Müde, die der Arbeit Menge
Und der heiße Strahl beschwert,
Wünschen, dass des Tages Länge
Werde durch die Nacht verzehrt,
Dass sie nach so vielen Lasten
Können sanft und süße rasten;
Ich wünsch auch in Dir zu ruh’n:
Jesu, Jesu, komme nun!
Könnt in Deinem Liebserbarmen,
HErr, wie ich mir wünschen wollt,
Die erstarrte Seel erwarmen:
So wollt ich das feinste Gold,
Das in Ophir wird gegraben,
Nicht für diesen Reichtum haben;
Nein, in Dir nur wollt ich ruh’n.
Jesu, Jesu, komme nun!
Andre mögen durch die Wellen
Und durch Wind und Klippen geh’n,
Ihren Handel zu bestellen,
Und da Sturm und Not aussteh’n:
Ich will meine Glaubensflügel
Schwingen zu den Sternenhügel,
Ewiglich in Dir zu ruh’n.
Jesu, Jesu, komme nun!
Vielmal pfleg‘ ich Dich zu fragen,
Vielmal seufze ich dazu:
„Wird mein Hüttlein abgetragen,
Und gelang‘ ich bald zur Ruh‘?“
Denn mein bestes Teil, das würde,
Frei dann von der Leibesbürde,
Ungehindert in Dir ruh’n:
Jesu, Jesu, komme nun!
Doch weil ich die Himmelsauen
Und der Geister Freudensaal
Noch nicht kann nach Wunsche schauen,
Und muss hier im Arbeitstal
Noch am rauen Faden spinnen,
Ei, so sollen Herz und Sinnen
Unterdes doch in Dir ruh’n:
Jesu, Jesu, komme nun!
(1722.)