Matthias Jorissen – Psalm 118.

Dankt, dankt dem Herrn! jauchzt, volle Chöre,
Denn Er ist freundlich jederzeit;
Singt laut, daß seine Güte währe
Von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Jauchz‘, Israel, und bring Ihm Ehre!
Er zeigte dir es jederzeit
Frohlock‘, daß seine Gnade währe
Von Ewigkeit zu Ewigkeit!

2. Auf , Priesterschar, bring‘ du Ihm Ehre!
Du hörst und siehst es jederzeit,
Zeug’s laut, daß seine Gnade währe
Von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Bring‘, Volk, das Gott verehrt, Ihm Ehre!
Sieh du erfährst es jederzeit
Sing‘ froh, daß seine Gnade währe
Von Ewigkeit zu Ewigkeit!

3. In jeder Angst, Noth und Gedränge
Ruf ich Ihn, den Erbarmer, an.
Er gibt mir Antwort in der Enge,
Und führt mich auf geraumer Bahn.
Der Herr ist für mich, Macht und Gnade
läßt mich in ihrem Schutze ruhn!
Wer unternimmt, daß er mir schade,
Was kann ein schwacher Mensch mir thun?

4. Der Herr ist für mich, hilft mir siegen;
Drum seh‘ ich im Triumphe schon
Hier alle Feinde vor mir liegen,
Und trage seine Siegeskron‘.
O besser ist’s, auf Gott vertrauen,
Als ruhn auf Menschenmacht und Kunst;
Ja besser ist’s, auf Gott vertrauen,
Als hoffen auf der Fürsten Gunst.

5. Laßt alle Heiden stürmend rücken
Mit Macht und Wuth auf mich heran
O ich zerhaue sie in Stücken,
Weil ich’s im Namen Gottes kann!
Ja, drohen mir von allen Seiten
Gezückte Schwerter nahen Tod,
Ich will im Namen Gottes streiten,
Des Arm mir immer Hülfe bot.

6. Umschwärmten sie mich, gleich den Bienen,
Sie sind, wie Dornenfeu’r, gedämpft;
Ich habe unverzagt mit ihnen
Im Namen Gottes durchgekämpft.
Du hast, o Feind, mich hart gestoßen,
I wankte schon, dem Falle nah;
Doch Gott hilft seinen Gunstgenossen,
Half mir, da Er mich wanken sah.

7. Der Herr ist meine Hülf und Stärke,
Mein Psalm singt seine Treu und Macht:
Mein Heiland hat durch große Werke
Uns die Erlösung nun gebracht.
Nun jauchzen meines Gottes Knechte,
Daß ihre Hütt davon ertönt:
Gelobt sei unsers Gottes Rechte,
Die uns mit Sieg und Frieden krönt!

8. Die Rechte Gottes ist erhöhet,
Die Rechte meines Gottes siegt!
Der Fromme, der nun sicher stehet,
Frohlocket, daß der Feind erliegt.
Ich sterbe nicht, ich werde leben,
Durch den, der mich erlöset hat;
Ich will die Werke froh erheben,
Die der Erbarmer für mich that.

9. Gott züchtigt mich nicht zum Verderben,
Er überläßt mich nicht dem Tod;
Er will, ich solle noch nicht sterben,
D’rum rettet Er aus aller Noth.
Er öffnet mir, ich will ihn loben,
Die Thore der Gerechtigkeit!
Da, wo mein Heiland wird erhoben,
Bet ich Ihn an, der mich befreit.

10. Dies sind die Thore zu dem Throne
Der allerhöchsten Majestät,
Wodurch beim frohen Jubeltone
Zu seinem Gott der Fromme geht.
Da will ich vor Dir niederfallen!
Du hörtest mich in meiner Noth,
Dir soll mein frohes Lob erschallen,
Du gibst mir Leben aus dem Tod.

11. Der Stein, den die mit Gott nicht bauen,
Verworfen, ist dahin gelegt,
Wo wir ihn als den Eckstein schauen,
Der das Gebäude ziert und trägt.
Dies ist vom Herrn der Herrn geschehen,
Wie groß ist’s, was Er hat gethan!
Wir können dieses Wunder sehen,
Doch staunet unser Aug es an.

12. Gesegnet sei des Herrn Gemeine,
Die hier in seinem Namen knie’t!
Sie sei geweiht dem Herrn alleine,
Der huldreich auf sie niedersieht,
Der Herr ist Gott, zu dem wir wallen,
Bald macht er uns sich offenbar;
Ein Jeder such‘ Ihm zu gefallen,
Und bringt sich selbst zum Opfer dar!

13. Du bist mein Gott, Dich will ich loben,
Erheben deine Majestät,
Dein Ruhm, mein Gott, werd‘ hoch erhoben,
Der über alle Himmel geht
Rühmt, rühmt den Herrn! Schaut, sein Erbarmen
Bestrahlet uns in trüber Zeit,
Und seine Gnade trägt uns Armen
Von Ewigkeit zu Ewigkeit!

Matthias Jorissen – Psalm 66.

Jauchzt, alle Lande, Gott zu Ehren!
Rühmt seines Namens Herrlichkeit!
Sie feierlich hier zu erklären,
Sei Stimm und Saite Ihm geweiht!
Sprecht: wunderbar sind deine Werke,
O Gott! die Du hervorgebracht.
Selbst Feinde fühlen deine Stärke,
Und zittern oft vor deiner Macht.

2. Dir bücke sich der Kreis der Erde,
Dich bete Jeder willig an!
Daß laut dein Ruhm besungen werde,
Und Alles Dir bleib‘ unterthan.
Kommt Alle her, schaut Gottes Werke,
Die Er an Menschenkindern that.
Wie wunderbar ist seine Stärke,
Die Er an uns verkläret hat!

3. In’s Trockne wandelt er die Meere,
Gebot dem Sturm vor uns zu flieh’n.
Uns freute seine Macht und Ehre,
Er hieß uns durch die Fluthen zieh’n!
Gott herrschet allgewaltig, immer,
Er, der auf alle Völker schaut!
Vor Ihm gelingt’s Empören nimmer,
Er stürzt den, der auf Menschen baut.

4. Rühmt, Völker, unsern Gott, lobsinget!
Singt Ihm, der uns sich offenbart,
Der uns vom Tod zum Leben bringet,
Vor Straucheln unsern Fuß bewahrt.
Du läuterst uns durch heißes Leiden
Das Silber reiniget die Gluth
Durch Leiden führst Du uns zu Freuden,
Ja Alles, was Du thust, ist gut!

5. Du hast uns oft verstrickt in Schlingen,
Den Lenden Lasten angehängt;
Du ließest Menschen auf uns dringen,
Hast rings umher uns eingeengt.
Oft wollten wir den Muth verlieren
In Feuers- und in Wassersnoth,
Doch kamst Du, uns herauszuführen,
Und speistest uns mit Himmelsbrod!

6. Ich will zu deinem Tempel wallen,
Dort bring‘ ich Dir mein Opfer dar,
Bezahl mit frohem Wohlgefallen
Gelübde, die ich schuldig war,
Gelübde, die in banger Stunde
An Allem, nicht an Dir verzagt
Ich Dir, o Gott, mit meinem Munde
So feierlich hab‘ zugesagt!

7. Verehrer Gottes, ich erzähle
Kommt her und betet mit mir an!
Hört’s, was der Herr an meiner Seele
Für große Dinge hat gethan.
Rief ich ihn an mit meinem Munde,
Wenn Noth von allen Seiten drang,
So war oft zu derselben Stunde
Auf meiner Zunge Lobgesang!

Matthias Jorissen – Psalm 45.

Wie wallt mein Herz! durch alle meine Glieder
Dringt Kraft von Gott. Ich sing‘ erhab’ne Lieder,
Dir, König, sing‘, Dir weih‘ ich jedes Wort!
Da meine Zung‘ fleucht wie ein Griffel fort.

2. Der schönste bist Du aller Menschenkinder!
Ja, diese Huld, die Gnade gegen Sünder,
Die, wenn Du red’st, von deinen Lippen fließt.
Zeugt laut, daß Du der Liebling Gottes bist.

3. Gürt an, o Held, das Schwert an deine Seite
Es ist dein Schwert und deine Pracht im Streite.
Wer schwingt das Schwert, wer schlägt, wer schont, wie Du?
Zeuch siegreich fort! dein Sieg schafft Fried‘ und Ruh.

4. Rings um Dich her strahlt herrlich deine Klarheit
Begleite stets und schütz‘ die holde Wahrheit!
Steh‘ Du mit Macht gedrückter Unschuld bei,
Und mach‘ dein Volk von allem Jammer frei.

5. O furchtbar wird sich deine Rechte zeigen,
Sie wird den Stolz der mächtigen Völker beugen!
Scharf ist dein Pfeil, der in die Herzen bringt
Wie jeder Feind des Königs vor Dir sinkt!

6. O Gott, dein Thron, die ganze Welt wird’s sehen,
Steht ewig schon, und ewig wird er stehen!
Wie richtig ist das Scepter deiner Hand;
In deinem Reich wird Recht für Recht erkannt.

7. Du liebst das Recht, Unrecht haßt deine Seele;
Drum salbt o Gott! dein Gott mit Freudenöle
Dich ohne Maß, vor andern Fürsten weit;
Es duftet Myrrh‘ und Aloe dein Kleid.

8. Trittst Du hervor aus elfenbeiner’n Zimmern,
Dann seh’n wir Dich in deinem Glanze schimmern,
Dann tönet mit beseelendem Gesang
Von Deinem Ruhm der gold’nen Harfe Klang!

9. Wir seh’n im Schmuck der Kön’ge Töchter gehen,
Und deine Braut zu deiner Rechten stehen.
Wie glänzet sie in Ophirs Goldgeschmeid‘;
Sie kündigt an des Königs Herrlichkeit!

10. „O Tochter, neig‘ Dein Ohr zu mir und höre,
Die Weisheit ruft, komm, folg‘ Du ihrer Lehre!
Du gehest nun von deiner Freundschaft aus,
Vergiß dein Volk und deines Vaters Haus.

11. Dein König sieht dann alle deine Gaben,
Und Er wird Lust an deiner Schönheit haben.
Er ist dein Herr, fall‘ nieder, bet Ihn an!
Folg‘ ihm, sein Gang sei immer deine Bahn.

12. Bald bückt vor Dir die reichste Macht der Heiden
Sich, Tyrus bringt Geschenke Dir mit Freuden,
Staunt, wenn’s an Dir die äuß’re Pracht erblickt
Wer sieht’s, wie Du inwendig bist geschmückt?

13. Da walt die Braut in goldgesticktem Kleide
Dem Kön’ge zu, und alles lebt in Freude!
Freundinnen, ihr vom König zugebracht,
Sind ihr Gefolg‘ erheben ihre Pracht.

14. Bei diesem Zug und hohem Luftgepränge
Hört man umher das Jauchzen der Gesänge.
Dort tritt sie in den Palast, sie erblickt
Desselben Glanz, und stehet hoch entzückt.

15. Die Ehre, die Dir deine Väter gaben,
Wirst Du hinfort von deinen Kindern haben,
Du setzest sie zum Fürsten selber ein,
Von Meer zu Meer wird ihre Freundschaft sein.

16.Ich jauchze Dir, frohlocke deinem Namen,
Und Kindes Kind stimmt ein mit Amen! Amen!
Dein Lob ertönt in aller Welt mit Macht,
Dir werde Ruhm in Ewigkeit gebracht!

Matthias Jorissen – Psalm 42.

Wie der Hirsch bei schwülem Wetter
Schmachtend nach der Quelle schreit,
Also schreit nach Dir, mein Retter!
Meine Seel‘ in Druck und Leid.
Ja, nach Gott nur dürstet mich!
Lebensquell, wo sind‘ ich Dich?
Wann, wann werd‘ ich vor Dir stehen,
Wann dein herrlich Antlitz sehen?

2. Thränen sind bei Nacht und Tage
Meine Speise, da der Spott
Tief mich tränket mit der Frage:
„Wo ist nun in Noth dein Gott?“
Meine Seel‘ zerfließt in Weh,
Daß ich nicht wie eh’mals geh‘
Unter Dank- und Jubelchören
Dich in Zion zu verehren!

3. Seele, wie so sehr betrübet,
Wie ist dir in mir so bang‘?
Harr‘ auf Gott, der jetzt dich über,
Harr auf Ihn, es währt nicht lang?!
Dann entspringt aus Druck und Leid
Freud‘ und große Herrlichkeit.
Ich will meinen Heiland loben,
Ewig werd‘ mein Gott erhoben!

4. Wenn ich merk auf Gottes Güte,
Die er jeden Tag mir zeigt,
Das erhebet mein Gemüthe,
Unter meiner Last gebeugt.
Oft besing‘ ich in der Nacht
Seine Liebe, seine Macht,
Und ich bete nicht vergebens
Zu dem Gotte meines Lebens.

5. O mein Gott, mein Fels! wie lange
Meiner, ach, vergissest Du?
Macht’s mir doch mein Feind so bange,
Und ich finde nirgend Ruh.
Es zerschmettert mein Gebein,
Wenn die Spötter täglich schrei’n:
„Wo ist Gott, auf den du bauest,
Dem du all dein Heil vertrauest?

6. Seele, wie so sehr betrübet?
Wie ist dir in mir so bang?
Harr‘ auf Gott, der jetzt dich übet,
Harr‘ auf ihn, es währt nicht lang?!
Dann entspringt aus Druck und Leid
Freud‘ und große Herrlichkeit.
Ich will meinen Heiland loben,
Ewig werd‘ mein Gott erhoben!

Matthias Jorissen – Psalm. 32.

Heil, heil ihm, dem die Sünden sind vergeben,
Der nicht mehr darf vor seinem Richter beben,
Und dessen Greul, der Seel und Leib befleckt,
Ihm nicht mehr droht, weil Gnade ihn bedeckt!

2. Heil dir, o Mensch! wenn deine Schuld auf Erden
Dir nicht vom Herrn darf zugerechnet werden;
Wenn sich dein Geist von aller Falschheit kehrt,
Sich treu erzeigt, und wird von Gott bewährt.

3. So lang’ ich schwieg, verhehlte meine Sünden,
Konnt‘ ich nie Trost, nie Ruh des Herzens finden;
Ich suchte sie, sie floh; bei stetem Schrei’n
Verschmachtete mir täglich mein Gebein.

4. Ja, Tag und Nacht fühlt ich das schwere Drücken
Der Hand des Herrn, Nichts konnte mich erquicken;
Ich merkte, daß mir, wie vom Sonnenbrand,
Mein Lebenssaft vor Herzensangst verschwand.

5. Doch, da ich mich entschloß, Nichts zu verhehlen,
Dir alle Sünd‘ aufrichtig herzuzählen,
Und da ich’s that, vergab, Herr, deine Huld
Mir Missethat und alle Sündenschuld.

6. O große Huld! Du winkest allen Frommen,
Zur Gnadenzeit gebückt zu Dir zu kommen.
Dann tob‘ die Fluth, die alle Dämme bricht,
Wer zu Dir kommt, an den gelangt sie nicht.

7. Ich flieh zu Dir in drohenden Gefahren,
Du bist mein Schirm, kannst mich vor Angst bewahren!
Bald ist mein Herz erfüllt mit heißem Dank
Ja, bald umringt mich ein Triumphgesang!

8. Stets soll mein Mund, Herr, Deine Gnade preisen!
Du sprichst zu mir: „Ich will dich unterweisen,
Geh‘ unbesorgt, und siehe stets auf mich!
Ich zeig‘ den Weg, mein Auge leitet dich.“

9. Dein Herr ist Gott, Er führet dich auf Erden,
D’rum sei nicht gleich den Mäulern und den Pferden,
Die nur Gebiß und Zaum bezwingen kann.
Hör du sein Wort mit Unterwerfung an.

10. Folg‘ ihm mit Lust und ohne zu verweilen,
Er führet dich an seiner Liebe Seilen!
Sei treu zu thun, was dir zu thun gebührt,
Er ist der Herr, der dich zum Ziele führt.

11. Der Sünder häuft sich selber Schmerz auf Schmerzen,
Wer aber Gott gehorcht von ganzem Herzen,
Wer auf Ihn hofft, sein harret mit Geduld,
O, den umfaßt, den krönt einst seine Huld!

12. Der Herr ist nah‘ bei allen seinen Knechten,
D’rum freuet euch des Herrn, o ihr Gerechten,
Die ihr Ihm dient, und grades Herzens seid,
Lobsinget Ihm, sein Dienst ist Seligkeit!

Matthias Jorissen – Psalm 8.

Unendlicher, Dir, unserm Gott und König,
Ist Erd‘ und Meer und Himmel unterthänig!
Dein Name glänzt auf Erden hoch erhöht.
Am Himmel strahlt, Herr, Deine Majestät!

2. Des Säuglings Mund, des Kindes frohes Lachen
Bringt Dir sein Lob, Du siehst’s mit Wohlgefallen.
Dein Ruhm, der fest hoch aufgeführet steht,
Stürzt jeden Feind, der Deinen Namen schmäh’t.

3. Betracht ich droben in der blauen Ferne
Den schönen Mond, das prächt’ge Heer der Sterne,
Das deine Hand, wie eine Heerde, führt,
So werd‘ ich tief von deiner Macht gerührt.

4. Was ist der Mensch, daß, Herr, Du sein gedenkest!
Des Menschen Sohn, daß Du ihm Gnade schenkest!
Ich sinke hin, wenn ich die Huld betracht,
Womit Du ihn so herrlich hast gemacht.

5. Du setzest ihn ein wenig nach den Engeln,
Noch ringt er hier im Staub mit vielen Mängeln;
Doch schmückst Du ihn, dein liebes Eigenthum,
Und krönst ihn einst mit Majestät und Ruhm!

Langbecker, Emanuel Christian Gottlieb – Psalm 51

Schaff in mir, Gott, ein reines Herz,

Du Quell der reinsten Triebe!

Wen Schuld befleckt, der fühlet Schmerz,

Freut sich nicht deiner Liebe.

 

  1. D’rum gib mir einen neuen Geist,

Der vor der Sünde fliehet,

Durch Selbstverläugnung, Herr, Dich preist,

Auf Deinen Beistand siehet.

 

  1. Verwirf mich, o mein Jesu, nicht,

Schenk‘ mir dein Wohlgefallen!

Gib Kraft, wenn mir’s an Kraft gebricht,

Den Glaubensweg zu. wallen!

 

  1. Ach, nimm nicht seinen heiligen Geist

Aus meinem dunkeln Herzen!

Er ist’s, der mich zum Himmel weist

In meinen Sündenschmerzen.

 

  1. Mit deiner Hülfe tröste mich

Bei meinem Thun und Treiben;

Im Glauben lehn ich mich auf Dich;

Herr, du wirst treu mir bleiben!

 

  1. Und so erhalte denn in mir

Den Geist des Lichts, der Freude;

Eröffne mir die Himmelsthür,

Wann von der Erd‘ ich scheide!

 

Julius Köbner – Psalm 122.

Nach Zion’s Hügel zieht mich hin;

Da findet meine Seele Ihn!

O Zion, Himmelsvorhof du!

In dir ist wundersüße Nuh‘.

 

  1. In dir umgibt mich Gottes Kraft,

Die hohen Frieden in mir schafft,

Wenn Gottes Kinder um mich knie’n,

Den Herrn herab vom Himmel zieh’n.

 

  1. In dir die Botschaft mir erschallt,

Bei der mein Herz voll Freude wallt;

In dir hat David’s Heldensohn

Errichtet seinen Königsthron.

 

  1. Da schenkt Er Gnade, Glaubenslicht,

Da hält Er schrecklich Weltgericht,

Zerbricht dem Sünder Muth und Herz,

Verdrängt durch Wonne tiefen Schmerz.

 

  1. Da zittert man und freut sich doch,

Da steigt man aus dem Staube hoch,

Da weint man jauchzend, betet an

Mit süßem Schmerz den blutigen Mann.

 

  1. O Zion, Friede wölbe sich,

So wie der Himmel, über dich!

Gesegnet sei, wer treu dich liebt,

Für deine Wohlfahrt Alles gibt!

 

  1. Gesegnet sei, o Haus des Herrn!

Wie könnt ich bleiben von dir fern?

Die mir verwandt so innig nah‘,

Die trauten Freunde sind ja da.

 

  1. D’rum kommst du mir nicht aus dem Sinn,

Du Wohnung Gottes! ich muß hin,

Wo meine Seele Leben trinkt,

Und Jesu in die Arme sinkt!

Johann Adam Lehmus – Psalm 139.

Herr, allwissend und allsehend,

Deiner Welt unendlich nah!

Vor Dir bin ich stehend, gebend

Sitz ich wo, so bist Du da.

All‘ mein Denken, all mein Sorgen,

So geheim, so schwach es sei,

Steht vor Dir entdeckt und frei;

Nichts ist deinem Blick verborgen.

Du bist ringsher stets um mich,

Waltend, nah und väterlich.

 

  1. Jeden Weg, den ich nur mache,

Jedes Wort, das aus mir fließt,

Wo ich fürchte, hoffe, lache,

Eine Thrän‘ das Aug‘ vergießt;

Wo ich, voll erhitzten Blutes,

Will, was ich nicht wollen soll;

Wo ich guter Triebe voll,

Dankbar, eifrig, frohen Muthes

Deinem Tempel walle zu

Alles das durchschauest Du!

 

  1. Ja, Du schaffst, was ich beginne,

Und Du gibst mir’s an die Hand.

Wo ich etwas Guts ersinne,

Ists gewiß nicht mein Verstand.

Was ich heut und morgen richte,

Es sei wichtig oder klein,

Leitest Du, Herr, weislich ein;

Meinen Rath machst Du zunichte,

Daß ich weiche nicht von Dir,

Hältst Du deine Hand ob mir.

 

  1. Deine Weisheit zu ergründen

Reicht mein blöder Witz nicht hin;

Deines Waltens Spur zu finden,

Ist zu hoch für meinen Sinn.

Deine Nähe, deine Ferne,

Deine Größe, die die Welt

Denkt, schafft, trägt, bewegt, erhält,

Ist, je mehr ich forsch‘ und lerne,

Einem armen Erdenkloß

Viel zu mächtig, viel zu groß.

 

  1. Führ‘ ich durch des Himmels Breiten

Auf der Sterne fernster Bahn,

Zög‘ ich durch der Länder Weiten,

Wie ein Mensch nur eilen kann,

Flög‘ ich mit des Adlers Flügeln

Dort hin, wo das Licht verglüht,

Dort hin, wo der Morgen glüht,

Zu den goldbeglänzten Hügeln,

Stieg‘ ich gar der Hölle zu

Und dem Grab auch da bist Du!

 

  1. Ging‘ ich zu den öden Heiden,

In die Wüsten, über’s Meer,

Du, Herr, würdest mich begleiten,

Zögest neben mir daher.

Spräch‘ ich: Dunkel soll mich decken!

Ist die Nacht vor Dir nicht Tag?

Wer vor deinem Auge mag

Sich in Finsterniß verstecken?

Meines Herzens tiefster Grund,

Meine Nieren sind dir kund.

 

  1. Als mein Geist noch nicht gewesen,

Als ich gab noch keinen Ton,

Hat dein Herz mich schon erlesen,

Mich dein Aug‘ gesehen schon.

Mein Gebein, Dir unverborgen,

Da ich tief im Finstern lag,

Wo kein Aug‘ hinschauen mag,

Wolltest heimlich Du besorgen.

Künstlich hast du mich gemacht,

Treulich hast Du mich bedacht.

 

  1. Als ich lag im Mutterleibe,

Zogest Du mich in die Welt;

Hast, daß ich auf Erden bleibe,

Herberg‘ liebend mir bestellt.

Alle meine Lebenstage

Bis zur letztem finstern Nacht

Hast Du, Herr, schon längst durchdacht,

Alle Lust und alle Plage,

Jeder Schickung Ort und Zeit

Bis zum Ziel der Ewigkeit.

 

  1. Deine Werke, Herr, sind wichtig!

Jedes, dem dein Machtwort rief.

Deiner Weisheit Gang ist richtig,

Reich und scharf, genau und tief!

O wie zärtliche Gedanken,

liebend, schonend, väterlich,

Wendest Du, mein Gott, auf mich,

Ohne Maß und ohne Schranken!

Dieß erwäg‘ ich in der Nacht,

Denk es, wenn der Tag erwacht.

 

  1. Deine Feinde, Gott der Götter,

Die Dich und dein Werk nicht seh’n,

Lasse die verstockten Spötter

Bald, o Herr, zu Grunde geh’n!

Wenn sie deine Huld nicht spüren,

Wenn, von Treu und Demuth los,

Nur an Stolz und Bosheit groß,

Sie dein armes Volk verführen

Herr, dann treibe sie dahin,

Wie ich ihnen feindlich bin!

 

  1. Gott, Du kennest mich von innen,

Ach, erforsche mächtig mich!

Prüfe all‘ mein Thun und Sinnen,

Ob ich fürcht und liebe Dich?

Findest Du so manche Blöße,

und mich nicht getreu genug,

Noch nicht frei von Selbstbetrug,

Noch in Selbstsucht blind und böse:

O dann leite mich noch heut‘

Auf den Weg der Seligkeit!

Johann Adam Lehmas – Psalm 127.

Wo der Herr das Haus nicht bauet,

Wo man’s ihm nicht anvertrauet,

Wo man selbst sich helfen will,

Steht das Werk bei Zeiten still.

 

  1. Wenn der Herr die Stadt nicht hütet,

Wo der Feind bald schleicht, bald wüthet,

Wird sie, trotz der Wächter Fleiß,

Flammen oder Mördern preis.

 

  1. Alles Schaffen und Bestreben,

Alles Sorgen, Rennen, Beben

Thut es nicht, wenn’s Gott nicht thut,

Gott und seine treue Hut.

 

  1. Springet früh aus eurem Bette,

Ringt und wirket um die Wette,

Sitzt kalt, hungrig, ausgewacht

Bis zur späten Mitternacht,

 

  1. Euer Rechnen, Sorgen, Ringen

Wird euch doch kein Glück erzwingen,

Wer sich selber Hülfe schafft,

Der verschmähet Gottes Kraft.

 

  1. Fleht den Herrn um seine Gnade,

Suchet Licht auf seinem Pfade,

lebt und liebt in Ihn euch ein,

Dann wird euer Werk gedeih’n!

 

  1. Schlafend gibt Er’s seinen Freunden,

Gibt noch Größ’res als sie meinen,

Daß sie staunen, wenn sie seh’n

So viel Vorrath um sich steh’n.

 

  1. Segnend tritt, auf ihre Bitte,

Gott, der Herr, in ihre Mitte.

Viel Gebete: reiches Brod,

Starker Muth, wenn Unheil droht!

 

  1. Sorgt nicht für den andern Morgen,

Lernt für eure Seelen sorgen,

Trachtet nach der Ewigkeit!

Gott ist nahe jederzeit.

 

  1. Scheint’s, daß wenig Trost vorhanden?

Nein, ihr werdet nicht zu Schanden!

Nur der Sünder Haus zerfällt,

Fromme bleiben Herrn der Welt!