Christoph Tietze – Sollt es gleich bisweilen scheinen

1 Sollt’ es gleich bisweilen scheinen,
als wenn/ob Gott verließ die Seinen,
o so weiß und glaub’ ich dies:
Gott hilft endlich doch gewiss.

2 Hilfe, die er aufgeschoben,
hat er drum nicht aufgehoben:
hilft er nicht zu jeder Frist,
hilft er doch wenn’s nötig ist.

3 Gleich wie Väter nicht bald geben,
wonach ihre Kinder streben,
so hält Gott auch Maß und Ziel;
er gibt wem und wann er will.

4 Seiner kann ich mich getrösten,
wenn die Not am allergrößten;
er ist gegen mich, sein Kind,
mehr als väterlich gesinnt.

5 Trotz dem Teufel! Trotz dem Drachen!
ich kann ihre Macht verlachen;
Trotz dem schweren Kreuzesjoch!
Gott, mein Vater, lebet noch.

6 Trotz des bittern Todes Zähnen!
Trotz der Welt und allen denen,
die mir sind ohn´ Ursach´ feind!
Gott im Himmel ist mein Freund.

7 Lass die Welt nur immer neiden,
will sie mich nicht länger leiden,
ei so frag ich nichts danach,
Gott ist Richter meiner Sach´.

8 Will sie mich gleich von sich treiben,
muss mir doch der Himmel bleiben;
wenn ich nur den Himmel krieg,
hab ich alles zur Genüg.

9 Ach, Herr, wenn ich dich nur habe,
sag ich allen andern abe:
legt man mich gleich in das Grab:
g’nug, Herr, wenn ich dich nur hab.