Franck, Salomo – Befiehl dem Höchsten deine Wege

Mel. Was sorgst du ängstlich für dein Leben.
Gedruckt 1685

Befiehl dem Höchsten deine Wege
Und wisse, daß er dich verpflege,
Wie ein getreuer Vater thut:
Wie sollte dich dein Schöpfer hassen?
Wie sollte dich dein Gott verlassen?
Sein Herz ist lauter Liebesglut.

Wozu kann Schmerz und Sorgen taugen?
Gott sieht auf dich mit Liebesaugen,
Die Tag und Nacht eröffnet stehn.
Was ist dem Höchsten unverborgen?
Wirf nur auf ihn die schweren Sorgen;
Es wird noch Alles glücklich gehn!

Schau doch des Höchsten Liebestriebe,
Betrachte seine Mutterliebe,
Die aller Welt die Brust entblößt,
Die süße Brust, die Alles stillet,
Die mit Erbarmen angefüllet,
Die uns erquickt, und kräftig tröst!

Wer nur auf Gott sein Hoffen stellet,
Der wird von keinem Sturm gefället;
Gott ist sein Wall und starker Schild.
Er kann das Leiden überwinden,
In Unglückswüsten Manna finden;
Geduld wird doch zuletzt gestillt!

Ergieb dich Gott; es muß gelingen,
Er wird sein Schäfchen endlich bringen
Auf seines Segens fette Trift.
Dein Theil ist dir schon zugemessen;
Der Herr kann deiner nicht vergessen;
Die Sorgen sind des Lebens Gift.

Der Höchste pflegt für dich zu wachen;
Der Herr weiß Alles wohl zu machen;
Er muß bei dir das Beste thun.
Die Sorgen foltern dein Gemüthe,
Erwäge Gottes Vatergüte,
So kann die Seele sicher ruhn.

Drum hoffe nur auf Gottes Lieben,
So wird kein Unfall dich betrüben;
Sei Gott gelassen, fromm und still!
Entweich vom breiten Lasterstege,
Befiehl dem Höchsten deine Wege,
Der dich versorgen kann und will!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Ich bin im Himmel angeschrieben,

Auf meinen erwählten Leichentext.

Freuet euch, daß eure Namen im Himmel angeschrieben sind.
Luc. 10, 20.

Mel. Wer nur den lieben Gott.

Ich bin im Himmel angeschrieben,
Ich bin ein Kind der Seligkeit;
Was kann die Sünde mich betrüben,
Und alles Leiden dieser Zeit?
Ich weiß, daß ich von Anbeginn
In Christo auserwählet bin.

Das Lamm hat mich mit seinem Blute
Gezeichnet in das Lebensbuch,
Und mir erlangt das höchste Gute,
Erlösung von dem Tod und Fluch.
Was ist doch, das mein Herze quält?
Ich bin zum Himmel auserwählt.

Was schreckt mich des Gesetzes Wetter?
Ich seh in’s Lebensbuch hinein,
Wo Christi Wunden rothe Blätter,
Die Schriften Speer und Nägel sein;
Hier les ich, was mir Tröstung giebt:
„Dich hab ich je und je geliebt!“

Ist gleich das schwarze Buch der Sünden,
Mein Schuldregister noch so voll;
Mein Heiland läßt mich Gnade finden;
Er zeigt das Lebensprotocoll;
Da seh ich meine Gnadenwahl,
Und steh in seiner Kinder Zahl.

Auf Jesum will ich fröhlich sterben,
Ich will des Glaubens Hochzeitkleid
Nur in des Lammes Blute färben;
So geh ich ein zur Seligkeit,
Und zu dem großen Abendmahl;
O freudenvolle Gnadenwahl!

Kein Teufel soll den Trost mir rauben,
Daß ich erwählt von Anbeginn;
Daß ich aus Gnade durch den Glauben
An Christi Blut erlöset bin.
So leb ich denn, und sterbe drauf;
Auf Jesum schließ ich meinen Lauf.

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Alles mit Gott

Aria auf den Christ.-Fürstl. Wilhelm-Ernestinischen Wahlspruch.

Mel. Wer nur den lieben Gott
Gedruckt 1715

Mit Gott sei Alles angefangen,
Mit Gott sei Alles fortgestellt!
Mit Gott geht Alles nach Verlangen,
Mit Gott nützt Alles auf der Welt.
Mit Gott wird Alles recht bedacht,
Mit Gott wird Alles wohl gemacht.

Mit Gott erquickt uns alles Leiden,
Mit Gott geht Alles lieblich ein.
Mit Gott dient Alles uns zu Freuden,
Mit Gott muß Alles selig sein.
Mit Gott wird Alles leicht, was schwer,
Mit Gott wird Alles sorgenleer.

Mit Gott muß Alles uns gelingen,
Mit Gott geht Alles glücklich fort.
Mit Gott muß Alles Segen bringen,
Mit Gott nützt Alles hier und dort.
Mit Gott ist Alles gut gethan,
Mit Gott geht Alles himmelan!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Ach Gott, verlaß mich nicht

1) Ach Gott, verlaß mich nicht,
Gib mir die Gnadenhände!
Auch führe mich, dein Kind,
Daß ich den Lauf vollende
Zu meiner Seligkeit;
Sei du mein Lebenslicht,
Mein Stab, mein Hort, mein Schutz:
Ach Gott, verlaß mich nicht!

2) Ach Gott, verlaß mich nicht,
Regiere du mein Wallen,
Ach laß mich nimmermehr
In Sünd und Schande fallen!
Gib mir den guten Geist,
Gib Glaubenszuversicht,
Sei meine Stärk und Kraft:
Ach Gott, verlaß mich nicht!

3) Ach Gott, verlaß mich nicht,
Ich ruf aus Herzensgrunde.
Ach Höchster, stärke mich
In jeder bösen Stunde;
Wenn mich Versuchung plagt
Und meine Seel anficht,
So weiche nicht von mir:
Ach Gott, verlaß mich nicht!

4) Ach Gott, verlaß mich nicht,
Ach, laß dich doch bewegen,
Ach Vater, kröne doch
Mit reichem Himmelssegen
Die Werke meines Amts,
Die Werke meiner Pflicht,
Zu tun, was dir gefällt:
Ach Gott, verlaß mich nicht!

5) Ach Gott, verlaß mich nicht,
Ich bleibe dir ergeben.
Hilf mir, o großer Gott,
Recht glauben, christlich leben
Und selig scheiden ab,
Zu sehn dein Angesicht!
Hilf mir in Not und Tod:
Ach Gott, verlaß mich nicht!

Hymns of the 1912 Lutheran Hymnal for Church, School and Home

Freder, Johann – Ich dank dir Gott (Morgenlied)

1. Ich dank‘ dir, Gott!
für all‘ Wohlthat,
daß du auch mich
so gnädiglich
die Nacht behüt’t
durch deine Güt‘
und bitte fort,
o Gott, mein Hort!
vor Sünd‘ und G’frahr
mich heut‘ bewahr‘,
daß mir kein Böses widerfahr‘.

2. Ich b’fehl‘ dir, Herr!
mein‘ Seel‘ und Ehr‘,
Herz, Sinn und Muth,
mein’n Leib und Gut
und all‘ das Mein‘;
der Engel dein
hab‘ mich in Acht,
daß nicht find‘ MAcht
der Feind an mir,
nach sein’r Begier,
noch mich in Sünd‘ und Lüsten führ‘.

3. Auch woll’st du, Herr!
vergeben mir
durch deine Huld
mein‘ Sünd‘ und Schuld,
wo ich an dich
vergangen mich,
unrecht gethan,
o Herr! verschon‘
zu aller Frist
durch Jesum Christ,
der unser ein’ger Mittler ist.

Geistlicher Liederschatz

Freder, Johann – Ein anderes Morgengebet (ICk danck dy, Godt, vor alle dine woldadt)

ICk danck dy, Godt, vor alle dine woldadt,
dat du heffst my so gnedichlick
bether behödt dorch dine gudt,
Und bidde dy vort: O Godt, myn hordt,
vor sündt und vahr my stedes bewar,
wente du heffst getelt mines höuedes har.

Erholdt my, Here, by gelimp unnd ehr,
nym in dyn hödt Lyff, Seel und Gudt,
gemahl und kindt und myn gesindt!
De Engel dyn myn beschütter syn,
dem viende wehr syn vorsatlick beschwer,
in dine handt beuel ick my, O Godt myn Herr.

Here, lath dyn Wordt an allem ordt
dorch dine Knecht vorkünden recht,
fry, apenbar, rein, luther und klar!
Ach leue Here, dem Sathan wehr,
diner leue brunst entfenck in uns
dorch dines hilligen Geistes gunst.

Godt Vader, ick danck myn leeuenlanck
diner Mayestat vor alle woldat;
ock by, Here Christ, unnd dem hilligen Geist,
De my recht lehr, myn gelouen mehr;
dorch Christi dodt in der lesten nodt,
O Got, min arme Seel nym hen in dyn behödt!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Freder, Johann – Ein Morgengebet (ICk dancke dy, Godt, vor alle woldat,)

ICk dancke dy, Godt, vor alle woldat,
dat du ock my hefft gnediglick
de nacht behüdt dörch dine gud,
Und bidde nu vort: O Godt, myn hordt,
vor sünden unnd vahr my hüdt bewar,
dat my kein böses wedderfar!

Ick beuel dy, Herr, mine Seel und ehr,
hert, sinn unnd mudt, myn Lyff unnd gudt
und all dat mine: de Engel dyn
Hebb miner acht, dat nicht vinde macht
de viendt an my nha sinem bger
und my in sünde mit listen vör.

Ock woldest, Here, vorgeuen my
dorch dine huldt myn sünd und schuldt:
ick heb an dy vorgrepen my,
Unrecht gedan! HERR, gnad und schon
tho aller frist dorch Jesum Christ,
de unse einige Midler ist!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Freder, Johann – Ach lieber Herre Jesu Christ, der du ein Kindlein worden bist

1. Ach lieber Herre Jesu Christ,
der du ein Kindlein worden bist,
von einer Jungfrau rein geborn,
daß wir nicht möchten sein verlorn,

2. du hast die Kinder nicht veracht‘,
da sie sind worden zu dir bracht,
du hast dein Händ auf sie gelegt,
sie schön umfangen und gesagt:

3. »Die Kinder lasset kommen her
zu mir, ihn‘ niemand solches wehr,
denn solcher ist das Himmelreich,
die man mir bringt, beid, arm und reich.«

4. Ich bitt, laß dir befohlen sein,
ach lieber Herr, dies Kindelein,
behüte es vor allem Leid
und alle in der Christenheit.

5. Durch deine Engel es bewahr
vor Unfall, Schaden und Gefahr;
erbarm dich seiner gnädiglich,
gib deinen Segen mildiglich.

6. Gib Gnad, daß es gerate wohl
zu deinen Ehrn und Wohlgefalln,
auf daß es hier gottseliglich,
hernach auch lebe ewiglich.

Tech, Nikolaus – Das Sanctus (Niederdeutsch)

1534?

Aus dem niederdeutschen GB. Magdeborch, Hans Walther. 1534.

Hillich ys Godt de Vader,
Hillich ys Godt de Sone,
Beider Geist, truwe rader,
Hillich ist, rein unde schön,
Ein eniger woldeder
Unser unde unser veder;
Mit vlith he uns vorsorget.

Starcke Vörste, mechtige Here
Aver Sebaoth, alle
Sünde, Dodt unde de Helle
Vor em gantz möthen vallen.
Darüm hemmel unde erden
Vull syner eere werden
Unde schrien Hosianna.

Christe sy alle tidt prise,
De dar quam jn Gades namen
Mit wunderliker wise,
Unse viende all thosamen
Weldich hefft averwunnen
Unde syn rick jngenamen.
Nu ropt all Hosianna.

Mützell – Geistliche Lieder der evangelischen Kirche aus dem sechszehnten Jahrhundert

Freder, Johann – Preis der Hülfe Gottes (Myn‘ Seele schall nah Hertengrund)

Der 145ste Psalm

Myn‘ Seele schall nah Hertengrund
Dy laven, Godt myn Herr;
Dyn Loff schall singen stets myn Mund
Und prysen hoch dyn‘ Ehre.
Ick will myn ganze Levenlang
Dy, Godt myn Here, seggen Dank‘,
Dewyle ick bin up Erden.

Dy gehört, Godt Here, (Prys) Ehr‘ und Loff!
Du helpen kannst alleine.
Alle Försten sint ock Erd‘ und Stoff,
Wo ander‘ Minschen gemeine.
Darup sick Nemandt lathen schall;
ER‘ Hülp döcht doch nicht averall,
Wenn rechte Nodt und drücket.

Idt sy ein Minsch wo groth he kann,
Den Geist moth he upgeven;
Tho syner Tydt moth he darvan,
He kann nicht ewich leven.
Tho Erd he wedder werden moth;
So ys denn alle Höpening uth,
All Anschläg synt vorlaren.

Wol dem, de Godt den Heren anröpt
Und sick em ganz vortruwet
In Nodt, Dodt, tho em allein löpt,
Von Herten up en buwet!
Wol em! He nicht vorderven kann,
Wol Godt sick syn nimmt sülvest an;
De wert en wol bewaren.

De Herr gewißlick helpen kann;
Syn‘ Macht de heft neen Ende,
Den Hemmel, Meer und Erdenplan
Gemaket hebben syn‘ Hände
Und allem wat darinne is;
Ock is syn‘ Thosage vast und gewiß,
Denn de holt ewich Loven.

Vortruw du Godt und roep en an,
So du Gewwalt most lyden.
He helpen will, dartho ock kann;
He is up diner Syden.
He schaffet Recht in solcker Nodt,
Und kann der Bösen Avermodt
Gar balde mit Schrecken stillen.

Godt kann thostören mit Gewalt
Godtloser Lüde Anschläge,
Dat er Vornemen uphöre bald;
Thorügge drift he er‘ Wege,
Dat all er Doen den Krevetgang gah,
Und ere Freud‘ nicht lang bestah,
Mackt schnell mit en ein Ende.

De Here ys Köninck ewichlick,
Heft alles in sinen Händen;
De Herr regert geweldichlick
Von Anfang beth thom Ende.
Von nu an beth in Ewicheit,
Zion, du rechte Christenheit,
Schallt Alleluja singen.

Rambach – Anthologie christlicher Gesänge aus der neueren Zeit