reinigkeit und wohnet gern
    in frommen, keuschen Seelen.
    Was niedrig ist, was Tugend ehrt,
    was Buße tut und sich bekehrt,
    das pflegt er zu erwählen.
  14. Er ist und bleibt stets getreu,
    er steht uns auch im Tode bei,
    wenn alle Ding abstehen;
    Er lindert unsre letzte Qual,
    laßt uns hindurch in Himmels Saal
    getrost und fröhlich gehen.
  15. O selig, wer in dieser Welt läßt
    diesem Gaste Haus und Zelt
    in seiner Seel aufschlagen!
    Wer aufnimmt in dieser Zeit,
    den wird er dort zur ewgen Freud
    in Gottes Hütte tragen.
  16. Nun, HErr und Vater aller Güt,
    Hör unsern Wunsch: Geuß ins Gemüt
    uns allen deine Gabe!
    Gib deinen Geist, der uns allhier
    regiere und dort für
    im ewgen Leben lobe!

Gerhardt, Paul – Jesu, allerliebster Bruder

  1. Jesu, allerliebster Bruder,
    ders am besten mit mir meint,
    Du mein Anker, Mast und Ruder
    und mein treuster Herzensfreund;
    Der du, ehe was geboren,
    dir das Menschenvolk erkoren,
    Auch mich armen Erdengast
    dir zur Lieb ersehen hast:
  2. Du bist ohne Falsch und Tücke,
    dein Herz weiß von kleiner List,
    Aber wenn ich nur erblicke
    was hier auf der Erde ist,
    find ich alles voller Lügen:
    Wer am besten kann betrügen,
    Wer am schönsten heucheln kann,
    ist der allerbeste Mann.
  3. Ach, wie untreu und verlogen
    ist die Liebe dieser Welt;
    Ist sie jemand wohl gewogen,
    Währts nicht länger als sein Geld.
    Wenn das Glück uns fügt und grünet,
    sind wir schön und hübsch bedienet,
    kommt ein wenig Ungestüm,
    kehrt sich alle Freundschaft üm.
  4. Treib, Herr, von mir und verhüte
    solchen unbeständgen Sinn;
    hätt ich aber mein Gemüte,
    weil ich auch ein Mensche bin,
    Schon mit diesem Kot besprenget
    und der Falschheit nachgehänget,
    so erkenn ich meine Schuld,
    Bitt um Gnad und um Geduld.
  5. Laß mir ja nicht widerfahren,
    was du Herr zur Straf und Last
    denen, die mit falschen Waren
    Handeln, angedräuet hast,
    Da du sprichst, du wollest scheuen
    und als Unflat von dir speien
    aller Heuchler falschen Mut,
    der Guts fürgibt und nicht tut.
  6. Gib mir ein beständges Herze
    gegen alle meine Freund;
    Auch dann, wann mit Kreuz und Schmerze
    Sie von dir beleget seind,
    Daß ich mich nicht ihrer schäme,
    sondern mich nach dir bequeme,
    Der du, da wir arm und bloß,
    uns gesetzt in deinen Schoß.
  7. Gib mir auch nach deinem Willen
    einen Freund, in dessen Treu
    Ich mein Herze möge stillen,
    da mein Mund sich ohne Scheu
    Öffnen und erklären möge,
    Da ich alles abelege
    nach dem Maße, das mir gnügt,
    was mir auf dem Herzen liegt.
  8. Laß mich Davids Glück erleben:
    Gib mir einen Jonathan,
    der mir sein Herz möge geben,
    Der auch, wenn nun jedermann
    mir nichts Gutes mehr will gönnen,
    sich nicht lasse von mir trennen,
    Sondern fest in Wohl und Weh
    als ein Felsen bei mir steh.
  9. Herr, ich bitte dich, erwähle
    mir aus aller Menschenmeng
    eine fromme heilige Seele,
    Die an dir seine Kleb und Häng,
    Auch nach deinem Sinn und Geiste
    mir stets Trost und Hilfe leiste:
    Trost, der in der Not besteht,
    Hilfe, die von Herzen geht.
  10. Wenn die Zung und Mund nur liebet,
    ist die Liebe schlecht bestellt.
    Wer mir gute Worte gibet
    und den Haß im Herzen hält,
    Wer nur seinen Kuchen schmieret
    und, wanns Bienlein nicht mehr führet,
    Als dann geht er nach der Tür –
    Ei, der bleibe fern von mir.
  11. Hab ich Schwachheit und Gebrechen,
    Herr, so lenke meinen Freund,
    mich in Güte zu besprechen
    und nicht als ein Löw und Feind.
    Wer mich freundlich weiß zu schlagen,
    ist als der in Freudentagen
    reichlich auf mein Haupt mir geußt
    Balsam, der am Jordan fleußt
  12. O, wie groß ist meine Habe,
    O, wie köstlich ist mein Gut,
    Jesu, wenn mit dieser Gabe
    Dein Hand meinen Willen tut,
    Daß mich meines Freundes Treue
    und beständigs Herz erfreue!
    wer dich fürchtet, liebt und ehrt,
    dem ist solch ein Schatz beschert.
  13. Gute Freunde sind wie Stäbe,
    Da der Menschengang sich hält,
    Daß der schwache Fuß sich hebe,
    Wann der Leib zu Boden fällt.
    Wehe dem, der nicht zum Frommen
    solches Stabes weiß zu kommen!
    Der hat einen schweren Lauf,
    Wann er fällt, wer hilft ihm auf?
  14. Nun, Herr, laß dirs wohl gefallen,
    bleib mein Freund bis in mein Grab!
    Bleib mein Freund und unter allen
    mein getreuster, stärkster Stab!
    Wenn du dich mir wirst verbinden,
    wird sich schon ein Herze finden,
    das, durch deinen Geist gerührt,
    mir was Gutes gönnen wird.

Gerhardt, Paul – Nun geht frisch drauf, es geht nach Haus

  1. Nun geht frisch drauf, es geht nach Haus,
    Ihr Röslein, regt die Bein;
    Ich will dem, der uns ein und aus
    Begleitet, dankbar sein.
  2. Ich will ihm singen Lob und Preis,
    So viel ich singen kann,
    Ich will sein Werk, so gut ichs weiß,
    Mit Freuden zeigen an.
  3. Es ist fürwahr nicht Menschenkunst,
    Auf sichern Wegen gehn,
    Führt uns nicht Gott und Gottes Gunst,
    Würds oftmals seltsam stehn.
  4. Wie manches Leid, wie manche Not,
    Wie manches Jammerheer
    Brächt uns in Angst, tät uns den Tod,
    Wo Gott nicht bei uns wär.
  5. Wie mancher Feind, wie mancher Dieb,
    Wo ihn nicht Gott gerührt,
    Hätt uns das Unsre, das uns lieb,
    Genommen und entführt.
  6. Wie mancher böser schwarzer Geist
    Hätt unser Leib und Seel,
    Wo uns der Herr nicht Gnad erweist,
    Erschreckt aus seiner Höhl.
  7. Es ist der alte große Drach
    Doch allzeit ohne Ruh,
    Wohin wir gehn, da geht er nach
    Und setzt uns heftig zu.
  8. Er sucht zu Haus, er sucht zu Feld,
    Er sucht zur See und Land,
    Er sucht uns in der ganzen Welt
    Mit unverdroßner Hand.
  9. Noch dennoch trifft er uns nicht an,
    Sein Anschlag geht zurück,
    Denn Gottes Schutz hegt unsre Bahn
    Für unsres Feindes Tück.
  10. Es zeucht der heilgen Engel Schar,
    Mit Waffen ausgerüst,
    Und wehren fleißig hier und dar
    Des Tausendkünstlers List.
  11. Es müssen ja noch immerfort
    Die Mahanaim gehn
    Und Gottes Volk auf Gottes Wort
    Zu Dienst und Willen stehn.
  12. Wenn Gott mir meiner Augen Licht
    Mit Licht erfüllen wollt,
    Als wie dem Jacob, der sich nicht
    Für Esau fürchten sollt:
  13. Ach, was für Wunder würd ich hier
    Auf meinen Reisen sehn,
    Wie schön, wie lieblich würde mir
    In falschem Sehn geschehn.
  14. Nun, was den Augen nicht vergunnt,
    Das sieht mein Herz und Geist,
    Dem Gott der heilgen Weisheit Grund
    In seinem Geiste weist.
  15. Es ist sein Wort, er hats gesagt:
    Sein Heervolk sei bereit,
    Uns zu umlagern, wenn uns plagt
    Des Satans Neid und Streit.
  16. Was Gott geredt, das ist vollbracht,
    Mein Herz, sei wohlgemut
    Und laß ja nimmer aus der Acht,
    Was dein Gott an dir tut.
  17. Du sieht und greifst, wie gut er sei
    Dem, der ihn ehrt und liebt,
    Er ziert mit Lieb, er ziert mit Treu
    Ein Herz, das ihm sich gibt.
  18. Er trägt uns, wie (wenn einher schlägt
    Blitz, Hagel, Sturm, und Wind)
    Ein treuer frommer Vater trägt
    Sein kleines zartes Kind.
  19. Er deckt uns zu mit seiner Hand,
    Wie eine Mutter tut,
    In deren Schoß das süße Pfand
    Der keuschen Liebe ruht.
  20. Er räumt aus unsern Wegen weg
    Des Unglücks scharfen Stein
    Und schafft, daß unsre Bahn und Steg
    Fein schlicht und eben sein.
  21. Er führt uns über Berg und Tal,
    Und wenns nun rechte Zeit,
    So führt er uns in seinen Saal
    Zur ewgen Himmelsfreud.
  22. Alsdann werd ich die letzte Reis
    Und schönste Heimfahrt tun
    Und nach dem sauren Erdenschweiß
    In süßer Stille ruhn.