Zeller, Albert – O dass wir weise würden

O dass wir weise würden
In aller unsrer Pein
Und unsres Leidens Bürden
Würfen auf ihn allein,
Den Herrn, den stets Getreuen
Und seinen starken Arm,
Was brauchten wir zu scheuen
Der Hölle ganzen Schwarm!

Wir schwanken und wir beben
Als wie ein Espenlaub;
Will sich ein Sturm erheben,
Sind wir ihm schon ein Raub,
Noch eh er uns erschüttert
Den Stamm mit voller Macht,
Dass er von ihm erzittert
Und seufzt und dröhnt und kracht.

O dass wir fester stünden
In seiner Gnade Hort,
Ach unser Leben fänden
In seiner Treue Wort!
Nur tiefre Wurzeln schlügen
Wir in dem guten Grund
Und bessre Früchte trügen
Wir selbst von solcher Stund!

Dass wir einmal entrännen
Aus unsrer Selbstsucht Haft
Und Gottes Luft gewännen
Und seiner Freiheit Kraft:
Ach unser Götzendienen
Wär gründlich abgetan,
Wir sähn mit heitern Mienen
Tod und Verderben nahn.

Wenn sich die Wetter türmen,
Bliebs Licht in unsrem Land;
Wir jauchzten mit den Stürmen
Und in dem Feuerbrand.
Wann stehn wir so gelassen
Und so gerüstet da,
Wann lernen wir es fassen,
Was uns zu lieb geschah?

O dass wir lebten, stürben
Hinfort uns selbst nicht mehr,
Den Himmel nur erwürben
Ohn anderes Begehr!
Es sind ja alle Leiden
Von dieser armen Zeit
Nicht wert der ewgen Freuden
Und ihrer Herrlichkeit.