J. B. v. Albertini – Wer faßt in seine Faust das Meer

Wer faßt in seine Faust das Meer?
Wer mißt es aus, der Himmel Heer,
Mit seiner Spanne Macht? wer hält
Die Waage fest, und wägt die Welt?
Ein Tropf am Eimer sind die Völker Ihm,
Die Inseln Staub, ein Scherf die Cherubim!

2. Zu klein ist Ihm zum Feuerheerd
Der Libanon, und ohne Werth
Zum Opfer all sein Bild zugleich!
Steigt auf’s Gebirge, rüstet euch;
Jerusalem und Zion, Rednerin,
Du Herold Gottes! auf, und melde Ihn!

3. Ruft hell den Städten Juda’s zu:
Er kommt! erwacht aus träger Ruh!
Er kommt und mit Ihm Straf‘ und Lohn
Stark herrscht sein Arm vom Königsthron!“
Sink in den Staub vor Ihm, untreue Braut!
Doch nein! erhebe dich und rühme laut!

4. „Trost meinem Volk!“ spricht Gott der Herr;
Vergeben ist der Sünden Heer!
Ich weide meine Heerd‘ als Hirt,
Der Lämmer Arzt, der Schafe Wirth.
So sprecht Jerusalem denn freundlich zu,
Nach schwerer Ritterschaft kommt süße Ruh.“

5. Bereite diesem Gott den Weg,
Mein Herz, mach‘ richtig seinen Steg!
O Abgrund der Barmherzigkeit!
Geheimniß der Gottseligkeit!
Mein Geist verstummt vor Dir, und hüllt sich ein
Mein Herz frohlockt in ew’gem Seligsein!

Julius Köbner – Kann im wilden Sturm ein Lichtlein glimmen

Kann im wilden Sturm ein Lichtlein glimmen,
Glimmen fort und fort, von Jahr zu Jahr,
Unter Meereswogen, die ergrimmen,
Sich mit Wuth drauf stürzen immerdar?

2. Ja, wenn Der den Wind, das Meer bedräuet,
Dessen Allmacht unsre Seele preist,
Der mit ew’ger Gnade uns erfreuet,
Der sich wunderbar in uns erweis’t!

3. Kann ein kleines schwaches Häuflein stehen
Wider eine große Heeresmacht?
Wie wird’s dem verweg’nen Häuflein gehen?
Fürchtet es nicht die ungleiche Schlacht?

4. Es hat gut, bis hieher gut gegangen
Herrlich stritt Jehova-Zebaoth!
Darf uns wohl mit solchem Führer bangen?
Unter seiner Hand gibt’s keine Noth!

Gellert, Christian Fürchtegott – Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht

Wenn ich, o Schöpfer! deine Macht,
Die Weisheit deiner Wege,
Die Liebe, die für alle wacht,
Anbetend überlege:
So weiß ich, von Bewundrung voll,
Nicht, wie ich dich erheben soll,
Mein Gott, mein Herr und Vater!

Mein Auge sieht, wohin es blickt,
Die Wunder deiner Werke.
Der Himmel, prächtig ausgeschmückt,
Preist dich, du Gott der Stärke!
Wer hat die Sonn an ihm erhöht?
Wer kleidet sie mit Majestät?
Wer ruft dem Heer der Sterne?

Wer mißt dem Winde seinen Lauf?
Wer heißt die Himmel regnen?
Wer schließt den Schoß der Erde auf,
Mit Vorrat uns zu segnen?
O Gott der Macht und Herrlichkeit!
Gott, deine Güte reicht so weit,
So weit die Wolken reichen!

Dich predigt Sonnenschein und Sturm,
Dich preist der Sand am Meere.
Bringt, ruft auch der geringste Wurm,
Bringt meinem Schöpfer Ehre!
Mich, ruft der Baum in seiner Pracht,
Mich, ruft die Saat, hat Gott gemacht;
Bringt unserm Schöpfer Ehre!

Der Mensch, ein Leib, den deine Hand
So wunderbar bereitet;
Der Mensch, ein Geist, den sein Verstand,
Dich zu erkennen, leitet;
Der Mensch, der Schöpfung Ruhm und Preis,
Ist sich ein täglicher Beweis
Von deiner Güt und Größe.

Erheb ihn ewig, o mein Geist!
Erhebe seinen Namen!
Gott, unser Vater, sei gepreist,
Und alle Welt sag Amen!
Und alle Welt fürcht ihren Herrn,
Und hoff auf ihn und dien ihm gern!
Wer wollte Gott nicht dienen?

Und Erde, die ihn heute sieht,
Sing ihm, dem Herrn, ein neues Lied.
Dies ist der Tag, den Gott gemacht,
Sein werd in aller Welt gedacht;
Ihn priese, was durch Jesum Christ
Im Himmel und auf Erden ist.

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