Arndt, Ernst Moritz – Schlafe, Kindlein, hold und süß

Schlafe, Kindlein, hold und süß,
wie im Engelsparadies,
schlaf‘ in stiller, süßer Ruh‘,
tu‘ die kleinen Äuglein zu.

Draußen stehn die Lilien weiß,
haben allerschönsten Preis;
droben in der lichten Höh‘,
stehn die Englein, weiß wie Schnee.

Kommt, ihr Englein, weiß und fein,
wiegt mir schön mein Kindelein,
wiegt sein Herzchen fromm und gut,
wie der Wind der Lilie tut!

Schlafe, Kindlein, schlafe nun!
Sollst in Gottes Frieden ruhn,
denn die frommen Engelein
wollen deine Wächter sein.

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Arndt, Ernst Moritz – Kommt her, ihr seid geladen

Kommt her, ihr seid geladen,
der Heiland rufet euch,
der süße Herr der Gnaden,
an Huld und Liebe reich;
der Erd und Himmel lenkt,
will Gastmahl mit euch halten
und wunderbar gestalten
was er in Liebe schenkt.

Kommt her, verzagte Sünder,
und werft die Ängste weg;
kommt her, versöhnte Kinder,
hier ist der Liebesweg.
Empfangt die Himmelslust,
die heilge Gottesspeise,
die auf verborgne Weise
erquicket jede Brust.

Kommt her, betrübte Seelen,
die Not und Jammer drückt,
mit Gott euch zu vermählen,
der wunderbar beglückt.
Kommt, legt auf ewig ab
der Sünde bange Säumnis;
empfanget das Geheimnis,
das Gott vom Himmel gab.

O Wonne kranker Herzen,
die mir von oben kam!
Verwunden sind die Schmerzen,
getröstet ist der Gram.
Was von dem Himmel fleußt,
hat lieblich sich ergossen;
mein Herz ist gar durchflossen
vom süßen Liebesgeist.

Drum jauchze, meine Seele,
hell aus der Sündennacht!
Verkünde und erzähle
die tiefe Wundermacht,
die unermeßlich süß
ein Born der Liebe, quillet
und jeden Jammer stillet,
der fast verzweifeln ließ.

Drum jauchze, meine Seele,
drum jauchze deinem Herrn!
Verkünde und erzähle
die Gnade nah und fern,
den Wunderborn im Blut,
die selge Himmelsspeise,
die auf verborgne Weise
dir gibt das höchste Gut.

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Arndt, Ernst Moritz – Gottes Gericht

„Ich will das Schwert lassen klingen,
Die Herzen sollen verzagen.
Wie Blitz auf feurigen Schwingen
Herbrausen Reiter und Wagen,
Es schallen Donnergeschosse,
Blut dürsten Männer und Rosse.“

So hat der Herr es gesprochen,
Der Schaffer, Helfer in Nöten.
In Blut wird Sünde gebrochen,
Die Schmach das Eisen muß töten:
So tilgt er Weibergebärde,
Und heilt die Welt mit dem Schwerte.

Dann wollen Männer nicht sterben,
Und Weiber Kindlein nicht wiegen,
Dann nahet Mord und Verderben,
Und Völker müssen erliegen,
Und Schlachten mähen das Alte,
Damit sich Neues gestalte.

Dann fahren durch die Verruchten,
Gott hat die Macht ihnen gegeben;
Und flehen lernen, die fluchten,
Und Toren Hände erheben;
Wild schnauben Räuber und Henker,
Sie meinen´s, Er ist der Lenker.

Drum laß es donnern und blitzen,
Du, Herr, bleibst ewig derselbe,
Du rollst in leuchtenden Sitzen
Das hohe Himmelsgewölbe,
Du trägst die Erde, die kleine,
Und nennst sie freundlich die deine.

Du hebest hoch vom Getümmel
Die Guten auf von der Erde,
Du hebst sie selbst in den Himmel,
Daß unten herrlich sie werde.
Das Leid es muß ja vergehen,
Das Glück muß wieder erstehen.

O laß den himmlischen Glauben,
Die süße Liebe uns halten!
Dann laß Tyrannen nur schnauben,
Wir stehen in höhern Gewalten;
Wir lachen der bübischen Wichte,
Denn Gottes sind die Gerichte.

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Arndt, Ernst Moritz – Geht nun hin und grabt mein Grab!

Geht nun hin und grabt mein Grab!
Denn ich bin des Wanderns müde.
Von der Erde scheid‘ ich ab;
Denn mir ruft des Himmels Friede,
Denn mir ruft die süße Ruh‘
Von den Engeln droben zu.

Geht nun hin und grabt mein Grab!
Meinen Lauf hab‘ ich vollendet,
Lebe nun den Wanderstab
Hin, wo alles Ird’sche endet,
Lege selbst mich nun hinein
In das Bette sonder Pein.

Was soll ich hienieden noch
In dem dunkeln Thale machen?
Denn wie mächtig, stolz und hoch
Wir auch stellen unsre Sachen,
Muß es doch wie Sand vergehn,
Wenn die Winde drüber wehn.

Darum, Erde, fahre wohl,
Laß mich nun in Frieden scheiden!
Deine Hoffnung, ach, ist hohl,
Deine Freuden selber Leiden,
Deine Schönheit Unbestand,
Eitel Wahn und Trug und Tand.

Darum, letzte gute Nacht,
Sonn‘ und Mond und liebe Sterne!
Fahret wohl mit Eurer Pracht;
Denn ich reis‘ in weite Ferne,
Reise hin zu jenem Glanz,
Drinnen ihr verschwindet ganz.

Die ihr nun in Trauer geht,
Fahret wohl, ihr lieben Freunde!
Was von oben niederweht,
Tröstet ja des Herrn Gemeinde.
Weint nicht ob dem eiteln Schein!
Ew’ges kann nur droben sein.

Weinet nicht, daß ich nun will
Von der Welt den Abschied nehmen,
Daß ich aus dem Irrthum will
Aus den Schatten, aus den Schemen,
Aus dem Eiteln, aus dem Nichts
Hin ins Land des ew’gen Lichts!

Weinet nicht! mein süßes Heil,
Meinen Heiland hab‘ ich funden,
Und ich habe auch mein Theil
In den heil’gen Todeswunden,
Woraus einst sein theures Blut
Floß der ganzen Welt zu gut.

Weint nicht! mein Erlöser lebt;
Hoch vom finstern Erdenstaube
Hell empor die Hoffnung schwebt,
Und der Himmelsheld, der Glaube;
Und die ew’ge Liebe spricht:
Kind des Vaters, zittre nicht!

Evangelisches Gesangbuch der Bremischen Gemeinden
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Arndt, Ernst Moritz – Ich weiß, woran ich glaube

Ich weiß, woran ich glaube,
Ich weiß, was fest besteht,
Wenn alles hier im Staube
Wie Sand und Staub verweht;
Ich weiß, was ewig bleibet,
Wo alles wankt und fällt,
Wo Wahn die Weisen treibet
Und Trug die Klugen prellt.

Ich weiß, was ewig dauert,
Ich weiß, was nimmer läßt,
Mit Diamanten mauert
Mir´s Gott im Herzen fest.
Ja, Recht mit Edelsteinen
Von allerbester Art
Hat Gott der Herr den Seinen
Des Herzens Burg verwahrt.

Ich kenne wohl die Steine
Die stolze Herzenswehr,
Sie funkeln ja im Scheine
Wie Sterne schön und hehr:
Die Steine sind die Worte,
Die Worte hell und rein,
Wodurch die schwächsten Orte
Gar feste können sein.

Auch kenn´ ich wohl den Meister,
Der mir die Feste baut,
Er heißt der Fürst der Geister,
auf den der Himmel schaut,
Vor dem die Seraphinen
Anbetend niederknien,
Um den die Engel dienen:
Ich weiß und kenne ihn.

Das ist das Licht der Höhe,
Das ist der Jesus Christ,
Der Fels, auf dem ich stehe,
Der diamanten ist,
Der nimmermehr kann wanken,
Der Heiland und der Hort,
Die Leuchte der Gedanken,
Die leuchten hier und dort.

So weiß ich, was ich glaube,
Ich weiß, was fest besteht
Und in dem Erdenstaube
Nicht mit als Staub verweht;
Ich weiß, was in dem Grauen
Des Todes ewig bleibt
Und selbst auf Erdenauen
Schon Himmelsblumen treibt.

 

Arndt, Ernst Moritz – Du lieber, heil’ger, frommer Christ

Du lieber, heil’ger, frommer Christ,
der für uns Kinder kommen ist,
damit wir sollen fromm und rein
und rechte Kinder Gottes sein,

2. Du Licht, vom lieben Gott gesandt
in unser dunkles Erdenland,
du Himmelslicht und Himmelsschein,
damit wir sollen himmlisch sein.

3. Du lieber, heil’ger frommer Christ,
weil heute Dein Geburtstag ist,
Drum ist auf Erden weit und breit
Bei allen Kindern frohe Zeit.

4. O segne mich, ich bin noch klein,
o mache mir das Herze rein,
o bade mir die Seele hell
in deinem reichen Gnadenquell!

5. Dass rein mein Herz und heilig sei,
in Demut und in Liebe treu,
dass ich dein bleibe für und für,
du heil’ger Christ, das schenke mir!

Arndt, Ernst Moritz – Der Tag ist nun vergangen

Der Tag ist nun vergangen,
Und dunkel schläft die Welt,
Die hellen Sterne prangen
Am blauen Himmelszelt;
Nur in den grünen Zweigen
Singt noch die Nachtigall,
Im weiten tiefen Schweigen
Der einz’ge Lebensschall.

Ich aber, Vater, stehe
In meiner Hüttenthür,
Und schau‘ hinauf zur Höhe
Und schau‘ hinauf zu dir;
Wie gerne möcht‘ ich klingen
Als helle Nachtigall,
Dir Lob und Dank zu bringen
Mit tiefem Schmerzensschall!

Ja mit dem Schall der Schmerzen:
Denn geht die Nacht herauf,
So springt in meinem Herzen
Ein Quell der Thränen auf,
Der Thränen und der Klagen:
Du, Vater, weißt es best,
Was singen nicht und sagen,
Was sich nicht sprechen läßt.

Du kennest meinen Kummer,
Der auf gen Himmel blickt,
Wann für den süßen Schlummer
Die ganze Welt sich schickt,
Womit so schwer beladen
Mein Herz nach oben schaut,
Nach jenem Born der Gnaden,
Der Labsal niederthaut.

Ja, deine süße Liebe
Die tröstet mir den Schmerz,
Ja, deine süße Liebe
Die stillet mir das Herz,
Die löst in heißen Thränen
Das Eis des Busens auf
Und stellet Sinn und Sehnen
Zum hohen Sternenlauf.

O laß mich ewig schauen
Im stillen Kindersinn
Zu jenen güldnen Auen,
Woher ich kommen bin!
O richte Herz und Sinne,
Mein Vater, für und für
Zu deiner süßen Minne,
Zum Himmel hin, zu dir!

So mag ich froh mich legen
Nun mit der Welt zur Ruh,
Mein Amen und mein Segen,
Mein Wächter das bist du;
So mag in deinem Frieden
Ich fröhlich schlafen ein,
Dort oben und hienieden,
Im Schlaf und Wachen dein.

Arndt, Ernst Moritz – Der heil’ge Christ ist kommen

1. Der heil’ge Christ ist kommen,
der theure Gottessohn;
deß freun sich alle Frommen
am höchsten Himmelsthron.
Auch was auf Erden ist
soll preisen hoch und loben
mit allen Engeln droben
den lieben heil’gen Christ.

2. Das Licht ist aufgegangen,
die lange Nacht ist hin;
die Sünde liegt gefangen,
erlöst ist Herz und Sinn.
Die Sündenangst ist weg,
der Glaube geht zum Himmel
nun aus dem Weltgetümmel
auf einem sichern Steg.

3. Nun sind nicht mehr die Kinder
verwaist und vaterlos;
Gott rufet selbst die Sünder
in seinen Gnadenschoß.
Er will, daß alle, rein
von ihrem alten Schaden,
vertrauend seinen Gnaden,
gehn in den Himmel ein.

4. Drum freut euch hoch und preiset
ihr Seelen fern und nah!
Der euch den Vater weiset,
der heil’ge Christ ist da!
Er ruft euch insgemein
mit süßen Liebesworten:
Geöffnet sind die Pforten,
Ihr Kinder, kommt herein!

Pollio, Symphorianus – Das vatter unser

1. Vatter unser, wir bitten dich,
wie uns hat glert herr jesu christ:
Erhör dein kinder gnediglich,
dann du für wor barmhertzig bist.
In himels tron bistu on won,
als uns dein wort erlernen thut,
Doch stets din macht bey tag und nacht
uns hie uff erd behalt in hut.

2. Geheyliget werd dein namm so groß,
der uns allein zum hymel hilfft.
Er ist mechtig, sin gwalt on maß:
erhör dein gmein, die zu dir glifft,
Das jn all gleich zu kum dein reich,
in dem allein sy herschen sind.
Dein will auff erd unnd himel werd,
domit mach uns dein ghorsam kind.

3. Verlyh uns heut das täglich brot
zu seel und leyb, dz bitten wir;
Vergib uns auch die schculd; gib rot,
das wir von gantzes hertzens gir
Verzeihen schwind des brüders sind;
in die versuchung fier uns nit.
Nit gib dem find, o gott, dein kind,
sonder mach uns vom übel quitt!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte von und über Symphorianus Altbießer, genannt Pollio

Pollio, Symphorianus – Das Lobgesang Marie

1. Meyn seel erhebt den herren meyn,
meyn geyst thut sich erspringen
In dem, der sol meyn heyland sein!
Maria al thut singen:
Mich schlechte meidt, auch nichtigkeit
alleyn hat angesehen,
In mir volbracht sein götlich macht,
all gschlecht mir lob verlehen!

2. Seyn nam der ist alleyn bereyt
und thut all welt ergetzen,
Die sich in sein barmhertzikeit
mit forcht allzeyt thun setzen.
Dann seyn gewalt von ander spalt,
so er seyn arm thut regen,
Wz hoffart treybt, keyn gwalt auch bleybt,
vom stül thut ers bewegen.

3. Was demüt dult und hanger hat,
die will er gentzlich speysen,
Hoch setzen sie und machen sat,
damit seyn gwalt beweysen.
Die reychen schon laßt er hyn gon,
thut sie in truren setzen,
Doch was arm ist, dem hie gebrist,
wil er mit frewd ergetzen.

4. Der herr nam an auch seynen knecht,
den Israel vil frummen,
Barmhertzigkeit die mach das schlecht,
das er jn an hat gnummen,
Wie ers dann vor den vättern zwor
hat vor langem zugeseyt,
Auch Abraham und was ye kam
vom samen seyn in ewigkeit.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte von und über Symphorianus Altbießer, genannt Pollio