Johann Franck – Auf Mariä Verkündigung.

Eigne Weise.
Oder: Ihr Gestirn‘, ihr hohlen Lüfte.

Heut ist uns der Tag erschienen,
Worauf Adam schon so oft,
Wie auch Jacob und samt ihnen
Aller Väter Schar gehofft;
Dran sich Abraham erquicket,
Als er ihn im Geist erblicket.

2. O des Tages voller Wonne!
Und dem sonst kein Tag nicht gleicht,
Weil von Anbeginn die Sonne
Hat um dieses Rund geleucht’t.
O der viel gewünschten Stunden,
Die sich nunmehr eingefunden!

3. O du Anfang unsrer Freuden,
Sei gegrüßt, gewünschtes Licht!
Als mit dem uns armen Heiden
Jetzt ein neuer Trost anbricht,
Und vor welchem wir indessen
Stets in lauter Nacht gesessen.

4. Nunmehr trieft ein Heilesregen
Oben durch den Himmel ab,
Auch die Wolken schütten Segen
Und Gerechtigkeit herab.
Gott, der Herr kommt selbst auf Erden
Und beginnt ein Mensch zu werden.

5. Nunmehr wird die höchste Höhe
Mit dem tiefsten Tal vereint,
Ehre nimmt die Schmach zur Ehe,
Allmacht wird der Schwachheit Freund;
Herrlichkeit kommt zu uns Armen
Und aus Rache wird Erbarmen.

6. Jungfrau – Mutter, Keuschheit selber,
Du gebenedeites Weib,
Für die hohen Sterngewölber
Wird dein unbefleckter Leib
Heut zum Gottesthron erlesen,
Du empfängst ein ewig Wesen.

7. Er, der Vater, wird zum Kinde,
Tochter, du musst Mutter sein,
Selbst das Heil wird hier zur Sünde,
Du empfängst und bleibst doch rein.
Jungfrau bleiben, schwanger gehen
Kann allhier beisammen stehen.

8. O Geheimnis, dessen gleichen
Man auf Erden nie gesehn!
Dieses ist ein Wunderzeichen,
Das von Gott heut ist geschehn,
Welches kein vernünftig Sinnen
Kann begreifen noch gewinnen.

9. Vater und doch Kind daneben,
Unser Bruder, Fleisch und Blut,
Ach, was können wir dir geben
Für dies allzugroße Gut?
Hilf, dass wir mit Herz und Sinnen
Geistlich dich empfangen können.