Speratus, Paul – Es ist der Reychstag für

1. Es ist der Reychstag für
unnd nichts beschlossen;
was wil sich hinfurt machen doch?
der weg unnd rechte thür
ist gantz verlassen,
so ghört ya vil czur sachen noch,
Die man wil fahen an,
und rüst sich yder man;
gott walts und steh uns bey,
so sey
wyr unerschrocken;
der teuffel wil sie locken;
also geht gotts gericht und urtel frey,
und hat wol gschlagen einer drey mal drey.

2. Gott woll, das es dahin
nicht kom, sprech Amen
ein yder gutter frumer Christ;
doch muß es diesen syn
gewinnen, gots namen
der fehl an uns nicht gwesen ist.
Das liicht wyr scheuhen nicht,
und kommen furgericht,
wie offt, wo hin man wil,
so vil
wir nicht erlangen
fur yhrem losen prangen,
das sie nur uns einmal nach Christus zciel
ein antwort geben, odder schwygen still.

3. Wyr wissen noch vil bas
denn unser Jungker,
das Gottes Wort nicht fechten lert,
doch merk daneben das:
Gott wie ein truncker
sich etwa stelt, so wirds verkert;
Und heyst nun: lieber gsell,
für glück nym ungefell,
weyl ich so gar umb sonst
gros gonst
an dich mus wenden,
meyn wort lass ich nicht schenden,
und darumb brauch ich yetz ein ander kunst,
die sonn sol offenbaren deyn gesponst.

4. Die bawren stunden auff
on meyn geheussen,
es ist yhn worden wol bezcalt;
wird ich nun sprechen: lauff,
solt du dich fleyssen,
zcu folgen myr, bei dem die gwalth.
Ich meyn die bawren nicht,
sonder wer das gericht
von myr empfangen hat;
schach math
wil ich sie machen,
greynen, das wird yhr lachen,
also mus ich mich üben frembder that,
umb gnade erst bitten, das ist vil zcu spat.

5. Fürsten und herren land
und lewt besitzen,
die sollen yhn befolhen sein,
Gotts wort mit yhrer handt
nicht noth zcu schutzen,
doch ist es recht, und darzu feyn,
Das sie mit gegen wehr
retten leyb, gut und ehr
der armen underthan;
welch man
zcur sach erwelet,
sey Burger, Bawr gezcelet,
der ist berufft von Gott, er greyffs nur an,
seyn gwissen sprechen mag: her her lerman.

6. Jetz schweygen bawren still,
lassen sich drücken,
das sicht yhr Gott ym hymelreych;
warumb macht yhrs czu vil
mit bösen stücken,
und sol man nach zusehen euch.
Ey nicht also, fürwar,
schier solt yhrs haben gar,
huy wie gefelt euch das:
der hasz
wil Jeger braten,
das wird yhm wol geraten,
die weyl er folget als ein undtersas,
wol undter Fürsten panir krigs genaus.

7. Wie wol der Keyser from,
furwar auffrichtig
und redlich allweg handeln pflag,
doch machts der Gottlos krum
und gar zu nichtig
zu Augßburg auff dem Reychestag,
Ach KEyser, edles blut,
dyr selb thu das zcu gut,
und gehe dem rechten nach;
nicht mach
dich selber bluttig,
yhr grym ist allzcu gluttig;
sie bringen dir damit gros ungemach;
die glerten las zcu hauff ynn dieser sach.

8. Gezogen wil deyn schwert
nicht sein hirynnen,
das glaub und zweyffel nicht daran;
wiltu denn seyn verkert,
du solt gewinnen
die rew, wyr haben unsers than.
Trewlich gewarnet dich;:
darumb dich wol fursich;
wiltu, das man dyr halt,
gewalt
soltu nicht treyben,
so kanstu Keyser bleyben,
bedenck gar eben, wie deyn eyd gestalt
dem Reych, halt yhn, das er nicht gar erkalt.

9. Das reych ist nicht alleyn
die oben sitzen
und füren grossen fürsten pracht,
sonder die gantz gemeyn,
mit grossen plitzen,
durch Bapst und Bischoff hoch veracht.
Deyn Keyserlich gewaldt
solt diesen hauffen bald
czu hilff und trost nun sein
allein
umbs rechten willen,
das möcht den yamer stillen,
und wer nicht noth mit schwerdter schlagen dreyn,
das doch nicht hilfft, du wirsts erfaren seyn.

10. Es ist bey uns der hawff
viel grösser worden,
wie wol nicht yder man sich meldt,
doch bawen wir nicht drauff,
denn unser orden
alleyn Got, schepffer dieser weldt,
Für unsern helffer acht,
so hat er alle macht
mag straffen, wie er wil;
kein czil
man yhm kan setzen
weyst wol, wie er soll hetzen;
las kriegen nach, die sach nur Gott befilh;
keyn willigk man mit dyr, das ist gar vil.

11. Noch ist ein alter spruch
den soltu mercken:
es ist Convent vil mehr denn Apt;
hastu an uns gebruch,
lust recht zu stercken,
so schaw, wie yeder einher drabt.
Bibel heyst unser recht,
dar nach gerichtet schlecht
und urteyl fallen soll
so wol
dem Bapst als leyen;
thret her an diesen reyen;
der warheit ist die schrifft so reych unnd vol,
nicht nodt, das man ein ander buch her hol.

12. Deyn glarten sagen dyr
mit falschen wortten,
es sey nit nodt erkentnis hie,
und geben also für,
das an vil ortten
solch ketzerey wer bstanden nye.
Las dich das yrren nicht,
denn wie, so eyner spricht,
sie haben doch gefelt,
alle weldt
Christum den herren
thet hoch und gros begeren,
so ward er gegenwertig dar gestelt,
und blieb doch on erkant der starcke heldt.

13. Und ob es also wer,
was kündt doch schaden
das man erkentnis gelten lies?
also würd unser leer
gantz uberladen
und gewaltigk uberwunden, hies:
Was recht ist, bleybt wol recht,
hewr als fur lang, nicht sprecht:
hie gewonnen, dort verlorn;
die sporn
könn wir euch gürtten;
seid yhr die rechten hyrtten
erzwings nicht, was yhr euch habt außerkorn
beweyssts für gantzer gmeyn, das bringt keyn zorn.

14. Die alten sonst keyn buch,
alleyn die Bibel
gebrauchten widder ketzerey;
was ist es für ein fluch
und rasend übel,
das yhr euch machet also frey,
Mehr denn die alten yhe:
all yhr ding musten sie
durch schrifft beweren gar:
nun thar
man nicht begeren:
fürt schrifft, wolt yhr beweren,
so wist yhr etlich aus der Veter schar,
die selbs on schrifft nicht wollen haben war.

15. Damit ich nu beschlis,
las dich erbitten,
und nym es gar mit hertzen an
durchs widderspiel, verdriss
mus sein erlitten,
der zornig got nit schertzen kan.
Hüt dich, meyn pferd das schlecht,
habt yhr der sachen recht,
hieher, und fliehet nicht
gerecht:
es wirt uns leyten
der geyst, ynn dem wyr streytten;
ach edler Keyser, das ist unser pflicht,
wer kriegen wil, derselbig alls zerbricht.

16. Sich doch, wie gar verzagt
sein die papisten,
der schrifft dürffen nicht trawen sie
noch haben uns verklagt
die bösen Christen;
onüberwunden stehn wyr hie.
Ihr kunst ist stümperey,
yhr lust groß büberey,
seh hin, da hastus gar,
sag war,
sie müssen fallen,
gott schmeyst sie auff die schnallen,
yhr geystlich schwerdt nicht tawg ynn dieser fahr,
nach Keysers greyffen sie vergeblich dar.

17. Dem Bapst seyn geyst nicht hilfft,
der Keyser mynder,
verzagen sol yhm hertz und muth,
des Keysers schwerdt nur schilff
ist Gottis kinder.
des Bapst kling wenger schaden thut.
Das ist gesungen frey:
ym Hymel sitzen drey.
Got vater, sohn und geyst,
der leyst
uns all den segen,
so las wyr unter wegen,
zu kriegen, denn es schadet allermeyst:
das helff Got, der all ding wol kan und weysst.

Cosack – Paul Speratus