Hermann, Nikolaus – Halleluja, stimmt an ein Lied und preist des Himmels

1.) Halleluja, stimmt an ein Lied
Und preist des Himmels hohe Güt‘,
Springt, hüpft, frohlockt mit Freuden.
Da Christus aus dem Grabe steigt,
Und sich den Jüngern wieder zeigt,
Nach überstandnem Leiden:
Da der Siegherr
Triumphieret,
Jubilieret,
Da das Leben
Hat dem Tod Valet gegeben.

2.) O Tod, wo ist dein Stachel nun?
Was kann uns jetzt die Hölle tun?
Der Teufel legt darnieder.
Die Sünde mag uns schrecken nicht
Mit Gottes strengen Zorngericht:
Hier ist schon Rat dawider.
Jesus Christus,
Jetzt erstanden,
Macht zu Schanden,
Was kann quälen
Und betrüben unsre Seelen.

3.) So bald der dritte Tag brach an,
Nachdem war dieser Gottesmann
In’s finstre Grab geleget,
Begab viel Wunderdinge sich,
Die Erde ward ganz kräftiglich
Des Morgens früh beweget.
Da sich plötzlich,
Gleichsam blitzend,
Niedersitzend,
Nicht ohn‘ Grauen,
Ließ ein Himmelsbote schauen.

4.) Die Grabeshüter wurden blass,
Wie dieser auf den Steinen saß,
Vor Angst und großem Schrecken.
Sie hielten allda keine Ruh‘
Und eilten nach der Stadt hinzu,
Den Handel zu entdecken.
Da sich kecklich
Die verkehrten
Schriftgelehrten
Solche Sachen
Unternahmen falsch zu machen.

5.) Triumph! Was tust du, lose Rott‘?
Du bringst dich selbst in Hohn und Spott,
Mit allen deinen Tücken!
Erst meinst du, durch die Hüter soll
Der Sachen sein geraten wohl,
Da dieses nicht will glücken,
Wie kein Grabstein,
wie kein Siegel
Hilft, noch Riegel,
Will durch Lügen
Endlich du die Welt betrügen?

6.) Triumph! Der Herr dringt durch den Stein,
Den Hütern lässt er’s Grab allein
Und zeigt sich der Marien.
Die, was sich hab begeben dar,
Der hochbetrübten Jüngerschar
Erzählet ohn‘ Verziehen.
Ferner schafft er,
Dass die Brüder
Hin und wieder
Oft ihn sehen,
Kund zu tun sein Auferstehen.

7.) Viktoria, da steht der Held,
Und zeiget sich der ganzen Welt,
Als einen Überwinder.
Der hat dem Krieg ein Loch gemacht
Und nun den Frieden wiederbracht‘
Zum Trost der armen Sünder.
Singet, springet,
lasset hören,
Gott zu Ehren,
Freud‘ und Wonne!
Jetzt, jetzt scheint uns die Gnadensonne.

8.) O, starker Simson , dessen Macht
Der Seelenfeind hat umgebracht
Und ihre Werk zerstöret.
Nimm gnädig an den Lobgesang,
Womit von uns du wirst zum Dank
Demütig jetzt verehret.
Großer Siegsherr,
Hier auf Erden,
Bis wir werden
Besser droben
Dermaleinst dich können loben.

Hermann, Nikolaus – Gesegnet sei uns dieser Tag

1.) Gesegnet sei uns dieser Tag,
Daran der Feind darnieder lag.
Der Herr, der Helden größter Held,
Hat ihn mit starkem Arm gefällt.

2.) Ja alles, alles, was uns droht,
Die Sünde, Elend, selbst den Tod
Hat überwunden Jesus Christ,
Als er vom Tod erstanden ist.

3.) Verschlossen in dem Grabe lag
Der Herr nur bis zum dritten Tag.
Und dann hält ihn des Grabes Schoß
Nicht weiter fest, er reißt sich los.

4.) Der Heiland siegt‘ und drang empor
Aus seiner Gruft. Der Tod verlor
Von nun an alle seine Macht.
Das Leben ist an’s Licht gebracht.

5.) Erlöst durch Gottes starke Hand,
Die unser Elend abgewandt,
Verehren wir den, welcher kam
Und unsre Lasten auf sich nahm.

6.) Was ist denn, das uns ferner droht,
Wenn wir dem göttlichen Gebot
Getreu sind und von Sünden rein,
Mit Eifer uns der Tugend weihn?

7.) Dann trifft das schreckliche Gericht
Der Sünde unsre Seele nicht.
Uns kommt des heilands teures Blut,
Das er für uns vergoss, zu gut.

8.) Dein Leiden, Herr, dein Tod und Grab
Drang uns die herbsten Tränen ab.
Doch dieser Tag, da du, o Herr,
Vom Tod erstandst, erfreut uns sehr.

9.) Drum, großer Sieger, singen wir
Ein jauzend Halleluja dir.
Dich preisen wir, o Jesu Christ!
Der du vom Tod erstanden bist.

Hermann, Nikolaus – Freuet euch, ihr lieben Christen

1.) Freuet euch, ihr lieben Christen,
Freuet euch von Herzen sehr,
Euch ist geboren Christus,
Recht gute neue Mär,
Es singen uns die Engel
Aus Gottes hohem Thron
Gar lieblich tun sie singen,
Fürwahr ein’n süßen Ton.

2.) Also tun sie uns singen:
Das Kindlein ist euch hold.
Es ist des Vaters Wille,
Der hat’s also gewollt.
Es ist euch dagegeben,
Dadurch ihr sollet han
Des Vaters Gunst und Segen,
Sein Gnad‘ ist aufgetan.

3.) Nicht lasset euch erschrecken
Sein klein‘ gering‘ Gestalt.
Was tut er drunter decken?
Sein mächtig‘ groß‘ Gewalt.
Er liegt dort in der Krippen
Im Elend, Jammer groß,
Doch ist er aller Ding‘ ein Herr,
Sein Herrschaft hat kein Maß.

4.) Tod, Teufel und die Hölle
Haben den Sieg verlorn.
Das Kindlein tut sie fällen,
Ganz nichts gilt jetzt ihr Zorn.
Ihr Macht, die ist gekränket,
Da ist kein Zweifel an,
Das Kindlein tut sie fällen,
Das sei euch kund getan.

Herman, Nikolaus – Ein Gebet und Dancksagung vor und nach dem Essen.

ALle die Augen warten, HErr, auf dich,
und auff deine güte verlassen sich,
Zu rechter zeit gibst jn jr speis
und nehrest sie mit allem vleis.

Die Blümblein schmückstu auff den felden,
die Beumelein kleidest in welden,
Es ist kein Thier, das hunger stirbt,
alls du erhelst, das nichts verdirbt.

Wenn in der lufft die Vögelein singen,
die Hewschrecken im grass hrumbspringen,
Ir speis sie finden allezeit
durch deine güt und miltigkeit.

Wenn zu dir schreien die jungen Reblein,
jr narung schaffstu jn ins nest hinnein,
Deins gleichen man kein Vater find,
der also sorgt für seine Kind.

Wie solstu denn unser vergessen,
das wir an Kleidern und essen
Solten abbruch und mangel han,
die im Glauben dich ruffen an?

O HErr, du wollest gebenedeien,
die speis, das sie uns gedeien!
Segen uns, HErr, und deine Gab,
das Leib und Seel sich wol gehab!

Und speis auch unser Seel mit Himelbrot,
das uns erhalt für dem ewigen tod,
Uff das wir nach der bösen zeit
mit dir leben in ewigkeit! Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Hermann, Nikolaus – Am heiligen Ostertag.

Ev. Marci 16.

Am Sabbath frühe Marien drei,
Kamen zum Grab mit Spezerei,
Als jetzt der helle Tag anbrach,
Und man die Sonn aufgehen sah.

Wer wälzt uns von des Grabes Thür
Den großen Stein, der leit dafür?
Alsbald sie aber kamen dar,
Der Stein davon gewälzet war.

Da gingen sie zum Grab hinein,
Und sahen drin die Engelein
Im Grab sitzen zur rechten Hand
In einem langen, weißen Gwand.

Sie sehr erschracken für dem Gsicht,
Der Engel antwort: Fürcht euch nicht,
Ihr sucht den gekreuzigten Christ,
Vom Tod er auferstanden ist.

Da sehet her, das ist die Statt,
An welcher er gelegen hat.
So geht nun hin, und sagts von Stund
Sein Jüngern und thuts Petro kund.

In Galiläam heißt sie gahn,
Da will der Herr sich sehen lan.
Zum Grab sie gingen schnell hinaus,
Es kam sie an ein Furcht und Graus.

Wir danken dir, Herr JEsu Christ,
Daß du vom Tod erstanden bist,
Und hast zerstört sein Gwalt und Macht
Und uns zum Leben wiederbracht.

Ledderhose – Nikolaus Hermans und Johannes Mathesius geistliche Lieder

Hermann, Nikolaus – Am neuen Jahrstage.

Ev. Lucä 2.

Da Jesus nach jüdischer Art
Am achten Tag beschnitten ward,
Wurd sein Name Jesus genannt,
Denn er war der rechte Heiland.

Ehe denn sein Mutter ihn empfing
Im Leib, und mit ihm schwanger ging,
Gab ihm der Engel diesen Nam,
Den er in der Beschneidung bekam.

Kein Mensch den Namen hat erdacht,
Der Engel ihn vom Himmel bracht,
Gott selbst ihn also heißen wollt,
Denn er sein Volk erlösen sollt.

Nicht aus einer zeitlichen Noth,
Sondern von Sünd, von Höll und Tod,
Und uns durch sein Leiden und Tod
Ein ewigs Reich erwürb bei Gott.

Es ist kein ander Heiland nicht,
Wiewohl der Welt ihr sehr viel dicht,
Allein hilft uns aus aller Noth
Jesus, der wahre Mensch und Gott.

Lob, Ehr und Preis zu aller Zeit,
Sei dir, Heiland der Christenheit,
Hilf, daß der süße Name dein
Am Tod erquick die Seele mein.

Amen.

Hermann, Nikolaus – Bescher uns, Herr, das täglich Brot

1. Bescher uns, Herr, das täglich Brot;
vor Teurung und vor Hungersnot
behüt uns durch dein´ lieben Sohn,
Gott Vater in dem höchsten Thron.

2. O Herr, tu auf dein milde Hand,
mach uns dein Gnad und Güt bekannt,
ernähre uns, die Kinder dein,
der du speist alle Vögelein.

3. Erhörst du doch der Raben Stimm,
drum unsre Bitt, Herr, auch vernimm;
denn aller Ding du Schöpfer bist
und allem Vieh sein Futter gibst.

(spätere Einfügung:)
4. Doch dies zeitliche Brot allein
kann uns nicht gnug zum Leben sein;
dein göttlich Wort die Seele speist,
hilft uns zum Leben allermeist.

5. Drum gib uns beides, Herre Gott;
hilf endlich auch aus aller Not.
So preisen wir dein´ Gütigkeit
hier und auch dort in Ewigkeit.

Hermann, Nikolaus – Christ fuhr gen Himmel.

Christ fuhr gen Himmele,
Was sandt er uns herwiedere?
Seinen heiligen Geist
Zu Trost der armen Christenheit.
Kyrieleis.

Er sitzt zus Vaters Rechten,
Da theilt er aus sein Knechten
Seines Geists Gab und Gnad,
Daß uns kein Sünd noch Teufel schad.
Kyrieleis.

Von dannen wird er kommen,
Zu richten Bös und Frommen
Herrlich mit großer Gwalt,
Wie er auffuhr in solcher Gstalt.
Kyrieleis.

Auf sein Zukunft wir hoffen,
Die Zeit ist schier verloffen,
Der jüngste Tag ist nicht weit,
Des freut sich alle Christenheit.
Kyrieleis.

Amen.

Ledderhose – Nikolaus Hermans und Johannes Mathesius geistliche Lieder

Hermann, Nikolaus – Das Osterlamm, ein Abbild Christi.

Durchs Osterlamm bedeutet ist
Unser Heiland, der Herre Christ.
Kein Fehl noch mangel er an ihm hat,
Ist schuldig keiner Missethat.
Er wurd verrathen in der Nacht,
Und für aller Welt Sünd geschlacht.

Sein Blut unser Seelen bestreicht,
Tod., Sünd, Höll, Teufel von uns weicht.
Für uns in heißer Liebesflamm
Wurd er gebratn ans Kreuzes Stamm.
Was bedeut denn die bittere Salz?
Das Kreuz, wenns uns liegt auf dem Hals.

Rechtschaffne Lehr durch süße Brod
Dein Schrift uns fürgebildet hat.
Kein Sauerteig soll sein dabei,
Daß Lehr und Leben heilig sei.
Falsche Lehr ist das gesäurt Brod
Wer davon ißt, wird ausgerott.

Gegürt sein und Schuh haben an
Und ein Stab in den Händen han,
Bedeut, daß wir all Augenblick
Zu wandern sollen sein geschickt
Aus dem elenden Pilgrimsstand
Ins recht verheißne Vaterland.

Da hilf uns hin, Herr Jesu Christ,
Der du selbst fürgegangen bist
Deim Volk und sie errettest hast
Von der Egypter schweren Last;
Führ uns auch in das Vaterland,
Weil du dein Blut hast dran gewandt.

Amen.

Ledderhose – Nikolaus Hermans und Johannes Mathesius geistliche Lieder

Hermann, Nikolaus – Der Abend Segen.

//In Tons eodem.//

HInunter ist der Sonnenschein,
die finstre nacht bricht starck herein:
Leucht uns, HErr Christ, du wares liecht,
las uns im finstern tappen nit!

Dir sey danck, das du uns den tag
für schaden, fahr und mancher plag
Durch deine Engel hast behüt
aus gnad und veterlicher güt.

Womit wir han erzürnet dich,
dasselb verzeih uns gnediglich,
Und rechnes unser Seel nicht zu,
las uns schlaffen mit fried und rhu.

Durch deine Engel die wach bestell,
das uns der böse feind nicht fell!
Für schrecken, gspenst und fewers not
behüt uns heint, o lieber Gott!
Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer