Gottfried Arnold – Zeiten der Trockenheit.

O heilge Gotteskraft,
Die neues Leben schafft:
Wie kommt’s, dass mein Gemüte
Oft überreiche Güte
Empfindet in der Tat
Mehr, als es Glauben hat?

Wie muss ich oft dabei,
Von mir und Allem frei,
In Liebe ganz zerfließen,
Wenn Du mich willst begießen
Mit frischem Morgentau
Dass ich dein Antlitz schau‘!

Wie geht’s dann aber zu,
Dass mitten in der Ruh
Du mir das Licht entziehest
Und wie beleidigt fliehest?
Liebst Du doch mich so sehr:
Warum bleibst Du nicht mehr?

Ach Jesu, dies geschieht,
Damit nicht mein Gemüt
Dein überdrüssig werde,
Und halt‘ es für Beschwerde
Mit Dir dein Liebesjoch
Zu tragen weiter noch.

Dein Fliehen lehret mich
Dich suchen inniglich,
Dich, den Gesuchten, halten,
Dich willig lassen walten,
Weil außer Dir gewiss
Nicht Ruhe noch Genieß.

Dennoch ist deine Treu‘
Mir alle Morgen neu;
Die lieb‘ muss Dich fast drücken,
Wenn Du sie nicht kannst schicken
Auf ein unachtsam Herz,
Das sich neigt erdenwärts.

Wie dürstet dein Gemüt,
Bis das Gebet geschieht!
Eh‘ wir noch zu Dir schreien,
Kann uns dein Wort erfreuen:
„Hie bin ich, siehe mich!
Ach halt mich innerlich!“.

Ihr Seelen, kommt heran!
Es such‘ Ihn, wer nur kann!
Es lässt sich immer finden
In tiefen Herzensgründen;
Drum bleibet es dabei,
Dass Er der Liebste sei!