Weisse, Michael – Der Tag vertreybt die finster nacht,

Der Tag vertreybt die finster nacht,
o Brüder, seyt munter und wacht,
dienet Gott dem Herren!

Die Engel singen immerdar
und loben Gott inn grosser schar,
der alles regieret.

Die hann und vogel mancherley
loben Gott mit jrem geschrey,
der sie speyst und kleydet.

Der Himel, die erd und das meer
geben dem Herren lob und ehr,
thun sein wolgefallen.

Alles, was ye geschaffen ward,
ein itzlich ding nach seiner art,
preiset seinen schöpffer.

Ey nu, mensch, so Edle natur,
O vernünftige Creatur,
sey nicht so verdrossen!

Gedenck, das dich dein Herre Gott
zu seinem bildt geschaffen hat,
das du jn erkennest,

Und lieb hettest aus hertzen grund,
auch bekennest mit deinem mund,
sein also genössest.

Weyl du nu seinen Geyst gekost
und seiner gnad genossen hast,
so danck jm von hertzen.

Sey munter, bett mit fleyß und wach
sih, daß du stetz inn seiner sach
trew werdest befunden.

Du weyst nicht, wenn der Herre kömpt
denn er dir keine zeyt bestimpt,
sonder stetz heyst wachen.

So üb dich nu in seinem Bund,
lob jn mit hertzen, that und mund,
danck jm seiner wolthat.

Sprich: O Vater inn ewigkeyt,
ich danck dir aller gütigkeyt,
mir biß her erzeyget

Durch Jesum Christum, deinen Son,
welchem sampt dir im höchsten thron
all Engel lobsingen.

Hilff Herr, das ich dich gleicherweyß
von nun an allzeyt lob und preyß
inn ewigkeyt, amen.

Zwick, Johannes – All Morgen ist ganz frisch und neu

1. All Morgen ist ganz frisch und neu
des Herren Gnad und große Treu;
sie hat kein End den langen Tag,
drauf jeder sich verlassen mag.

2. O Gott, du schöner Morgenstern,
gib uns, was wir von dir begehrn:
Zünd deine Lichter in uns an,
laß uns an Gnad kein Mangel han.

3. Treib aus, o Licht, all Finsternis,
behüt uns, Herr, vor Ärgernis,
vor Blindheit und vor aller Schand
und reich uns Tag und Nacht dein Hand,

4. zu wandeln als am lichten Tag,
damit, was immer sich zutrag,
wir stehn im Glauben bis ans End
und bleiben von dir ungetrennt

Spitta, Carl Johann Philipp – Im Osten flammt empor der goldne Morgen

Im Osten flammt empor der goldne Morgen,
Und alles, was die finstre Nacht verborgen,
Wird offenbar, erhellt vom Sonnenlicht;
Und all die Wälder, all die Höhn und Tiefen,
Die eingehüllt im Nebelbette schliefen,
Stehn glänzend vor der Sonne Angesicht.

Leucht in mein Herz und gib mir Licht und Wonne,
Mein Jesu, meines dunklen Herzens Sonne,
Erwecke drin den hellen Tagesschein,
O offenbar mir die vielen Falten
Des Herzens, das nach dir sich muß gestalten
Und in dein heilig Bild verkläret sein.

In deinem Lichte laß mich heute wandeln,
In deiner Liebeswärme laß mich handeln,
Wie eine neu belebte Kreatur,
Die auch durch eine neue Lebensweise
Den Schöpfer ihres neuen Lebens preise,
Und leb zu seinem Lob und Ruhme nur.

Ich bitte nicht: Nimm weg des Tages Plagen!
Nein, um die Liebe bitt ich, sie zu tragen,
Und um den Glauben, daß mir alles frommt,
Daß alles sich zu meinem Heil muß wenden,
Weil alles mir aus deinen lieben Händen
Und deinem segensreichen Herzen kommt.

Ich bitte nicht: Gib mir viel äußre Stille!
Nein, Herr, auch hier geschehe ganz dein Wille;
Doch bitt ich: Gib ein kindlich stilles Herz!
Zieht mich die Erde in ihr irdsches Treiben,
So laß mein Herz doch stets dein eigen bleiben,
Zieh’s von der Erde zu dir himmelwärts.

Ich bitte nicht: O ende du recht frühe
Des Erdenlebens Angst und Not und Mühe!
Nein, sei mein Frieden in derErdennot.
Ich bitte nicht: Laß bald dein Reich mich erben!
Nein, eh ich sterb, laß mich der Sünde sterben,
Und werde du recht meiner Sünde Tod.

Du rechte Morgensonne meines Lebens,
O leuchte mir denn heute nicht vergebens,
Sei du mein Licht, wenn ich im Dunkel steh,
Umleuchte mich mit Glanz und Heil und Wonne,
Daß ich mit Freuden in die Abendsonne
Am Ende meiner Erdenwallfahrt seh.

Spitta, Carl Johann Philipp – Gehe hin in Gottes Namen

Gehe hin in Gottes Namen,
greif dein Werk mit Freuden an,
frühe säe deinen Samen,
was getan ist, ist getan.

Müßigstehen ist gefährlich,
heilsam unverdroßner Fleiß,
und es steht dir abends ehrlich
an der Stirn des Tages Schweiß.

Sieh nicht aus nach dem Entfernten,
was dir nah liegt, mußt du tun.
Säen mußt du, willst du ernten,
nur die fleiß’ge Hand wird ruhn.

Weißt du auch nicht, was geraten
oder was mißlingen mag,
folgt doch allen guten Taten
Gottes Segen für dich nach.

Gehe hin in Gottes Namen,
greif dein Werk mit Freuden an,
frühe säe deinen Samen,
was getan ist, ist getan.

Sachs, Hans – Das Walt got

Jn der morgenweis Hans Sachsens Die nachtigal 3 lieder

Wacht auf wacht auf, es taget
Ein nachtigal die waget
ir stim mit suessem hal.
ir thon durchclinget perg vnd thal
Die morgenrot her zicket

Der leo sich peclaget
Wie geren er verjaget
die lieplich nachtigal
Der liechte man ist worden fal
Die helle sun her plicket

Das wilde schwein schreit waffe
Die Nachtigal zw straffe
Der poch hunt kacz mit im
marren stet dar wider mit grim
Vnd das schlangen geczichte

Wisplet vnd wider fichte
Die wolff hewlen al gleich
Wollen das die nachtigal weich
Furchten des tages lichte
Jdoch sie schweiget nichte

Sunder singet fröleich
Der tag get auf gar frewdenreich
Secht die irenden schaffe
Erwacht sint von dem schlaffe
Von der Nachtigal stim

Des manes schein sie achten nim
Der sie lang hat gedricket
Die morgenrot deut freye
gesecz vnd propheczeye
Die sune ist Cristus

Der tag das Ewangeli sus
Die nach pedewt die sunde
Wer die nachtigal seye
Der vns den tag ausschreye
Jst doctor Martinus

Von wittenwerg Her lutherus
nun hört was er verkunde
Jn sunt sey wir geporen
Von natur kint des zoren
nach inhalt des gesecz

pis das wort gottes vns zw letz
Das Evangelisch liechte
genad vnd frid versprichte
Cristus hab vns erlost
Von sunt dot deuffel hele rost

Solch verheyssung aufrichte
Drawen vnd zwfersichte
Auf Cristum vnsren drost
Dan wirt vns gottes geist genost
Dan sey wir awserkoren

Der man ist finster woren
Pedewt das pebstlich netz
Seine gepot vnd applas schetz
Jn der schrift vngegrunde
Von den vns luther seitte

Das sie zur selikkeitte
Sint weder nutz noch not
nur der vertraw in Cristi dot
Seliget vns alsamen
Der leb den Babst pedeitte

Der cristlich ler verpeitte
pey verdamung doch hot
Kein mensch gewalt sunder nur got
Den menschen zw ferdamen
Swein pock hunt kacz die thire

pedewtten vns die vire
Eck emser lemp murner
Kempfen wider die warheit ser
Das schlangen Zicht ser prande
pfaffen munich im lande

Etlich hochschuel vnd stift
Das wolff hewllen die pischoff drift
Disses folck alles sande
Den luther keczer nande
Wie wol sie in mit schrift

Nie vberwunden han hie prift
Kein stuck, darin er irre
Des sint erwachet wire
Durch Ewangelisch ler
Von den menschen gepotten schwer

got sey mit vns sprecht amen

gedicht zw Nurmberg im 1523. jar

Nicolai, Philipp – Wie schön leuchtet der Morgenstern

Wie schön leuchtet der Morgenstern
Voll Gnad‘ und Wahrheit von dem Herrn,
Die süße Wurzel Jesse!
Du Sohn David zus Jakobs Stamm,
Mein König und mein Bräutigam,
Hast mir mein Herz besessen,
Lieblich, freundlich,
Schön und herrlich, groß und ehrlich,
Reich von Gaben,
Hoch und sehr prächtig erhaben!

2. Ei meine Perl‘, du werte Kron‘,
Wahr’r Gottes- und Mariensohn,
Ein hochgeborner König!
Mein Herz heißt dich ein Lilium,
Dein süßes Evangelium
Ist lauter Milch und Honig.
Ei mein Blümlein,
Hosianna, himmlisch Manna,
Das wir essen,
Deiner kann ich nicht vergessen!

3. Geuss sehr tief in mein Herz hinein,
Du heller Jaspis und Rubin,
Die Flamme deiner Liebe
Und erfreu‘ mich, daß ich doch bleib‘
An deinem auserwählten Leib
Ein‘ lebendige Rippe!
Nach dir ist mir,
Gratiosa coeli rosa,
Krank und glimmet
Mein Herz, durch Liebe verwundet.

4. Von Gott kommt mir ein Freudenschein,
Wenn du mit deinen Äugelein
Mich freundlich tust anblicken.
O Herr Jesu, mein trautes Gut,
Dein Wort, dein Geist, dein Leib und Blut
Mich innerlich erquicken!
Nimm mich freundlich
In dein‘ Arme, daß ich warme
Werd‘ von Gnaden!
Auf dein Wort komm‘ ich geladen.

5. Herr Gott Vater, mein starker Held,
Du hast mich ewig vor der Welt
In deinem Sohn geliebet.
Dein Sohn hat mich ihm selbst vertraut,
Er ist mein Schatz, ich bin sein‘ Braut,
Sehr hoch in ihm erfreuet.
Eia, eia,
Himmlisch Leben wird er geben
Mir dort oben!
Ewig soll mein Herz ihn loben.

6. Zwingt die Saiten in Zithara
Und laßt die süße Musika
Ganz freudenreich erschallen,
Daß ich möge mit Jesulein,
Dem wunderschönen Bräut’gam mein,
In steter Liebe wallen!
Singet, springet,
Jubilieret, triumphieret,
Dankt dem Herren!
Groß ist der König der Ehren!

7. Wie bin ich doch so herzlich froh,
Daß mein Schatz ist das A und O.
Der Anfang und das Ende!
Er wird mich doch zu seinem Preis
Aufnehmen in das Paradeis,
Des klopf‘ ich in die Hände.
Amen! Amen!
Komm, du schöne Freudenkrone,
Bleib nicht lange,
Deiner wart‘ ich mit Verlangen!

Mathesius, Johann – Aus meines Herzens Grunde

Aus meines Herzens Grunde
Sag ich dir Lob und Dank
In dieser Morgenstunde,
Dazu mein Leben lang,
O Gott in deinem Thron
Dir zu Preis, Lob und Ehren
Durch Christum unsern Herren,
Dein eingebornen Sohn.

Und daß du mich aus Gnaden
In dieser vergangnen Nacht
Vor G’fahr und allem Schaden
Behütet und bewacht:
Ich bitt demüthiglich,
Wollst mir mein Sünd vergeben,
Womit in diesem Leben
Ich hab erzürnet dich.

Du wollst auch gnädiglichen
Mich b’hüten diesen Tag
Vor des Teufels List und Wüthen
Vor Sünden und vor Schmach,
Vor Feuer und Wassersnoth,
Vor Armuth und vor Schanden,
Vor Ketten und vor Banden,
Vor bösem schnellen Tod.

Mein Seel, mein Leib, mein Leben,
Mein Weib, Gut, Ehr und Kind
In deine Hände thu geben,
Dazu mein Hausgesind;
Ist dein Geschenk und Gab:
Mein Eltern und Verwandten,
Mein Brüder und Bekannten
Und Alles, was ich hab.

Dein Engel laß auch bleiben
Und weichen nicht von mir,
Den Satan zu vertreiben,
Auf daß der böse Feind hier
In diesem Jammerthal
Sein Tück an mir nicht übe,
Leib und Seel nicht betrübe
Und bring mich nicht zu Fall.

Gott will ich lassen rathen,
Denn er all Ding vermag;
Er g’segne meine Thaten,
Mein Vornehmen und Sach!
Denn ich ihm heimgestellt
Mein LEib, mein Seel, mein Leben
Und was er mir sonst geben:
Er mach’s, wie’s ihm gefällt!

Darauf so sprech ich Amen
Und zweifle nicht daran,
Gott wird es all’s zusammen
Ihm wohlgefallen lan.
Und streck nun aus mein Hand,
Greif an das Werk mit Freuden,
Dazu mich Gott hat b’scheiden
In mein Beruf und Stand.

Klaiber, Karl Friedrich – Evangelische Volksbibliothek

Juda, Leo – All Morgen ist ganz frisch und neu

All Morgen ist ganz frisch und neu
Des Herren Gnad und große Treu.
Sie hat kein End den langen Tag,
Drauf sich jeder lassen 1) mag.

Doch sag du nicht:; Ei das ist gut,
So will ich haben Freud und Muth,
Und heut thun, was gelustet mich
Weil Gott so gut und gnadenreich.

Dann dieß zwar ein verkehrter Sinn,
Der billig gstraft mit großem Grimm,
Wolltst übel thun auf Gottes Güt,
Sein Geist dich allweg davor b’hüt.

Drum steht der Himmel Lichter voll,
Daß man zum Leben sehen soll,
Daß es mög schön und g’ordnet sein
Zu Ehren Gott, dem Schöpfer dein.

So hat der Leib der Augen G’sicht,
Daß er dadurch viel Guts ausricht,
Und seh auf Gott in allem Thain 2)
Und merk, wie ers so gnädig mein.

O Gott, du schöner Morgenstern,
Gib, was wir von deinr Lieb begehrn.
All deine Licht zünd in uns an,
Laß s’Herz an Gnad kein Mangel han.

Treib aus, o Licht, all Finsterniß,
Behüt uns, Herr, vor Aergerniß,
Vor Blindheit und vor aller Schand,
Und biet uns Tag und Nacht dein Hand.

Zu wandlen, als am lichten Tag,
Damit was sich immer zutrag,
Daß wir mögen im Glauben bston 3)
Und bleiben von dir unverlon 4).

—-

Klaiber, Karl Friedrich – Evangelische Volksbibliothek

1) verlassen
2) statt Tun
3) bestehen
4) unverlassen

Kolross, Johann – Ein Geistlich lied, zu singen, wenn man des morgens auffstehet.

(Aus dem Val. Babstschen Gesangbuche von 1545, II. Nro. XVIII. Das Lied steht bereits in den „Geistlichen liedern und Psalmen“ Magdeburg 1540, klein 8°, Blatt 99.)

ICh danck dir, lieber HERRE,
das du mich hast bewart
In dieser nacht geferde,
darinn ich lag so hart
Mit finsternis umbfangen,
darzu in grosser not,
darzu ich bin entgangen,
halffstu mir, HERRE Gott.

Mit danck wil ich dich loben,
o du mein Gott und HERR,
Im himel hoch dort oben,.
den tag mich auch gewer,
Warumb ich dich thu bitten
und auch dein will mag sein.,
leit mich in deinen sitten
und brich den willen mein,

Das ich, HERR, nicht abweiche
von deiner rechten ban,
Der feind mich nicht erschleiche,
damit ich jrr möcht gan.
Erhalt mich durch dein güte,
das bit ich vleissig dich,
fürs Teuffels list und wüten,
damit er setzt an mich.

Den glauben mir verleihe
an dein Son Jhesum Christ,
Mein sund mir auch verzeihe
alhie zu dieser frist.
Du wirst mirs nicht versagen,
wie du verheissen hast,
das er mein sund thut tragen
und lös mich von dem last.

Die hoffnung mir auch gibe,
die nicht verderben lest,
Darzu ein Christliche liebe
zu dem, der mich verletzt:
Das ich jm guts erzeige,
suche nicht darinn das mein,
und lieb in als mich eigen
nach all dem willen dein.

Dein wort las mich bekennen
für dieser argen welt,
auch mich dein diener nennen,
nicht förchten gwalt noch gelt,
Was mich bald möcht abkeren
von deiner warheit klar;
wölst mich auch nicht verscheren
von der Christlichen schar.

Las mich den tag volenden
zu lob dem namen dein,
Das ich nicht von dir wende,
ans ende bestendig sein.
Behüt mir leib und leben,
dazu die frücht im land:
was du mir hast gegeben
steht alls in deiner hand.

HERR Christ! dir lob ich sage
umb deiner wolthat all,
Die du mir diesen tage
erzeigt hast uberall.
Dein namen wil ich preisen,
der du allein bist gut,
mit deinem leib mich speise,
trenck mich mit deinem blut.

Dein ist allein die ehre,
dein ist allein der rhum;
Die rache dir niemands wehre,
dein segen zu uns kom,
Das wir im fried entschlaffen,
mit gnaden zu uns eil,
gib uns des glaubens waffen
fürs Teuffels listige pfeil.
Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Gerhardt, Paul – Die güldne Sonne, voll Freud und Wonne

1. Die güldne Sonne, voll Freud und Wonne
Bringt unsern Grenzen mit ihrem Glänzen
Ein herzerquickendes, liebliches Licht.
Mein Haupt und Glieder, die lagen darnieder;
Aber nun steh ich, bin munter und fröhlich,
Schaue den Himmel mit meinem Gesicht.

2. Mein Auge schauet, was Gott gebauet
Zu seinen Ehren und uns zu lehren,
Wie sein Vermögen sei mächtig und groß
Und wo die Frommen dann sollen hinkommen,
Wann sie mit Frieden von hinnen geschieden
Aus dieser Erde vergänglichem Schoß.

3. Laßet uns singen, dem Schöpfer bringen
Güter und Gaben; was wir nur haben,
Alles sei Gottes zum Opfer gesetzt!
Die besten Güter sind unsre Gemüter;
Lieder der Frommen, von Herzen gekommen,
Sind Weihrauch, der ihn am meisten ergötzt.

4. Abend und Morgen sind seine Sorgen;
Segnen und mehren, unglück verwehren
Sind seine Werke und Taten allein.
Wann wir uns legen, so ist er zugegen;
Wann wir aufstehen, so läßt er aufgehen
Über uns seiner Barmherzigkeit Schein.

5. Ich hab erhoben zu dir hoch droben
All meine Sinnen; laß mein Beginnen
Ohn allen Anstoß und glücklich ergehn.
Laster und Schande, des Seelenfeinds Bande,
Fallen und Tücke treib ferne zurücke;
Laß mich auf deinen geboten bestehn.

6. Laß mich mit Freuden ohn alles Neiden
Sehen den Segen, den Du wirst legen
In meines Bruders und Nächsten Haus.
Geiziges Brennen, unchristliches Rennen
Nach Gut mit Sünde, das tilge geschwinde
Aus meinem Herzen und wirf es hinaus.

7. Menschliches Wesen, was ist’s? Gewesen!
In einer Stunde geht es zu Grunde,
Sobald die Lüfte des Todes dreinwehn.
Alles in allen muß brechen und fallen;
Himmel und Erden, die müßen das werden,
Was sie gewesen vor ihrem Bestehn.

8. Alles vergehet. Gott aber stehet
Ohn alles Wanken; seine Gedanken,
Sein Wort und Wille hat ewigen Grund.
Sein Heil und Gnaden, die nehmen nicht Schaden,
Heilen im Herzen die tödlichen Schmerzen,
Halten uns zeitlich und ewig gesund.

9. Gott, meine Krone, vergib und schone!
Laß meine Schulden in Gnad‘ und Hulden
Aus deinen Augen sein abgewandt.
Sonst, Herr, regiere mich, lenke und führe,
Wie dir’s gefället; ich habe gestellet
Alles in deine Beliebung und Hand.

10. Willst du mir geben, womit mein Leben
Ich kann ernähren, so laß mich hören
Allzeit im Herzen dies heilige Wort:
Gott ist das Größte, das Schönste und Beste;
Gott ist das Süßte und Allergewißte,
Aus allen Schätzen der edelste Hort.

11. Willst Du mich kränken, mit Galle tränken,
Und soll von Plagen ich auch was tragen,
Wohlan, so mach es, wie dir es beliebt.
Was gut und tüchtig, was schädlich und nichtig
Meinem Gebeine, das weißt du alleine,
Hast niemals einen zu bitter betrübt.

12. Kreuz und Elende, das nimmt ein Ende;
Nach Meeresbrausen und Windessausen
Leuchtet der Sonne erwünschtes Gesicht.
Freude die Fülle und selige Stille
Darf ich erwarten im himmlischen Garten;
Dahin sind meine Gedanken gericht’t.