Albert Zeller – Die Welt wird schöner jedes Jahr

Die Welt wird schöner jedes Jahr,
Viel schöner noch der Himmel:
Was hat es da denn für Gefahr
Mit allem dem Gewimmel
Von Not und Tod, von Angst und Schmerz
Und all den bösen Dingen,
Die in das arme Menschenherz
Wie scharfe Schwerter dringen?

Vorüber kriecht, vorüber fliegt
Die Zeit mit Lust und Leiden;
Zum Sieger wird, wer erst besiegt,
Und lernt sich tief bescheiden.
Verjährt verklärt! wenn auch die Zeit
Nicht Eine Wunde heilet,
Die unsrer Seele Seligkeit
Bis auf den Grund zerteilet.

Wir sinds nicht mehr und sind es doch
Und freuen uns der Wandlung;
Zum Kranze wird das schwere Joch,
Das Leiden selbst zur Handlung.
Wer hat dies Wunder denn vollbracht?
Wer hat uns neu erschaffen?
Wer lieh uns Leben, Mut und Macht?
Wer neue Wehr und Waffen?

Wir selbst gewisslich nimmermehr,
Zermalmet und gerichtet
Und von dem wilden, schlimmen Heer
Von Feinden fast vernichtet:
Das hast nur du, o Herr, getan
In deiner Gnad und Stärke,
Nach deinem großen Liebesplan
Vollendend deine Werke.

Ja selig, dreimal selig ist,
Wer auf das Wort dir glaubet,
Um deinetwillen nur vergisst,
Was ihm sonst Niemand raubet,
In dir gewinnt, was er verlor,
Es ewig zu behalten!
Da bricht die Herrlichkeit hervor
Mit unnennbarem Walten.

Noch sind wir hier und sind schon dort,
Und immer voller fließet
Der Quell ins ewge Leben fort,
Der sich von hier ergießet,
Und immer schmaler wird die Kluft,
Die uns vom Jenseits scheidet,
Von Hoffnungsgrün und Frühlingschuft
Hellleuchtend überkleidet.

Das ist des Geistes Erstlingsschaft,
Der wir uns freuen dürfen,
Von deren Strahlen selber Kraft
Die Kreaturen schlürfen,
Die mit uns seufzend rings ihr Haupt
Nach der Erlösung heben
Und unsrer Hoffnung noch beraubt
In Angst und Sehnen schweben.

Wohl ist auch unsre Freude nur
Kein Schauen, nur ein Hoffen;
Noch tragen wir des Todes Spur,
Von manchem Pfeil getroffen;
Doch unsres Trosts und Ziels gewiss
Schaun selig wir nach oben,
Hoch über alle Finsternis
Ins ewge Licht gehoben.

O Herr, erhalt uns diesen Blick
Im Leben, Leiden, Sterben,
In aller Zeiten Missgeschick
Als deines Reiches Erben,
Was deine Gnade will und beut,
Als Kinder froh zu fassen
Und sei es morgen oder heut
Die Welt und Alles lassen!