Joachim Neander – Der erwachende Christ

Zu deinem Felss und grossem Retter,
Hinauff! hinauff! O träge Zeel!
Dem starcken Feindes Untertretter,
dich früh mit danckbarkeit befehl.

Mein höchstes Guth, allein zu lieben,
Mein treuer Beystand, Zebaoth,
Ich will in deinem Lob mich üben,
O du versöhnter Sünders-GOtt!

Nur dir, mein HErr, hab‘ ich zu dancken,
Dass ich diss Tages-Licht anseh‘;
Mein Gott, mein Gott, lass mich nit wancken,
In Seelen Aengsten bey mir steh‘,

Was ich gedenck und heimlich mache,
Das weist du wol und kennest mich;
Ich bin bey dir, wann ich erwache,
Du bist bey mir, ich kenne Dich.

Ich schloss die matten Augen-Lieder
Für deinem Angesichte zu;
Nun öffnest du sie selber wieder,
Du, meiner Seelen stille Ruh.

Wach‘ auff mein Hertz, wacht auff ihr Sinnen!
Seyd munter, lebhafft, fanget an
Ein neues Lied früh zu beginnen,
Lobsinget dem, der ALLES kan.

Des Seligen Herren
Joachim Neanders
Berühmten Reformirten Predigers zu Bremen,
Geistreiche
Glaub- Liebes
und
Bundes-Lieder.

Gedruckt in Amsterdam, zu finden
Bey Samuel Schoonwald,
Buch-händler in der Kalberstrasse. 1725