1. Wie bist du mir so innig gut!
Mein Hohepriester du!
Wir theur und kräftig ist dein Blut!
Es setzt mich stets zur Ruh.
2.) Wenn mein Gewissen zagen will
Vor meiner Sünden Schuld,
So macht dein Blut mich wieder still,
Setzt mich bei Gott in Huld.
3.) Es giebet dem bedrückten Sinn
Freimüthigkeit zu dir;
Daß ich in dir zufrieden bin,
Wie arm ich bin in mir.
4.) Hab ich gestrauchelt hie und da
Und will verzagen fast,
So spür ich dein Versöhnblut nah,
Das nimmt mir meine Last.
5.) Es sänftigt meinen tiefen Schmerz,
Durch seine Balsamskraft:
Es stillet mein gestörtes Herz,
Und neuen Glauben fasst.
6.) Da kriechet dann mein blöder Sinn
In deine Wunden ein;
Da ich dann ganz vertraulich bin:
Mein Gott! wie kann es seyn?
7.) Ich hab vergessen meine Sünd,
Als wär sie nie geschehn;
Du sprichst: Lieg still in mir, mein Kind!
Du mußt auf dich nicht sehn.
8.) Wie kann es sein? Ich sag es noch,
Herr! ist es auch Betrug?
Ich großer Sünder hab ja doch
Verdienet deinen Fluch.
9.) Nein, Jesu, du betriegest nicht,
Dein Geist mir Zeugnis gibt.
Dein Blut und Gnad und Fried verspricht,
Ich werd umsonst geliebt.
10.) Umsonst will ich auch lieben dich,
Mein Gott, mein Trost, mein Theil:
Ich will nicht denken mehr an mich;
In dir ist all mein Heil.
11.) Weg Sünde! bleib mir unbewußt:
Kommt dieses Blut ins Herz,
So stirbet alle Sündenlust,
Der Sinn geht himmelwärts.
12.) O nein, ich will und kann nicht mehr,
Mein Freund! betrüben dich:
Dein Herz verbindt mich allzusehr;
Ach bind mich ewiglich!
13.) Zieh mich in dein versöhnend Herz,
Mein Jesu, tief hinein.
Lass es, in aller Noth und Schmerz,
Mein Schloß und Zuflucht seyn.
10.) Kommt groß und kleine Sünder! doch,
Die ihr mühselig seid;
Dies liebend Herz steht offen noch,
Das euch von Sünd befreit.
Quelle: Geistliches Blumengärtlein inniger Seelen.
Dreizehnte Original-Auflage
Elberfeld 1826
bei Wilhelm Hassel