Arndt, Ernst Moritz – Noch ein Gebet um das Gebet

Kann ich beten,
Ist in Nöthen
Alle Sorge leicht dahin,
Bald gefunden
Müssen Wunden,
Wodurch manche schwere Stunden
Ich so krank gewesen bin.

Kann ich beten,
Engel treten
Wunderfreundlich zu mir ein,
Lächeln, winken
Mir, zu trinken
Aus dem Born, worein versinken
Alle Sorgen groß und klein.

Kann ich beten,
Engel treten
Wunderfreundlich zu mir ein,
Ich muß trauen,
Ich kann schauen
Fröhlich zu des Himmels Auen,
Zu dem sel’gen Gnadenschein.

Doch verzaget
Und verwaget
Gar nichts mehr das arme Herz,
Dann muß schweigen
Und sich beugen
Vor der Sünde und sich neigen
Zu der dunkeln Nacht der Schmerz.

Doch verzaget
Und verklaget
Sich in mir das arme Herz,
Dann muß schwinden,
Wodurch linden
Sich der Jammer kann, zu finden
Ist kein Wort in solchem Schmerz.

Lehr‘ mich beten
Du, der treten
Wollte für die Sünde ein,
Süße Liebe,
Ewige Liebe,
Die die grimmen Seelendiebe
Sperrte in die Hölle ein.

Lehr‘ mich beten
Held in Nöthen,
Süßer Heiland Jesu Christ,
Hort der Gnade,
Der die Pfade
Zu dem Himmel macht gerade,
Der für mich gestorben ist.

Lehr‘ mich beten,
Alle Fehden
Meiner Sünden stille du,
Heil und Leben,
Lehr‘ mich schweben
Durch das Grauen Zweifeln Beben
Deinem frommen Vater zu.