unbekannt – Das Hymnus Pange lingua

Ende des funfzehnte Jahrhunderts.

MEin zung erkling und frölich sing
von dem zarten leychnam fron,
Von dem blut und kostlichen ding,
dz gossen hat der welt zu lohn
Frucht des leybes
reinen weybes,
der künig aller völcker schon.

Uns geboren außerkoren
von der zarten junckfraw feyn,
Bey uns drey und dreyssig jaren
außgesprengt den samen seyn,
Da beschlossen
unuerdrossen
sein zeyt in wunderwerk und peyn.

Auff des letzten nachtmals essen,
als er bey den brüdern saß,
Das gesatz ward nicht vergessen,
als er das Osterlemblin aß,
Wolt er senden
mit seynen henden
den jüngern sich zu eynem maß.

Fleysch aus worten und wares brot
ward auß wort zu fleysch gemacht,
Weyn verwandelt sich in blut,
wiewol vernunfft das nit verstat,
Uns zu stercken
ist zu mercken:
allein eyn guter glaub ist not.

Darumb last uns fleyssig ehren
ein so grosses sacrament,
Das new ist und macht aufhören
dz gesatz des alten testament.
Der glaub leren
macht uns mehren
was unser sinn nit han erkent.

Lob und freüd sey Gott dem vatter,
Gott dem sün sey heyl und preyß,
Krafft, zier, ewig segen hat er;
dem geyst, der von in beyde entspreüst,
Lob deß gleychen
ewigklichen,
von jm all gnad und tugent fleüst.

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