Selneccer, Nikolaus – Sei du Richter, o Herre Gott

1. Sei du Richter, o Herre Gott,
führ du mein’ Sach’ in aller Not.
Dem rechten Teil steh allzeit bei,
mein Gott und mein Erretter sei.

2. Von bösen Leuten leite mich,
mit falscher Zung’ sie schmähen dich.
Du bist allein mein’ Stärk’ und Trost,
daß du mich allzeit hast erlöst.

3. Warum willst jetzt verstoßen mich,
da ich doch wahrlich trau auf dich?
Warum läßt mich so traurig sein,
von meinen Feinden leiden Pein?

4. Ach Herr, send mir dein Licht und Wort,
welch’s ist mein’s Herzens Trost und Hort.
Laß mich in deiner Wahrheit gehn,
so will ich allzeit wohl bestehn.

5. Auf deinem Berg, bei deinem Thron,
bei dei’m Altar, in Freud’ und Wonn’,
der du mein’s Herzens Leben bist,
will wohnen ich, ohn’ alle List.

6. Ich will dir danken, Herr mein Gott,
der du mich führst aus aller Not,
und tröstest mich in allem Leid,
gibst meinem Herzen Lebens Freud.

7. Mein’ Seel’, was bist du zaghaft sehr?
ich bringe dir ja gute Mär.
Sei guter Ding, und harr auf Gott,
sei unverzagt, es ist kein Spott.

8. Du wirst sehen sein Hilfe groß,
wirst ihm danken ohn’ alle Maß.
Amen, solch’s g’scheh den Frommen all,
so Gott preisen mit großem Schall.

Behm, Martin – Am dritten Sonntage nach Ostern, Jubilate.

Aus dem Evangel. Joh. 16.

Um Trost und Rettung im Kreuz.

O Herre Gott, groß ist die Noth,
Wir stecken voller Sorgen;
Groß Ungefehl erhebt sich schnell,
Das ist dir unverborgen.

Dein Kirch hat Pein, so muß es sein,
So lang wir sind auf Erden.
Ein jeder Christ mühselig ist
Und träget sein Beschwerden.

All, die da sind dein liebe Kind,
Das Kreuz sie müssen erben.
Das Kreuz ist nutz, bringt uns viel guts
Und läßt uns nicht verderben.

Mir ist oft weh, wenn ich nicht seh
Dein Angesicht mit Gnaden;
Mein Herz erschrickt, wenns nicht erblickt,
Wie du bald hilfst vom Schaden.

Doch in der Noth, bei Schmach und Spott,
Wenn ich muß kläglich weinen,
Wir mir recht wohl, bin Freuden voll,
Wenn du dein Hülf läßt scheinen.

Ich bin im Streit ein kleine Zeit,
Nach dir steht mein Begehren,
Ich freu mich dein im Herzen mein,
Wollst mir dein Hülf gewähren.

Drum, lieber Herr, sei ja nicht fern,
Wenn ich in Nöthen stecke;
Durch deine Huld gieb mir Geduld,
Daß ich ja nicht erschrecke.

Wenn ich mein Plag dir herzlich klag,
So wollst dus Kreuze lindern.
Durchs Geistes Werk mich Schwachen stärk,
Tröst mich sammt deinen Kindern.

Rett mich vom Spott, verkürz die Noth,
Dieweil ich auf dich traue;
Das Unglück wend, mach sein ein End,
Daß ich dein Hülfe schaue.

Gleichwie ein Weib mit schwangerm Leib
Entbunden wird mit Freuden,
So steh mir bei, und mach mich frei
Vom schweren Kreuz und Leiden.

Dein Angesicht zu mir auch richt,
Aus lauter Güt und Gnaden,
Auf daß ich frei dir dankbar sei
Für deine großen Gaben.

Mach mich bereit zur Himmelsfreud;
Dahin wollst du mich führen,
Da ich ohn End, zu dir gewendt,
Mög ewig jubilieren.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder