Gerhardt, Paul – Nicht so traurig, nicht so sehr

1. Nicht so traurig, nicht so sehr,
Meine Seele, sei betrübt,
Daß dir Gott Glück, Gut und Ehr
Nicht so viel wie andern gibt.
Nimm verlieb mit deinem Gott.
Hast du Gott, so hat’s nicht Not.

2. Du noch einzig Menschenkind
Habt ein Recht in dieser Welt;
Alle, die geschaffen sind,
Sind nur Gäst im fremden Zelt.
Gott ist Herr in seinem Haus,
Wie Er will, so teilt Er aus.

3. Bist du doch darum nicht hier,
Daß du Erden haben sollt,
Schau den Himmel über dir,
Da, da ist dein edles Gold,
Da ist Ehre, da ist Freud,
Freud ohn End, Ehr ohne Neid.

4. Der ist alber, der sich kränkt
Um ein Hand voll Eitelkeit,
Wann ihm Gott dargegen schenkt
Schätze der beständgen Zeit
Bleibt der Zentner dein Gewinn,
Fahr der Heller immer hin!

5. Schaue alle Güter an,
Die dein Herz für Güter hält,
Keines mit dir gehen kann,
Wann du gehest aus der Welt;
Alles bleibet hinter dir,
Wann du trittst in’s Grabes Tür.

6. Aber was die Seele nährt,
Gottes Huld und Christi Blut,
Wird von keiner Zeit verzehrt,
Ist und bleibet allzeit gut;
Erdengut zerfällt und bricht,
Seelengut, das schwindet nicht.

7. Ach, wie bist du doch so blind
Und im Denken unbedacht!
Augen hast du, Menschenkind,
Und hast doch noch nie betracht‘
Deiner Augen helles Glas:
Siehe, welch ein Schatz ist das!

8. Zähle deine Finger her
Und der andern Glieder Zahl;
Keins ist, das dir unwert wär,
Ehrst und liebst sie allzumal;
Keines gäbst du weg um Gold,
Wann man dir’s abnehmen wollt.

9. Nun, so gehe in den Grund
Deines Herzens, das dich lehrt,
Wie viel Gutes alle Stund
Dir von oben wird beschert.
Du hast mehr als Sand am Meer
Und willst doch noch immer mehr.

10. Wüßte, der im Himmel lebt,
Daß dir wäre nütz und gut,
Wornach so begierlich strebt
Dein verblendtes Fleisch und Blut,
Würde seine Frömmigkeit
Dich nicht lassen unerfreut.

11. Gott ist deiner Liebe voll
Und von ganzem Herzen treu;
Wann du wünschest, prüft Er wohl,
Wie dein Wunsch beschaffen sei:
Ist dir’s gut, so geht Er’s ein,
Ist’s dein Schade, spricht Er: Nein.

12. Unterdessen trägt sein Geist
Dir in deines Herzens Haus
Manna, das die Engel speist,
Ziert und schmückt es herrlich aus,
Ja erwählet, dir zum Heil,
Dich zu seinem Gut und Teil.

13. Ei, so richte dich empor,
Du betrübtes Angesicht,
Laß das Seufzen, nimm hervor
Deines Glaubens Freudenlicht;
Das behalt, wann dich die Nacht
Deines Kummers traurig macht.

14. Setze, als ein Himmelssohn,
Deinem Willen Maß und Ziel;
Rühre stets vor Gottes Thron
Deines Dankens Saitenspiel,
Weil dir schon gegeben ist
Mehres, als du würdig bist.

15. Führe deines Lebens Lauf
Allzeit Gottes eingedenk.
Wie es kömmt, nimm alles auf
Als ein wohlbedacht Geschenk.
Geht dir’s widrig, laß es gehn,
Gott und Himmel bleibt dir stehn.

Gerhardt, Paul – Ich, der ich oft in tiefes Leid

1. Ich, der ich oft in tiefes Leid
Und große Not muß gehen,
Will dannoch Gott mit großer Freud
Und Herzenslust erhöhen.
Mein Gott, du König, höre mich,
Ich will ohn‘ alles Ende dich
Und deinen Namen loben.

2. Ich will dir mit der Morgenröt
Ein täglich Opfer bringen;
So oft die liebe Sonn‘ aufgeht,
So ofte will ich singen
Dem großen Namen deiner Macht,
Das soll auch in der späten Nacht
Mein Werk sein und Geschäfte.

3. Die Welt, die deucht uns schön und groß,
Und was für Gut und Gaben
Sie trägt in ihrem Arm und Schoß,
Das will ein jeder haben:
Und ist doch alles lauter Nichts;
Eh als man’s recht geneußt, zerbricht’s
Und geht im Hui zu Grunde.

4. Gott ist alleine groß und schön,
Unmüglich auszuloben
Auch denen, die doch allzeit stehn
Vor seinem Throne droben.
Laß sprechen, wer nur sprechen kann,
Doch wird kein Engel noch kein Mann
Des Höchsten Größ aussprechen.

5. Die Alten, die nun nicht mehr sind,
Die haben ihn gepreiset;
So hat ein jeder auch sein Kind
Zu solchem Dienst geweiset.
Die Kinder werden auch nicht ruhn
Und werden doch, o Gott, dein Tun
Und Werk nicht ganz auspreisen.

6. Wie mancher hat vor mir dein Heil
Und Lob mit Fleiß getrieben;
Und siehe, mir ist doch mein Teil
Zu loben übrig blieben.
Ich will von deiner Wundermacht
Und der so herrlich schönen Pracht
Bis an mein Ende reden.

7. Und was ich rede, wird von mir
Manch frommes Herze lernen,
Man wird dich heben für und für
Hoch über alle Sternen.
Dein Herrlichkeit und starke Hand
Wird in der ganzen Welt bekannt
Und hoch berufen werden.

8. Wer ist so gnädig als wie du?
Wer kann so viel erdulden?
Wer sieht mit solcher Langmut zu
So vielen schweren Schulden,
Die aus der ganzen weiten Welt
Ohn‘ Unterlaß bis an das Zelt
Des hohen Himmels steigen?

9. Es muß ein treues Herze sein,
Das uns so hoch kann lieben,
Da wir doch in den Tag hinein,
Was gar nicht gut ist, üben.
Gott muß nichts anders sein als gut,
Daher fleußt seiner Güte Flut
Auf alle seine Werke.

10. Drum, Herr, so sollen dir auch nun
All deine Werke danken,
Voraus die Heil’gen, derer Tun
Sich hält in deinen Schranken,
Die sollen deines Reichs Gewalt
Und schöne Regimentsgestalt
Mit vollem Munde rühmen.

11. Sie sollen rühmen, daß der Ruhm
Durch ale Welt erklinge,
Daß jedermann zum Heiligtum
Dir Dienst und Opfer bringe.
Dein Reich, das ist ein ew’ges Reich,
Dein Herrschaft ist dir selber gleich,
Der du kein End erreichest.

12. Der Herr ist bis in unsern Tod
Beständig bei uns allen,
Erleichtert unsers Kreuzes Not
Und hält uns, wann wir fallen.
Er steuret manches Unglücks Lauf
Und hilft uns wieder freundlich auf,
Wann wir ganz hingeschlagen.

13. Herr, aller Augen sind nach dir
Und deinen Stuhl gekehret;
Denn du bist’s auch, der alles hier
So väterlich ernähret:
Du tust auf deine milde Hand,
Machst froh und satt, was auf dem Land,
Im Meer und Lüften lebet.

14. Du meinst es gut und tust uns Guts,
Auch da wir’s oft nicht denken;
Wie mancher ist betrübtes Muts
Und frißt sein Herz mit Kränken,
Besorgt und fürcht sich Tag und Nacht,
Gott hab‘ ihn gänzlich aus der Acht
Gelassen und vergessen.

15. Nein! Gott vergißt der Seinen nicht,
Er ist uns viel zu treue:
Sein Herz ist stets dahin gericht‘,
Daß er uns letzt erfreue.
Geht’s gleich bisweilen etwas schlecht,
Ist Er doch heilig und gerecht
In allen seinen Wegen.

16. Der Herr ist nah und stets bereit
Ei’m jeden, der Ihn ehret,
Und wer nur ernstlich zu Ihm schreit,
Der wird gewiß erhöret.
Gott weiß wohl, wer Ihm günstig sei,
Und deme steht Er dann auch bei,
Wann ihn die Angst nun treibet.

17. Den Frommen wird nichts abgesagt,
Gott tut, was sie begehren;
Er mißt das Unglück, das sie plagt,
Und zählt all ihre Zähren
Und reißt sie endlich aus der Last;
Den aber, der sie kränkt und haßt,
Den stürzt Er ganz zu Boden.

18. Dies alles, und was sonsten mehr
Man kann für Lob erzwingen,
Das sollt mein Mund zu Ruhm und Ehr
Des Höchsten täglich singen:
Und also tut auch immerfort,
Was webt und lebt an jedem Ort.
Das wird Gott wohlgefallen.

Gerhardt, Paul – Auf den Nebel folgt die Sonn

1. Auf den Nebel folgt die Sonn,
Auf das Trauern Freud und Wonn;
Auf die schwere, bittre Pein
Stellt sich Trost und Labsal ein.
Meine Seele, die zuvor
Sank bis zu dem Höllentor,
Steigt nun bis zum Himmelschor.

2. Der, vor dem die Welt erschrickt,
Hat mir meinen Geist erquickt;
Seine hohe starke Hand
Reißt mich aus der Höllen Band.
Alle seine Lieb und Gut
Überschwemmt mir mein Gemüt
Und erfrischt mir mein Geblüt.

3. Hab ich vormals Angst gefühlt,
Hat der Gram mein Herz zerwühlt,
Hat der Kummer mich beschwert,
Hat der Satan mich betört:
Ei, so bin ich nunmehr frei;
Heil und Rettung, Schutz und Treu
Steht mir wieder treulich bei.

4. Nun erfahr ich, schnöder Feind,
Wie du’s hast mit mir gemeint:
Du hast wahrlich mich mit Macht
In dein Netz zu ziehn gedacht.
Hätt ich dir zu viel getraut,
Hättst du, eh ich zugeschaut,
Mir zum Fall ein Sieb gebaut.

5. Ich erkenne deine List,
Da du mit erfüllet bist,
Du beleugst mir meinen Gott
Und machst seinen Ruhm zu Spott:
Wann er setzt, so wirfst du um,
Wann er spricht, verkehrt dein Grimm
Seine süße Vaterstimm.

6. Hoff und wart ich alles Guts,
Bin ich froh und gutes Muts,
Rückst du mir aus meinem Sinn
Alles gute Sinnen hin:
Gott ist, sprichst du, fern von dir,
Alles Unglück bricht herfur,
Steht und liegt vor deiner Tür.

7. Heb dich weg, verlogner Mund!
Hier ist Gott und Gottes Grund,
Hier ist Gottes Angesicht
Und das schöne helle Licht
Seines Segens, seiner Gnad;
All sein Wort und weiser Rat
Steht für mir in voller Tat.

8. Gott läßt keinen traurig stehn,
Noch mit Schimpf zurücke gehn,
Der sich ihm zu eigen schenkt
Und ihn in sein Herze senkt.
Wer auf Gott sein Hoffnung setzt,
Findet endlich und zuletzt,
Was ihm Leib und Seel ergötzt.

9. Kommt’s nicht heute, wie man will,
Sei man nur ein wenig still,
Ist doch morgen auch ein Tag,
Da die Wohlfahrt kommen mag.
Gottes Zeit halt ihren Schritt,
Wann die kommt, kommt unser Bitt
Und die Freude reichlich mit.

10. Ach wie ofte dacht ich doch,
Da mir noch des Trübsals Joch
Auf dem Haupt und Halse saß
Und das Leid mein Herze fraß:
Nun ist keine Hoffnung mehr,
Auch kein Ruhen, bis ich kehr
In das schwarze Totenmeer.

11. Aber mein Gott wandt es bald,
Heilt‘ und hielt mich dergestalt,
Daß ich, was sein Arm getan,
Nimmermehr gnug preisen kann.
Da ich weder hier noch da
Ein’gen Weg zur Hülfe sah,
Hatt ich seine Hülfe nah.

12. Als ich furchtsam und verzagt
Mich selbst und mein Herze plagt,
Als ich manche liebe Nacht
Mich mit Wachen krank gemacht,
Als mir aller Mut entfiel,
Tratst du, mein Gott, selbst ins Spiel,
Gabst dem Unfall Maß und Ziel.

13. Nun, so lang ich in der Welt
Haben werde Haus und Zelt,
Soll mir dieser Wunderschein
Stets für meinen Augen sein.
Ich will all mein Leben lang
Meinem Gott mit Lobgesang
Hiefur bringen Ehr und Dank.

14. Allen Jammer, allen Schmerz,
Den des ewgen Vaters Herz
Mir schon itzo zugezahlt
Oder künftig auserwählt,
Will ich hier in diesem Lauf
Meines Lebens allzuhauf
Frisch und freudig nehmen auf.

15. Ich will gehn in Angst und Not,
Ich will gehn bis in den Tod,
Ich will gehn ins Grab hinein
Und doch allzeit fröhlich sein.
Wem der Stärkste bei will stehn,
Wen der Höchste will erhöhn,
Kann nicht ganz zu Grunde gehn.

Gerhardt, Paul – Ach treuer Gott, barmherzigs Herz

1. Ach treuer GOtt, barmherzigs Herz,
des Güte sich nicht endet,
Ich weiß, daß mir dies Kreuz und Schmerz
dein Vaterherze sendet.
Ja, HErr, ich weiß, daß diese Last
du mir aus Lieb erteilet hast
und gar aus keinem Hasse.

2. Denn das ist allzeit dein Gebrauch:
Wer Kind ist, muß was leiden;
und wen du liebst, den stäupst du auch,
Schickst Trauern vor den Freuden,
führst uns zur Höllen, tust uns weh
und führst uns wieder in der Höh,
und so geht eins ums ander.

3. Du führst jawohl recht wunderlich
die, so dein Herz ergetzen:
Was laben soll, muß erstlich sich
ins Todeshöhle letzen;
Was steigen soll zur Ehr empor,
liegt auf der Erd und muß sich vor
im Kot und Staube wälzen.

4. Das hat, HErr, dein geliebter Sohn
selbst wohl erfahrn auf Erden;
Denn eh er kam zum Ehrenthron,
muß er gekreuzigt werden.
Er ging durch Trübsal, Angst, und Not,
Ja durch den herben bittern Tod
drang er zur Himmelsfreude.

5. Hat nun dein Sohn, fromm und recht,
so willig sich ergeben,
Was will ich armer Sündenknecht
dir viel zuwider sterben?
Er ist der Spiegel der Geduld,
und wer sich lehnt nach seiner Huld,
der muß ihm ähnlich werden.

6. Ach, lieber Vater, wie so schwer
ists der Vernunft zu glauben,
daß du demselben, den du sehr
schlägt, solltest günstig bleiben!
Wie macht doch Kreuz so lang Zeit!
Wie schwerlich will sich Lieb und Leid
Zusammen lassen reimen!

7. Was ich nicht kann, das gib du mir,
o höchstes Gut der Frommen!
Gib, daß mir nicht des Glaubens Zier
durch Trübsal werd entkommen!
Erhalte mich, o starker Hort!
Befestge mich in deinem Wort,
behüte mich vor Murren!

8. Bin ich ja schwach, laß deine Treu
mir an die Seite treten,
Hilf, daß ich unverdrossen sei
zum Rufen, Seufzen, Beten!
So lang ein Herze hofft und gläubt
und im Gebet beständig bleibt,
so lang ists unbezwungen.

9. Greif mich auch nicht zu heftig an,
damit ich nicht vergehe!
Du weißt wohl, was ich tragen kann,
Wies um mein Leben stehe;
Ich bin ja weder Stahl noch Stein:
Wie balde geht ein Wind herein,
so fall ich hin und sterbe.

10. Ach, Jesu, der du worden bist
mein Heil mit deinem Blute,
du weißt gar wohl, was Kreuze ist
und wie dem sei zu Mute,
Den Kreuz und großes Unglück plagt;
drum weist du, was mein Herze klagt,
gar gern zu Herzen fassen.

11. Ich weiß, du wirst in deinem Sinn
mit mir Mitleiden haben
und mich, wie ichs jetzt dürftig bin,
mit Gnad und Hilfe laben.
Ach stärke meine schwache Hand,
ach heil und bring in bessern Stand
das Straucheln meiner Füße!

12. Sprich meiner Seel ein Herze zu
und tröste mich aufs beste,
denn du bist ja der Müden Ruh,
der Schwachen Turm und Feste,
ein Schatten für der Sonnen Hitz,
ein Hütte, da ich sicher sitz
in Sturm und Ungewitter.

13. Und weil ich ja nach deinem Rat
hier soll ein wenig leiden,
So laß mich auch in deiner Gnad
als wie ein Schäflein weiden,
Daß ich im Glauben die Geduld
und durch Geduld die edle Huld
nach schwerer Prob erhalten.

14. O heiliger Geist, Du Freundenöl,
das GOTT vom Himmel schicket,
erfreue mich, gib meiner Seel
was Mark und Bein erquicket!
Du bist der Geist der Herrlichkeit,
Weißt, was für Freud und Seligkeit
mein in dem Himmel warte.

15. Ach laß mich schauen, wie schön
und lieblich sei das Leben
das denen, die durch Trübsal gehn,
du dermaleinst wirst geben.
Ein Leben, Welt mit ihrer Zier
durchaus nicht zu vergleichen.

16. Daselbst wirst du in ewiger Lust
aufs süß´ste mit mir handeln:
Mein Kreuz, das dir und mir bewußt,
in Freud und Ehre wandeln;
Da wird mein Weinen lauter Wein,
mein Ächzen lauter Jauchzen sein!
Das glaub ich. Hilf mir! Amen.

Gerhardt, Paul – Erhebe dich, betrübtes Herz

1. Erhebe dich, betrübtes Herz,
Und laß die Sinn überwärts
Hin nach dem Himmel steigen:
Nimm GOtt zu Trost, so wird dein Schmerz
Alsbald sich merklich neigen.

2. Dein Schad ist groß, das ist ja wahr,
Doch ist ja auch bekannt und klar
Des höchsten Vaters Gnade:
Die macht, daß uns des Unglücks Schar
Nicht um ein Härlein schade.

3. Der Fall, der unverhoffte Fall
Schlägt uns nicht anders als der Schall
Des Donners aus der Höhe:
GOtt aber hilft, daß Knall und Fall
Zum Glück und Guten gehe.

4. Was stürzt wohl eines Frommen Sinn?
Wo soll ein Christ auch anders hin
Als den Himmel fallen?
Trost, Fried und Freud erhalten ihn,
Angst muß zurückeprallen.

5. Was hat der Tod mit seiner Müh,
Er komme spät an oder früh,
An gottergebnen Seelen?
Nimmt er sie bald, befreit er sie
Vor langem sauren Quälen.

6. Werplötzlich stirbt und stirbt nur wohl,
Der nimmt ein Ende, das man soll
Erwünscht und selig preisen:
`Ists Herze gut und glaubenvoll,
Was schadt das schnelle Reisen?

7. Was fragt ein Kämpfer nach der Zeit,
Wenn er den Feind nur in dem Streit
Hat ritterlich empfangen?
Wie mancher kann die Siegesbeut
Im Augenblick erlangen.

8. Ein solches Lob und edlen Lohn
Hat auch fürwahr und trägt davon
Der, den wir jetzt beweinen:
Er sieht nun selbst ein helle Kron
Auf seinem Haupte scheinen.

9. Er hat gesieht, das ist gewiß.
Er ist durch Todes Finsternis
Zu Gottes LIcht gekommen.
Er lebt, obschon ein schneller Riß
Ihn von uns hingenommen.

10. Den schnellen Riß hat GOtt getan
Der nichts als Gutes machen kann
Im Himmel und auf Erden.
Was GOtt tut, hebts gleich traurig an,
Muß doch zuletzt gut werden.

11. Wir wünschen zwar, ach hätten wir
Doch bei dem Bette sollen hier
In Seinem Ende stehen
Und hören gegen dir und mir
Sein letztes Wort ergehen.

12. Denkt aber, denkt, ob dies Gehör
Uns mehr betrübt als tröstlich wär,
Und gebt euch wohl zufrieden,
Weil er in GOtt zu Gottes Ehr
Auf Gottes Wort verschieden.

13. Hilf GOtt! Sprach sein gottselger Mund,
Das hörte GOtt, und half zur Stund
Ihn in die hohen Freuden,
Da wo sich Aug und Herzensgrund
In reiner Wollust weiden.

14. Da hat er nun all Hilf und Heil,
Ist froh in seinem Erb und Teil,
Wonach er hier gestrebet,
Ruht fern vom Tod und Todespfeil,
In dem er ewig lebet.

15. Nun darf sein Herz nicht traurig sein
Und fühlt nicht mehr den schweren Stein
Des Kummers wie hienieden,
Da sein Fleiß in der Sorgen Pein
Sich täglich mußt ermüden.

16. Sein süßer Mund, des edle Zier
Des Höchsten Weisheit für und für
So treulich hat gelehret,
Der predigt, was kein Ohr allhier
Bei uns je hat gehöret.

17. Er predigt seines Gottes Ruhm
Und füllt das güldne Heiligtum
Und die so schönen Tore,
Sein Name reicht gleich einer Blum
Im hellen Engelchore.

18. Die Pflänzlein, die er vorgeschickt,
Hat er auch schon mit Lust erblickt,
Und herzlich sich ergetzet,
Nun ist sein Geist in ihm erquickt
Und alles Leid ersetzet.

19. Was woll ihr nun mit eurem Lied,
Ihr, die ihr ihm gewogen seid,
Euch selbst nun ferner plagen?
Wems wohlgeht und sich glücklich freut,
Den darf man nicht mehr klagen.

20. Wischt eure Tränen vom Gesicht
Und laßt des lieben Trostes Licht
In eure Herzen brechen,
So wird, der alles Herzlied bricht,
Euch Herz und Mut einsprechen.

21. Nehmt eure Zuflucht zu ihm zu,
Und glaubt, daß er nichts andres tu
Als nur, was uns kann nützen:
Wer das behält, wird in der Ruh
Und GOtt im Schoße sitzen.

22. Wer GOtt vertraut, wird in der Tat
Erfahren, daß des Höchsten Rat
Ihn weislich werde führen
Und hier und dort mit großer Gnad
Und reichem Segen zieren.

Gerhardt, Paul – Geduld ist euch vonnöten

1. Geduld ist euch vonnöten,
Wann Sorge, Gram und Leid,
Und was euch mehr will töten,
Euch in das Herze schneidt,
O auserwählte Zahl!
Soll euch kein Tod nicht töten,
Ist euch Geduld vonnöten,
Das sag ich noch einmal.

2. Geduld ist Fleisch und Blute
Ein herb‘ und bitt’res Kraut;
Wann unsers Kreuzes Rute
Uns nur ein wenig draut,
Erschrickt der zarte Sinn:
Im Glück ist er verwegen,
Kömmt aber Sturm und Regen,
Fällt Herz und Mut dahin.

3. Geduld ist schwer zu leiden,
Dieweil wir irdisch seind
Und stets in lautern Freuden
Bei Gott zu sein vermeint,
Der doch sich klar erklärt:
Ich strafe, die ich liebe,
Und die ich hoch betrübe,
Die halt ich hoch und wert.

4. Geduld ist Gottes Gabe
Und seines Geistes Gut;
Der zeucht und löst uns abe,
Sobald er in uns ruht.
Der edle, werte Gast
Erlöst uns von dem Zagen
Und hilft uns treulich tragen
Die große Bürd und Last.

5. Geduld kömmt aus dem Glauben
Und hängt an Gottes Wort;
Das läßt sie ihr nicht rauben,
Das ist ihr Heil und Hort.
Das ist ihr hoher Wall,
Da hält sie sich verborgen,
Läßt Gott den Vater sorgen
Und fürchtet keinen Fall.

6. Geduld setzt ihr Vertrauen
Auf Christi Tod und Schmerz;
Macht Satan ihr ein Grauen,
So faßt sie hier ein Herz
Und spricht: Zürn immerhin,
Du wirst mich doch nicht fressen,
Ich bin zu hoch gesessen,
Weil ich in Christo bin!

7. Geduld ist wohl zufrieden
Mit Gottes weisen Rat,
Läßt sich nicht leicht ermüden
Durch Aufschub seiner Gnad,
Hält frisch und fröhlich aus,
Läßt sich getrost beschweren
Und denkt: Wer will’s Ihm wehren?
Ist Er doch Herr im Haus.

8. Geduld kann lange warten,
Vertreibt die lange Weil
In Gottes schönen Garten,
Durchsucht zu ihrem Heil
Den Paradies der Schrift
Und schützt sich früh und späte
Mit eifrigem Gebete
Für Satans List und Gift.

9. Geduld tut Gottes Willen,
Erfüllet sein Gebot
Und weiß sich fein zu stillen
In aller Feinde Spott.
Es lache, wem’s beliebt:
Wird sie doch nicht zu Schanden,
Es ist bei ihr verhanden
Ein Herz, das nichts drauf gibt.

10. Geduld dient Gott zu Ehren
Und läßt sich nimmermehr
Von seiner Liebe kehren;
Und schlüg Er noch so sehr,
So ist sie doch bedacht,
Sein heil’ge Hand zu loben,
Spricht: Gott, der hoch erhoben,
Hat alles wohl gemacht.

11. Geduld erhält das Leben,
Vermehrt der Jahre Zahl,
Vertreibt und dämpft darneben
Manch Angst und Herzensqual;
Ist wie ein schönes Licht,
Darvon, wer an ihr hanget,
Mit Gottes Hülf erlanget
Ein fröhlichs Angesicht.

12. Geduld macht große Freude,
Bringt aus dem Himmelsthron
Ein schönes Halsgeschmeide,
Dem Häupt ein edle Kron
Und königlichen Hut;
Stillt die betrübten Tränen
Und füllt das heiße Sehnen
Mit rechtem guten Gut.

13. Geduld ist mein Verlangen
Und meines Herzens Lust,
Nach der ich oft gegangen:
Das ist dir wohl bewußt,
Herr voller Gnad und Huld,
Ach gib mir und gewähre
Mein Bitten! Ich begehre
Nichts anders als Geduld.

14. Geduld ist meine Bitte,
Die ich sehr oft und viel
Aus dieser Leibeshütte
Zu dir, Herr, schicken will.
Kommt dann der letzte Zug,
So gib durch deine Hände
Auch ein geduldigs Ende!
So hab ich alle g’nug.

Gigas, Johann – Ach liebe Christen – moderne Fassung

1. Ach liebe Christen, seid getrost,
wie tut ihr so verzagen?
Weil uns der Herr heimsuchen tut,
laßt uns von Herzen sagen:
Die Straf‘ wir wohl verdienet han,
das muß bekennen jedermann,
niemand darf sich ausschließen.

2. In deine Hand uns geben wir,
o Gott, du lieber Vater,
denn unser Wandel ist bei dir,
hier wird uns nicht geraten.
Weil wir in dieser Hütte sein,
ist nur Elend, Trübsal und Pein,
bei dir der Freud‘ wir warten.

3. Kein‘ Frucht das Weizenkörnlein bringt,
es fall‘ denn in die Erden:
so muß auch unser ird’scher Leib
zu Staub und Asche werden,
eh‘ er kommt zu der Herrlichkeit,
die du, Herr Christ, uns hast bereit’t
durch deinem Gang zum Vater.

4. Was wollen wir denn fürchten sehr
den Tod auf dieser Erden?
Es muß einmal gestorben sein,
O wohl ist hier gewesen,
welcher wie Simeon entschläft,
sein Sünd‘ erkennt, Christum ergreift!
so muß man selig sterben

5. Dein‘ Seel‘ bedenk‘, bewahr dein’n Leib,
laß Gott den Vater sorgen,
sein‘ Engel deine Wächter sein,
b’hüt’n dich vor allem Argen.
Ja, wie die Henn‘ ihr‘ Küchelein
bedeckt mit ihren Flügelein,
so tut der Herr uns Armen.

6. Wir wachen oder schlafen ein,
so sind wir doch wir doch des Herren.
Auf Christum wir getaufet sein,
der kann dem Satan wehren.
Durch Adam auf uns kommt der Tod,
Christus hilft uns aus aller Not,
drum loben wir den Herren

Weitere Texte des Autoren in der Glaubensstimme

Franck, Salomo – Vermahnungslied zum Glauben und zur Geduld im Kreuz.

Mel. Meine Armuth macht mich schreien.
oder: Unter Liljen jener Freuden.
Gedruckt 1685

Sei getrost bei trüben Tagen,
Dulde Plagen,
Armes Herz, verzage nicht!
Gott kann Last in Lust verkehren,
Gott will hören,
Setz auf Gott die Zuversicht!

Alles Kreuz wird endlich scheiden;
Dulde Leiden!
Auf den Sturm folgt Sonnenschein.
Sollte denn dein Gott dich hassen,
und verlassen?
Leide nur die kurze Pein!

Gold wird durch die Gluth bewähret
Und verkläret.
Kreuz bewährt das Glaubensgold.
Gott probieret seine Lieben
Durch Betrüben;
Gott ist den Gepressten Gold.

Nach der Angst wirst du vergnüget;
Glaube sieget,
Glaube bindet unsern Gott;
Glaube bringet Heil und Segen
Allerwegen;
Glaube macht den Feind zu Spott.

Gott zerbricht die Kreuzesketten;
Gott kann retten;
Rufe nur, geplagtes Herz!
Gottes Huld wird dich erfreuen
Nach dam Schreien!
Freude folgt auf Leid und Schmerz

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Befiehl dem Höchsten deine Wege

Mel. Was sorgst du ängstlich für dein Leben.
Gedruckt 1685

Befiehl dem Höchsten deine Wege
Und wisse, daß er dich verpflege,
Wie ein getreuer Vater thut:
Wie sollte dich dein Schöpfer hassen?
Wie sollte dich dein Gott verlassen?
Sein Herz ist lauter Liebesglut.

Wozu kann Schmerz und Sorgen taugen?
Gott sieht auf dich mit Liebesaugen,
Die Tag und Nacht eröffnet stehn.
Was ist dem Höchsten unverborgen?
Wirf nur auf ihn die schweren Sorgen;
Es wird noch Alles glücklich gehn!

Schau doch des Höchsten Liebestriebe,
Betrachte seine Mutterliebe,
Die aller Welt die Brust entblößt,
Die süße Brust, die Alles stillet,
Die mit Erbarmen angefüllet,
Die uns erquickt, und kräftig tröst!

Wer nur auf Gott sein Hoffen stellet,
Der wird von keinem Sturm gefället;
Gott ist sein Wall und starker Schild.
Er kann das Leiden überwinden,
In Unglückswüsten Manna finden;
Geduld wird doch zuletzt gestillt!

Ergieb dich Gott; es muß gelingen,
Er wird sein Schäfchen endlich bringen
Auf seines Segens fette Trift.
Dein Theil ist dir schon zugemessen;
Der Herr kann deiner nicht vergessen;
Die Sorgen sind des Lebens Gift.

Der Höchste pflegt für dich zu wachen;
Der Herr weiß Alles wohl zu machen;
Er muß bei dir das Beste thun.
Die Sorgen foltern dein Gemüthe,
Erwäge Gottes Vatergüte,
So kann die Seele sicher ruhn.

Drum hoffe nur auf Gottes Lieben,
So wird kein Unfall dich betrüben;
Sei Gott gelassen, fromm und still!
Entweich vom breiten Lasterstege,
Befiehl dem Höchsten deine Wege,
Der dich versorgen kann und will!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Dachser, Jacob – Auß dem Euangelio Matthei am andern

In der Melodey Maria zart.

ICh seüfftz und klag vil langer tag,
mein trübsal thun sich hauffen;
So ist die sag, als offt ich frag,
ich soll, Herr, zu dir lauffen.
Dann gnad und gunst hast du umb sunst
durch Christum feil getragen,
da er zu uns thet sagen:
Kumpt zu mir all, so euch trübsal
und kumers not biß in den todt
mit sünden vil verstricken!
Ker zu mir her, du kleines hör,
so wil ich dich erquicken!

Allein das jr lernet von mir
demütig sein von hertzen
Unnd setzt euch für gantz mit begir
gedultigkeit in schmertzen,
So wirt euch noch mein bürd und joch
leuchter zu tragen werden;
so jr mit mir auff erden
Ein kleine zeit verlassen seit
in angst und pein, so würt euch mein
vatter den tröster sendenn,
Sein guten geist, der kan unnd weist
euch allen kumer wenden.

Dir, Herr, der preiß mit höchstem fleiß
allein werd zugemessen
Und wir die speiß im paradeiß
mit Christo mügen essen
In seinem reich, da wir all gleich
mit jm werden regieren
und frölich iubilieren
Durch seinen geist, der uns hie leist
bestendigkeit in unsrem leid
zu preisen Gottes namen
Inn alt unnd jung mitt hertz und zung:
wer das beger, sprech Amen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer