Albert Zeller – Lasst den Toten ihre Toten

Lasst den Toten ihre Toten,
Lasst sie graben Grab für Grab!
Aber ihr, des Lebens Boten,
Greifet froh zum Wanderstab!
Blickt hinauf und nicht zurücke,
Haltet in dem Lauf nicht still,
Wenn das Herz von seinem Glücke
Auch im Tod nicht lassen will!

Suchet nicht in Modergrüften,
Was der Erde längst entschwebt,
Und in reinen Himmelslüften
Auferstanden, selig lebt!
Geht hinaus in alle Weiten,
Tuet, wie der Herr euch heißt,
Und verkündiget mit Freuden
Seine Gnade, seinen Geist!

Rühmt euch keines Staubgebornen,
Wie er auch begnadigt sei,
Trauert nicht als die Verlornen,
Wenn sein irdischer Tag vorbei!
Eingetragen ist sein Leben
In das göttliche Geschick:
Was Gott gab, das wird er geben
Schöner, als ers nahm, zurück.

Alles ist ja euer eigen,
Was von Schätzen ruht und lebt
Und in unsichtbarem Reigen
Durch der Himmel Fülle schwebt,
Tod und Leben, Macht und Krone,
Was vor Gott euch wohlgefällt,
Mag es oben, unten wohnen,
Es sei Kephas, sei die Welt.

Aber ihr, ihr seid des Einen,
Der dazu erschienen ist,
Erd und Himmel zu vereinen,
Ihr gehöret Jesu Christ,
Der mit seinem teuren Blute
Euer Selbst erkaufet hat
Und mit göttlich treuem Mute
Litt und starb an Eurer Statt.

Wenn das Haupt einst der Gemeinde
Gottes ewger Majestät
Als der Sieger aller Feinde
Im Triumph entgegen geht,
Und das Reich im Morgenschimmer
Strahlt von der Vollendung Glanz,
Fehlen auch die Seinen nimmer,
Blätter in dem Siegeskranz.