Benjamin Schmolck – Der Richterstuhl Christi.

Mel. Herzlich tut mich verlangen.

1. Ich denk an dein Gerichte,
Du Richter aller Welt,
Das nur für ein Gedichte
Manch rohes Weltkind hält.
Dein Wort und mein Gewissen
Zeigt es mir deutlich an,
Dass du wirst richten müssen,
Was jeder Mensch getan.

2. Ich höre die Posaunen
In meinen Ohren schon
Und sehe mit Erstaunen
Den großen Richterthron,
Auf welchem du wirst sitzen
In deiner Herrlichkeit,
Wenn Feldgeschrei und Blitzen
Der Welt das Ende dräut.

3. Mein Geist erblickt die Scharen
Vor deinen Stuhl gestellt,
So viel als Menschen waren
Von Anbeginn der Welt.
Hier muss sich jeder stellen
Und seinen Urteilsspruch
Sich von dir lassen fällen
Zum Segen oder Fluch.

4. Da geht es an ein Scheiden:
Du lässt zur rechten Hand
Die lieben Lämmer weiden,
Die dir allein bekannt;
Die Böcke gehn zur Linken
Von deinem Angesicht
Und müssen da versinken,
Wo weder Trost noch Licht.

5. Ach, ihr zur rechten Seiten,
Wie süße ruft man euch:
Kommt, ihr Gebenedeiten,
Erbt meines Vaters Reich.
Ihr habet mich gespeiset,
Mit Trank und Kleid versehn,
Und dieses mir erweiset,
Was Brüdern ist geschehn.

6. Doch was für Donner schießen
Auf die zur linken Hand!
Sie, als Verfluchte müssen
Als wie ein Höllenbrand
Ins ewge Feuer rennen;
Denn Jesus will sie nicht
Aus ihrem Glauben kennen,
Dem Liebe doch gebricht.

7. So gehen die Gerechten
Ins Freudenleben ein;
Den andern Satansknechten
Wird lauter Höllenpein.
Die Seligen erlangen
Der Engel Brüderschaft;
Die Bösen sind gefangen
In teuflischer Verhaft.

8. Lass, Jesus, dies Gerichte
Mir stets vor Augen sein,
Und soll dein Angesichte
Mich dermaleinst erfreun,
So gib mir so ein Leben,
Das auf den Glauben weist
Und darnach möge streben,
Was du so herrlich preist.

9. Gib, dass ich mich recht schicke
Auf deinen letzten Tag
Und alle Augenblicke
Mich drauf bereiten mag,
Weil schon die Zeichen wittern,
Die Welt zur Strafe reif,
Dass ich mit Furcht und Zittern
Die Seligkeit ergreif.

10. Und wenn dein Tag vorhanden,
Die Welt soll untergehn,
So lass mich nicht mit Schanden
Vor deinem Throne stehn.
Lass mich von allen Strafen
Dein teures Blut befrein,
Stell mich zu deinen Schafen,
Die zu der Rechten sein.

11. Das Schwert in deinem Munde
Sei mir ein Palmenzweig;
Versenk im Höllenschlunde
Des Pharaonis Zeug.
Mich führe zu den Deinen
Ins rechte Kanaan,
Wo uns die Sonne scheinen,
Kein Donner schrecken kann.

12. Ach komme, mein Erlöser,
Mit deiner Herrlichkeit!
Die Welt wird immer böser,
Ach komme nur noch heut!
Lass bald die Stimme hören:
„Kommt, ihr Gesegneten!“
So wollen wir dich ehren
Mit allen Heiligen.