Gerhardt, Paul – O Jesu Christ

1. O Jesu Christ,
Dein Kripplein ist
Mein Paradies, da meine Seele weidet!
Hier ist der Ort,
Hier liegt das Wort
Mit unserm Fleisch persönlich angekleidet.

2. Dem Meer und Wind
Gehorsam sind,
Gibt sich zum Dienst und wird ein Knecht der Sünder.
Du, Gottes Sohn,
Wirst Erd’ und Ton,
Gering und schwach wie wir und unsre Kinder.

3. Du, höchstes Gut,
Hebst unser Blut
In deinen Thron hoch über alle Höhen.
Du, ewge Kraft,
Machst Brüderschaft
Mit uns, die wie ein Dampf und Rauch vergehen.

4. Was will uns nun
Zuwider tun
Der Seelenfeind mit allem Gift und Gallen?
Was wirft er mir
Und andern für,
Daß Adam ist, und wir mit ihm, gefallen?

5. Schweig arger Feind!
Da sitzt mein Freund,
Mein Fleisch und Blut, hoch in dem Himmel droben;
Was du gefällt,
Das hat der Held
Aus Jakobs Stamm zu großer Ehr erhoben.

6. Sein Licht und Heil
Macht alles heil;
Der Himmelsschatz bringt allen Schaden wieder.
Der Freudenquell
Immanuel
Schlägt Teufel, Höll’ und all ihr Reich danieder.

7. Drum, frommer Christ,
Wer du ach bist,
Sei gutes Muts und laß dich nicht betrüben!
Weil Gottes Kind
Dich ihm verbind’t
So kann’s nicht anders sein, Gott muß dich lieben.

8. Gedenke doch,
Wie herrlich hoch
Er über allen Jammer dich geführet!
Der Engel Heer
Ist selbst nicht mehr
Als eben du mit Seligkeit gezieret.

9. Du siehest ja
Vor Augen da
Dein Fleisch und Blut die Luft und Wolken lenken;
Was will doch sich –
Ich frage dich –
Erheben, dich in Angst und Furcht zu senken?

10. Dein blöder Sinn
Geht oft dahin,
Ruft Ach und Weh, läßt allen Trost verschwinden.
Komm her und richt
Dein Angesicht
Zum Kripplein Christi, da wirst du’s finden.

11. Wirst du geplagt?
Ei, unverzagt!
Dein Bruder wird dein Unglück nicht verschmähen;
Sein Herz ist weich
Und gnadenreich,
Kann unser Leid nicht ohne Tränen sehen.

12. Tritt zu ihm zu!
Such Hilf und Ruh!
Er wird’s so machen, daß du ihm wirst danken.
Er weiß und kennt
Was beißt und brennt,
Versteht wohl, wie zu Mute sei dem Kranken.

13. Denn eben drum
Hat er den Grimm
Des Kreuzes auch am Leibe wollen tragen,
Daß seine Pein
Ihm möge sein
Ein unverrückt Erinnrung unsrer Plagen.

14. Mit einem Wort:
Er ist die Pfort
Zu dieses und des andern Lebens Freuden;
Er macht behend
Ein seligs End
An alle dem, was fromme Herzen leiden.

15. Laß aller Welt
Ihr Gut und Geld
Und siehe nur, daß dieser Schatz dir bleibe!
Wer den hier fest
Hält und nicht läßt,
Den ehrt und krönt er dort an Seel’ und Leibe.

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