Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Graf von – Seht, die Nacht vergehet

1.) Seht, die Nacht vergehet!
Geist und Herz, erstehet!
Seid der Sonne gleich!
Gottes Güt‘ und Treue
Leuchtet nun auf’s Neue,
Kräftig, voll und reich.
Was ihr wollt, kann euch erfreuen:
Gnade, Leben und Gedeihen.

2.) Seele, dass auch heute
Dir Gott sei zur Seite,
Darum bitte nun!
Bitt‘ um Heil und Segen
Heut‘ auf deinen Wegen
Und bei deinem Tun!
Vörderst, für die Macht der Sünden
Rat und Widerstand zu finden.

3.) Seufz‘ in heißem Geiste,
Dass er Hilfe leiste,
Und sei Rat und Kraft.
Dass dich nichts verleite
Auf die falsche Seite
Bei der Pilgerschaft,
Weil so viel Gefährlichkeiten
Dich an Seel‘ und Leib begleiten!

4.) Will die Welt dich haben,
Und mit ihren Gaben
Wieder zu sich ziehn:
Sei du unempfindlich
Und in Liebe kindlich,
Dass du kannst entfliehn.
Besser, sich auch töricht fassen,
Als von ihr gewinnen lassen.

5.) Hast du nun gesehen,
Wie es Gott lässt gehen,
Was er ausgeführt:
So fang an zu singen,
Und ihm Lob zu bringen,
Dem das Lob gebührt.
Such ihn auch in neuen Weisen
Jeden Tag zu preisen!

6.) Gottes Macht beschützen
Lass dich dazu nützen,
Dass du treuer wirst!
Such ihn auch dein Leben
Wirklich zu ergeben!
Er ist Lebensfürst.
Such es ja vor allen Dingen
Im Gehorsam weit zu bringen:

7.) Dass dir’s wohlgefället,
Wie dein Gott sich stellet,
Grausam oder gut, –
Wenn er straft und schläget,
Wenn er küsst und träget, –
Alles, was er tut.
Dank‘ und rühme bei der Freude!
Lieb‘ und lob ihn auch im Leide!

unbekannt – Morgengesang

3. Jahrhundert

Ehre sey Gott in der Höhe,
Und Friede auf Erden,
Den Menschen ein Wohlgefallen!
Wir loben dich,
Wir preisen dich,
Wir beten dich an,
Wir verkünden deinen Ruhm,
Wir danken dir
Wegen deiner großen Herrlichkeit,
Herr, himmlischer Regierer,
Allmächt’ger, dir, Gott Vater,
Dir, Herr, du Eingeborner
Vom Vater, Jesus Christus,
Und dir, o heil’ger Geist,
Herr unser Gott.
Lamm Gottes,
Sohn des Vaters,
Du, der da trägt der Menschheit Sünden,
Nimm gnädig unsre Bitte an;
Du, der da sitzet zu des Vaters Rechten,
Erbarm dich unser!
Denn du allein bist heilig,
Du allein der Herr,
Jesus Christus,
Zu Ehren Gott dem Vater. Amen.

Annwyl, Fritz Jacob von – Ein Christlich morgengsang.

(„Nüw gsangbüchle rc. Getruckt zuo Zürych by Christoffel Froschauer, Im Jar D. M.XL,“ in 8°, Seite CXCVIII.)

ICh resignier, ufopffer dir,
min Herr und Gott, all mine not,
die mir diß tags zugegen ist;
Förcht mich nit seer vors tüfels heer
und sinem gschell, wält, sünd und hell,
dann du allein mein bschirmer bist,
Und nimbst mich an als din vogtman
unnd eigen knecht, bhalst mich by recht,
das mir din sun erworben hat,
Doch gentzlich on all min zuthon,
verdienst und lon,
damit ich hab den fryen zug
und ziehen mug,
da mir min hertz und gmüt hinstat.

Gloub Göttlichs wort sey mir ein port,
diß tags yngang unnd anefang,
das ich im glouben vest mög bston.
Göttlich warheit unnd grechtigkeit
sey min harnisch, das mich erfrisch
vor fhürin pfylen des satans.
Bschüch mine füß on all verdrieß,
mich darzu rüst, das ich erwüsch
im frid das Euangelium,
Und blyb daby, damit ich fry
gewapnet sy,
wider des tüfels falsche trüg
mich bschirmen müg,
im gloub rechtfertig werd und frumb.

Der helm des heils, hoffnung jrs theils,
sschwert Gottes leer sey mir ein gweer
wider des Tüfels menschen gsatz.
All min begir ich referier
in Gottes hand, so mag niemand
in keinen weg mir bieten tratz.
Was mich anficht, ist min flucht gricht
zu Gottes huld, bekenn min schuld
uß brochnem und zerschlagnem gmüt.
Alls ungelück, der wält falsch tück
Gott mir zuschick:
das sol min morgenopffer syn
in solchem schyn
stell all min sach zu syner gut.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Opitz, Martin – Morgenandacht

O Licht, geboren aus dem Lichte,
O Sonne der Gerechtigkeit,
Du schickst uns wieder zu Gesichte
Die angenehme Morgenszeit;
Drum will uns gehören,
Dankbarlich zu ehren
Solche deine Gunst:
Gib auch unsern Sinnen,
Daß sie sehen können
Deiner Liebe Brunst.

Laß deines Geistes Morgenröthe
In unsern dunkeln Herzen seyn,
Daß sie mit ihren Strahlen tödte
Der eiteln Werke kalten Schein.
Siehe, Herr! wir wanken;
Thun und auch Gedanken
Gehn auf falscher Bahn.
Du owllst unserm Leben
Deine Sonne Geben,
Daß es wandeln kann.

Verknüpfe mit des Friedens Bande
Der armen Kirchen schwache Schaar;
Nimm weg von unserm Vaterlande
Verfolgung, Trübsal und Gefahr;
La0 uns ruhig bleiben,
Unsern Lauf zu treiben
Diese kleine Zeit,
Bis du uns wirst bringen,
Wo man dir soll singen
Lob in Ewigkeit.

Rambach – Anthologie christlicher Gesänge aus der alten und mittlern Zeit

Weisse, Michael – Der Tag bricht an

DEr tag bricht an und zeyget sich;
o Herre Gott, wir loben dich,
Wir dancken dir, du höchstes gut,
das du uns die nacht hast behüt!

Bitten dich auch, behüt uns heut,
denn wir seind alhie bilgersleut,
Steh uns bey, thu hülff und bewar,
das uns keyn ubel widerfar!

O regier uns mit starcker handt,
auff dz dein werck in uns erkannt,
Dein Namen durch glaubreych geberd
in uns Heylig erweyset werd.

Hilff, das der Geyst zuchtmeyster bleyb,
das arge fleysch so zwing und treyb,
Das sichs nicht so gar ungestüm
erheb und ewiglich verthum.

Sterck jn, das er all ubel schwech,
des fleysches mut und willen brech,
Das sichs nicht inn wollust ergeb
und wie vorhyn inn sünden leb.

Versorg uns auch, o Herre Gott,
auff diesen tag nach aller not,
Teyl uns deinn milten segen aus,
denn unser sorg richtet nichts auß.

Gib deinn segen auff unser thun,
fertig unser arbeyt und lohn
Durch Jesum Christum, deinen Son,
unsern Herren für deinem thron. Amen.

Spieker, Christian Wilhelm – Gott, du Licht, das ewig bleibet

Gott, du Licht, das ewig bleibet,
Das ohn‘ allen Wechsel ist,
Das die Finsterniß vertreibet,
Der du bleibest, wie du bist:
Ich verlasse meine Ruh;
Rufe: Werde Licht! mir zu,
Daß ich, der ich Nacht und Erde,
Durch dein Licht verkläret werde!

Wecke, da der Leib geschlafen,
Auch die Seele geistlich auf;
Gieb ihr deines Lichtes Waffen,
Richt‘ und leite ihren Lauf;
Laß mich sein des Lichtes Kind,
Hilf mir, weil ich geistlich blind,
Jesu, daß ich wieder sehe
Und in deinem Lichte gebe.

Schenke mir, Herr, und gewähre.
Was die arme Seele füllt;
Ach, erneure und verkläre
Stets in mir mein Ebenbild!
Sende mir den Geist der Kraft,
Der ein neues Leben schafft,
Daß ich himmlisch auf der Erde
Und ein Geist mit Christo werde.

Segne meiner Hände Werke,
Fördre mich in meiner Pflicht,
Bleibe meiner Schwachheit Stärke,
Meines Lebens Kraft und Licht;
Laß mein Lebensziel allein
Deines Namens Ehre sein;
Hilf, daß ich stets wahre Liebe
Gegen meinen Nächsten übe.

Führ‘ mich einst zu jenem Lichte
Deiner höchsten Majestät,
Wo vor deinem Angesichte
Die verklärte Seele steht,
Heller als der Sonnenschein,
Schön, unsterblich, engelrein;
Laß sie sein mit dir vereinet,
Wenn mein letzter Tag erscheinet.

Spieker, Christian Wilhelm – Höchster Gott! durch deinen Segen

Höchster Gott! durch deinen Segen
Konnt‘ ich fröhlich und gesund
Diese Nacht zurücke legen;
Also preist dich Herz und Mund.
Denn du willst für alle Treu
Nichts, als daß man dankbar sei.

Segne heute mich vom neuen,
Weil du segnen kannst und mußt;
Denn mit Wohlthat zu erfreuen,
Das ist deine Herzenslust,
Und du machst die milde Hand
Täglich aller Welt bekannt.

Segne mich mit deinem Geiste,
Daß er heut‘ mit seiner Kraft
Meinem Glauben Beistand leiste,
Daß er gute Werke schafft
Und dem Bösen insgemein,
Mag ein wackrer Gegner sein.

Segne mich mit deinem Worte,
Schreib es in mein Herz hinein,
Daß es mag an jedem Orte
Meines Wandels Richtschnur sein.
Leuchtet mir dies Lebenslicht,
O so fehl‘ und fall‘ ich nicht.

Segne mich in meinem Stande,
Zeuch mein Herz mit Klugheit an,
Daß ich solchen ohne Schande
Und mit Ehren führen kann.
Gieb dazu mein täglich Brod
Und was irgend sonst mir noth.

Segne mich in Kreuz und Leiden
Mit Vertrauen und Geduld;
Segne mich in Glück und Freuden
Mit dem Reichthum deiner Huld;
Daß ich dir im Kreuz getreu
Und im Glück voll Demuth sei.

So will ich für allen Segen
Lob und Ehre, Preis und Dan!
Dir zu deinen Füßen legen
Und es thun mein Leben lang;
Ais ich mit den Engeln dort
Vor dir jauchze fort und fort.

Weisse, Michael – ES geht daher des tages schein

ES geht daher des tages schein,
o Brüder, last uns danckbar sein
Dem gütigen und milten Gott,
der uns diese nacht bewart.

Last uns Gott bitten diese stund,
hertzlich singen mit gleychem mund,
Begeren, das er uns auch wolt
bewaren heut inn seiner huld.

Sprechend: O Gott von ewigkeyt,
der du uns auß barmhertzigkeyt
Mit deiner grossen krafft und macht
bewaret hast inn dieser nacht:

Du woltest uns durch deinem Son
an diesem tag auch hülffe thun,
Die feind uns nicht lassen fellen,
so unsren seelen nach stellen.

O Herre Gott, nimm unser war,
sey unser wechter immerdar,
Unser schützherr und regierer,
ja auch König und heerfürer.

Wir opffern uns dir, Herre Gott,
das du unser hertz, wort und that
Woltest leyten nach deinem mut,
das für dir sey außbündig gut.

Das sey dir heut inn deinem Son
zum frü opffer für deinem thron,
Darauff wir nu zu deinem lob
mögen geniessen deiner gab. Amen.

Krummacher, Friedrich Adolf der Ältere – Die dunklen Schatten fliehen

Die dunklen Schatten fliehen,
Der Morgenhimmel glänzt;
Der Berge Spitzen glühen
Vom jungen Licht umkränzt.
Sey uns gegrüßt, du holdes Licht!
Du säumest, doch verläßst uns nicht.

Das Gute kommt von oben;
Da wohnt des Lichtes Quell!
Wo Morgenstern‘ ihn loben,
da ist es ewig hell.
Wir wandeln hier im dunkeln Thal;
Doch leuchtet uns des Himmels Strahl.

O Vater, sende Segen
Auf deiner Kinder Schaar!
Uns leucht‘ auf dunklen Wegen
Dein Antlitz immerdar.
Erhebe du dein Angesicht,
Verlaß uns nicht, verlaß uns nicht!

Rambach – Anthologie christlicher Gesänge aus allen Jahrhunderten der Kirche

Hermann, Nikolaus – Der Morgen segen,

//Im thon, Wo Gott nicht gibt zum haus etc.//

1. Die helle Sonn leucht jtzt herfür,
Frölich vom schlaff auffstehen wir,
Gott lob, der vns heint diese nacht
Behüt hat fur des Teuffels macht.

2. Herr Christ, den tag vns auch behüt
Für sünd vnd schand durch deine güt,
Las deine lieben Engelein
Vnser hüter vnd wechter sein,

3. Das vnser hertz in ghorsam leb,
Deim wort vnd wiln nicht widerstreb,
Das wir dich stets für augen han
In allem, was wir heben an.

4. Las vnser werck geraten wol,
Was ein jeder ausrichten sol,
Das vnser arbeit, müh vnd vleis
Gereich zu deim lob, ehr vnd preis.

AMEN.