Albert Zeller – Schon war ich nahe

Schon war ich nahe,
Herr, deinem ewgen Thron,
Dass ich empfahe
Von dir Gericht und Lohn;
Schon hatt ich Alles, Leib und Leben,
Dir, o mein Vater, zurückgegeben.

Schon hört ich Laute
Nahe vom höhern Chor,
Selig erschaute
Ich schon des Himmels Tor;
Über den Tod und Totenhügel
Schwang ich im Äther freudig die Flügel.

Du aber wehrtest
Plötzlich dem kühnen Flug;
Du aber lehrtest:
Noch ist es nicht genug!
Rufst mich zurück in dieses Leben,
Neuem Sterben entgegen zu beben.

O Herr, vergebe
Mir meine Ungeduld!
Dass ich noch lebe,
Ist ja nur deine Huld:
Nur Eine Stunde konnt‘ ich wanken,
Stille beug ich mich Deinen Gedanken.

Du weißt alleine,
Weld, ein Gemächt wir sind;
Herz und Gebeine
Zittern dem Menschenkind,
Wenn du im Sturm willst vor ihm stehen;
O lass ihn sachte vorüber gehen!

Nimm nur die Seele
Bergend in deine Hut!
Tilg alle Fehle,
Welche noch auf ihr ruht!
Lass sie im Leben, Leiden, Sterben,
Gnade um Gnade kindlich erwerben!

Bleib ich dein eigen,
Lebend so gut wie tot,
Will ich auch schweigen,
Harren auf dein Gebot,
Leiden und lieben, danken, loben,
Bis ich jauchz mit den Seligen droben.