Witzstat von Wertheim, Hans – Der geystlich Buchsbaum

**Von dem streyte des fleysches wider den geyst.**

(Einzelner Druck, 4 Blätter in klien 8°., Nürnberg durch Jobst Gutknecht, mit dem Liede “ O Gott, verley mir dein genad“ Johann Sanffdörffers zusammen; unter dem Titel zwei kleine Holzschnitte, die Kreuztragung und Kreuzigung darstellend)

NUn hörend zu, jr Christen leut,
wie leyb und seel ghenander streyt:
Allhie auff erd in diser zeyt
hand sie ein stettigs kriegen,
ains mag vom andern fliehen.

Der leyb der spricht, Ich bin gesundt,
ich hab noch vil der gutten stundt:
Ee mir das trawrig alter kumpt
will ich in freuden leben,
nach leyblich lusten streben.

Die seele spricht, Ich radt dirs nicht!
Ach, förchst du nit Gots strengs gericht?
Du hast dich in der tauff verpflicht,
nach Gottes willn zuleben,
seim wort nit wider streben.

Der leyb spricht, Ich bin stoltz und fein
mit gutten gsellen beim külen wein,
Da will ich frisch und frölich sein
mit singen springen tantzen,
wils wagen auff die schantzen!

Die seele spricht, Denck an Reichen man,
der sich nam zeytlichs wollusts an!
Der must mit leyb und seel daruon,
ward in die hell begragen,
als Christus selb thut sagen.

Der leyb spricht, Was acht ich der sag!
ich hab vor mir noch manchen tag,
Darinn ich mich wol bessern mag
und mich von sünden keren,
wenn sich mein trawrn thut meren.

Die seel spricht, Du hast kein gwalt,
du seyest gleich jung oder alt,
Gott hat dich in eim augenplick gefalt,
den abend und den morgen,
die stund ist dir verborgen.

Der leyb spricht, Es sey frü oder spat,
ich siehe vor mir die weltlich rot,
Ein yeder tracht nach zeytlichem rath:
darnach will ich auch streben,
die weyl ich hab das leben.

Die seel spricht, Es kumpt die zeyt,
das leyb und seel vonnander scheydt:
Was hilfft dich dann dein grosser geyt?
du must zu Aschen werden,
dann du bist gemacht auß erden.

Der leyb der spricht, Du machst mir bang.
erst mich nach ewiger freud verlangt!
Christus helff mir zum anefang,
das mich zum vatter bkeren,
mein trawren will sich meren.

Die seel die spricht, Ich treyb kein schertz:
Gott fordert ein zerknürstes hertz!
Der leyb muß hie absterben durch schmertz,
dann er ist zeytlich geboren,
den würmen außerkoren.

Der leyb der spricht, O Gott, mein Herr,
hilff das ich mich durch Christum bker!
O heyliger geyst, mein glauben mer!
Hilff mirs zeytlich erleyden,
mich tröst in ewiger freuden!

Die seele spricht, Nun hab ich recht,
wiewol ich bin ein unnütz knecht.
O Gott, du bist allein gerecht.
Löß mich vons teuffels banden,
drumb du am Creutz bist ghangen!

Also hat dises lied ein endt.
Gott wolt, das yeder sein hertz erkendt
Und sich von sünden zu Christo wendt;
so würd er zu uns keren,
die ewig freud bescheren.

Tersteegen, Gerhard – Die geistliche Schmiedekunst.

Mein Herz, ein Eisen grob und alt,
So hart, so kalt, so ungestalt;
Der Hausherr kann es so nicht brauchen,
Die Liebe soll mein Feuer sein,
Durchs Beten komm‘ ich da hinein;;
Ich halte still, und laß es rauchen.

Bläs’t dann der sanfte Liebeswind,
So wird das Herz im Leib‘ entzünd’t;
Ich halte still, und laß es glühen.
Des Eisens Schwärze muß vergehen,
Es wird allmälig weich und schön,
So glühend man’s heraus mag ziehen.

Der Sterbens- und Verleugnungs weg
Der Ambos ist, drauf ich mich leg‘,
Da fängt der Meister an zu schlagen,
Des Meisters Arm giebt Schlag um Schlag,
Das weiche Eisen giebet nach,
Es läßt sich wenden, krümmen, plagen.

Es will sich noch nicht geben recht,
Drum ruft der Meister einen Knecht,
Der vorschlägt mit dem groben Hammer.
Der gute Freund und Helfersmann
Giebt tapfer Schläg‘, so gut er kann;
Schlag‘ zu, so komm‘ ich aus dem Jammer!

Des Meisters Hand lenkt Alles wohl,
Daß jener schlägt da, wo er soll,
Und wie es zur Gestaltung nütze.
Bald legt er’s wieder in die Gluth,
Bald geht das Schmieden wieder gut,
Die Schläge folgen auf die Hitze.

Im Feuer schien das Eisen schön;
Da dacht‘ ich, nun ist’s bald geschehn.
Indem war Feuer und Glanz entzogen,
Da ward mein Eisen schwarz und kalt,
Noch gar zu roh in der Gestalt,
Da sah mein Hoffen sich betrogen.

Am Feilbrett immer Noth und Pein,
Man schraubte mich so kalt hinein,
Man klemmte mich, um nicht zu weichen;
Man strich mit scharfen Feilen kühn,
Da flogen tausend Spähne hin,
Drauf mußte man’s ins Feine streichen.

Mein Meister, der versteht die Kunst,
Regier‘ mich, so polier‘ mich sonst,
Werd‘ ich nun endlich Dir anständig;
Doch hilft kein fein polirter Glanz,
Nicht über-, nein durchgüldet ganz
Sei Herz und All’s und feu’rbeständig.

Tersteegen, Gerhard – Kommt, Kinder, laßt uns gehen

1. Kommt, Kinder, laßt uns gehen,
der Abend kommt herbei;
es ist gefährlich stehen
in dieser Wüstenei.
Kommt, stärket euren Mut,
zur Ewigkeit zu wandern
von einer Kraft zur andern;
es ist das Ende gut,
es ist das Ende gut.

2. Es soll uns nicht gereuen
der schmale Pilgerpfad;
wir kennen ja den Treuen,
der uns gerufen hat.
Kommt, folgt und trauet dem;
ein jeder sein Gesichte
mit ganzer Wendung richte
fest nach Jerusalem,
fest nach Jerusalem.

3. Geht’s der Natur entgegen,
so geht’s gerad und fein;
die Fleisch und Sinnen pflegen,
noch schlechte Pilger sein.
Verlaßt die Kreatur
und was euch sonst will binden;
laßt gar euch selbst dahinten,
es geht durchs Sterben nur,
es geht durchs Sterben nur.

4. Man muß wie Pilger wandeln,
frei, bloß und wahrlich leer;
viel sammeln, halten, handeln
macht unsern Gang nur schwer.
Wer will, der trag sich tot;
wir reisen abgeschieden,
mit wenigem zufrieden;
wir brauchen’s nur zur Not,
wir brauchen’s nur zur Not.

5. Schmückt euer Herz aufs beste,
sonst weder Leib noch Haus;
wir sind hier fremde Gäste
und ziehen bald hinaus.
Gemach bringt Ungemach;
ein Pilger muß sich schicken,
sich dulden und sich bücken
den kurzen Pilgertag,
den kurzen Pilgertag.

6. Kommt, Kinder, laßt uns gehen,
der Vater gehet mit;
er selbst will bei uns stehen
bei jedem sauren Tritt;
er will uns machen Mut,
mit süßen Sonnenblicken
uns locken und erquicken;
ach ja, wir haben’s gut,
ach ja, wir haben’s gut.

7. Kommt, Kinder, laßt uns wandern,
wir gehen Hand in Hand;
eins freuet sich am andern
in diesem wilden Land.
Kommt, laßt uns kindlich sein,
uns auf dem Weg nicht streiten;
die Engel selbst begleiten
als Brüder unsre Reihn,
als Brüder unsre Reihn.

8. Sollt wo ein Schwacher fallen,
so greif der Stärkre zu;
man trag, man helfe allen,
man pflanze Lieb und Ruh.
Kommt, bindet fester an;
ein jeder sei der Kleinste,
doch auch wohl gern der Reinste
auf unsrer Liebesbahn,
auf unsrer Liebesbahn.

9. Kommt, laßt uns munter wandern,
der Weg kürzt immer ab;
ein Tag, der folgt dem andern,
bald fällt das Fleisch ins Grab.
Nur noch ein wenig Mut,
nur noch ein wenig treuer,
von allen Dingen freier,
gewandt zum ewgen Gut,
gewandt zum ewgen Gut.

10. Es wird nicht lang mehr währen,
halt‘ noch ein wenig aus;
es wird nicht lang mehr währen,
so kommen wir nach Haus;
da wird man ewig ruhn,
wenn wir mit allen Frommen
heim zu dem Vater kommen;
wie wohl, wie wohl wird’s tun,
wie wohl, wie wohl wird’s tun.

11. Drauf wollen wir’s denn wagen,
es ist wohl wagenswert,
und gründlich dem absagen,
was aufhält und beschwert.
Welt, du bist uns zu klein;
wir gehn durch Jesu Leiten
hin in die Ewigkeiten:
es soll nur Jesus sein,
es soll nur Jesus sein.

Unbekannt – Crux fidelis (Niedersächsischer Gesang aus dem 15. Jahrhundert)

Übersetzung ins Hochdeutsche durch Prof. J.G.L. Kosegarten, Greifswald

Verlasse du die Wollust der Welt
Und wende dich nunmehr zu Gott,
Habe den Leichtsinn der Welt in Haß,
Jesu Sitten lerne,
Der sich arm heute hat gezeigt,
Den Elenden zugefügt.

Passend eigne du dir an
Seine Sitten und Verfahren;
Aller Zwietracht Ursache ist
In den schlechtbeschaffenen Sitten;
Achte nicht den Reichthum der Welt,
Sondern sänftige deinen stolzen Muth.

Verlaß dich nicht auf deine Freunde,
Erhebe dich nicht in Vornehmheit!
Stets hüte dich vor der Sünde;
Mitleidig in Traurigkeit,
Betrachte Christi Tod!
Er machte dich zu seinem Genossen.

In der Zeit, die Gott gefiel,
Stieg der Sohn hernieder
Aus dem Schooße seines Vaters,
Schmiegte sich der Menschheit an;
Doch ist nichts von ihm vergeben,
Was er war, ist er geblieben.

Sterblich, leidend, hungerig, durstig,
Alles menschliche Elend
Hat er gelitten, heiß und frostig,
Ohne der Sünde Gebrechen.
So schaffend uns armen den Frieden,
Er, der niemals Sünde that.

Viele Propheten des alten Bundes
Hatten oft viel hievon geschrieben,
Wie wir möchten der Seligkeit genießen,
Wenn uns würde dieser Sohn gegeben,
Den uns eine Jungfrau sollte gebären
Und mit ihren Brüsten säugen.

Auch unter den Heiden lange zuvor
Prophezeiten heidnische Frauen,
Wie uns Christus würde geboren
Von Marien, der Jungfrau.
Die hat ihn geboren in Reinigkeit,
Ein Opfer für unsere Seligkeit.

Er ist geopfert zu zweien Malen;
Einmal in seiner Kindheit
In dem Tempel ohne Leiden
Von Marien in Frömmigkeit.
Darnach hat er schwer gelitten,
Die Weinkelter allein getreten.

An dem Kreuze sie den Herrn,
In sich treibend großen Sturm,
Hangend stumm in großen Qualen,
Gemishandelt wie ein Wurm,
Durchstochen Hände und Füße,
Die machen unsern Kummer süße.

Ganz zu Liebe seinen Lieben,
Mit Dorn ihm sein Haupt gekrönt,
Misgeachtet gleich den Dieben,
Vor der Welt ganz verhöhnet,
Bloß gestrecket seine Beine,
Aermer, elender nie gesehen.

O du würdiges, hohes Kreuz,
Ein edlerer Baum ist nie gehört,
In Blumen, Blättern, Früchten schön,
Kein Baum ward an Kraft dir gleich;
süße Näglein hast du getragen;
Durch sie sind uns unsre Sünden verziehen.

An dir hat Christus wieder gefunden,
Was uns Adam hatte verloren;
Die Kraft des Teufels ist gebunden,
Wohl uns, daß wir neu geboren,
Von den Teufeln sind befreiet,
In dem Kreuze ganz erneuet.

Beuge, Kreuz, nun deine Arme,
Sänftige deine Starrheit!
Des Leidenden dich erbarme,
Der an dir so schmerzlich ausgereckt steht,
Auf daß des Edelen Glieder
Sich mögen geben etwas zu Ruhe.

Des Vaters ewige Kräftigkeit
Des Sohnes Weisheit preiset sehr!
Des heiligen Geistes Gütigkeit
Und Liebe gütig uns bewiesen.
Ehre, Lob, Dank und Würdigkeit
Sei der heiligen Dreifaltigkeit. Amen.

Unbekannt – Crux fidelis (Niedersächsischer Gesang aus dem 15. Jahrhundert)

(Michaelis-Brüder zu Rostock, 15. Jahrhunder)

DEr werlde wollust du verlate
unde dy nu meer to gade kere.
der werlde losheit hebbe an hate
Jesus syne sede lere.
de sik arm huden hefft getoget
dem elenden to genoget.

Euen komelik du dy mate
synen seden unde gheuere.
aller twedracht is ene sake
in den seden misgebere.
achte nicht der werlde rikegud
men sachte dynen dalen moet.

Dreech dy nicht up dine vrunde
verheff dy nicht an eddelicheyt
steedes ware dy vor de sunde
medelidich an drouicheyt
betrachte Christus synen doet
he hefft dy gemaket syn genoet.

An der tiit/ de gade behagede
is de sone dale gestegen
uth dem schote synes vaders
an de mynscheit sik gheulegen.
nichtes syner is vergeuen
dat he was is he gebleuen.

Sterfflik/ lidelik/ hungerich/ dorstich/
alle minschlike misquemichheyt
hefft he geleden/ heet unde vrostich
ane der sunde brekelicheit.
sus schaffende uns armen vrede
de nee werlde sunde deden.

Der olden ee vele der propheten
hadden hijr vuste vele aff gheschreuen
wo wii der salde mochten neten
wen uns worde desse sone gegeuen
den uns ene iuncfruwe scholde togen
unde mit eren brusten sogen.

Ok mank den heyden lange voren
propheteerden heidensche vruwen
wo uns Christus worde geboren
van marien/ der iuncfruwen.
de heft ene getelet an reinicheit
een offer unser salicheit.

He is geoffert to twen tijden
uns an syner kintheyt
an dem tempel sunder liden
van marien an innicheit.
dar na he sivarlik hefft geleden
de wynparsen allene getreden.

An dem kruce se den heren
an sik driuende groten storm
hangende stum an groten sweren
missgehandelt so een worm
dorgeslagen hende unde vote
de maken uns unsen kummer sote.

All to leue synen leuen
mit dorne em syn houet ghekronet
missgerenkent lijk den deuen
vor der werlde gantz verhonet
bloet gestrecket syne been
armer/elender ne geseen.

O du werdige kruce hoch
eddeler bom is ne gehort
an blomen/ bladen/ vruchten schon
neen bom an krafft dy lijke wart.
sote negele hest du ghedregen
dar an synt uns unse sunde vernoegen.

An dy hefft Christus wedder vunden
dat uns adam hadde verloren
de krafft des duuels is gebunden
wol uns{dat wii nige geboren
van dem duuele synt entfriget
an dem kruce gantz verniget.

Boge/ kruce/ dine arme
sachte dine streuicheyt.
des elenden dy verbarme
de an dy so swar gherecket steit
up dat das eddelen iedemate
sik moge geuen wes to fate.

Des vaders ewige kreffticheit
des sones wisheit sere priset.
des hilligen geistes guthlicheit
unde leue gude uns bewiset.
eere/ loff/ dank unde werdicheit
sy der hilligen dreualdicheit. Amen.

Xylotectus, Johann – WElcher das ellend buwen wöl.

WElcher das ellend buwen wöl,
der mach sich uf und rüst sich schnell
wol uff die rechten straassen!
Vatter und muter, eer und gut,
sich selbs muß er verlassen.

Stab unnd mantel muß er han,
mit Dauid tröstlich ynher gan
im wäg der gottes gebotten,
Der häfen Egypti achten nit,
des fleischs daryn gesotten.

Zum rechten brunnen muß er gan,
die pützen ungetruncken lan,
wil er der gesundheit pflägen;
Bewar sich mit spyß, die nit zerrünn,
sin burde muß er tragen.

Für und für gang er all tag,
on hinder sich sehen, als wyt er mag,
sorg sol er lassen faren:
Gott, der da spyß die fögel unnd thier,
der wirt jn wol bewaren.

Findt er ein Brüder uff der ban,
sol er nit lassen mangel han,
sin spyß und tranck jm geben,
Gnad und Ablaß diser fart
ist dört das ewig läben!

Selneccer, Nikolaus – Die werthen Diener Christi beid

Am Tage St. Petri und Pauli

Nach eigener Melodie

Die werthen Diener Christi beid
Petrus und Paulus sind mit Freud
Bei Christo in der Seligkeit,
Da sie sehn seine Herrlichkeit.

Sein Apostel sie gewesen sind,
Haben Juden und Heiden blind
Bekehrt durch Evangelium,
Geführt zu Christo Gott zu Ruhm.

Ein auserwähltes Rüstzeug war
Paulus, in dritten Himmel gar
Verzückt, mit Geistes Kraft begabt,
Lehrt und thät große Wunderthat.

Das Kreuz Christi er predigt stets,
Solch Kreuz er auch bekam zuletzt.
Sein Kopf er darhielt dem Tyrann,
Mit Freuden thät sein Leben lahn.

Er was freilich der Benjamin,
Der rechten Sohn mit Herz und Sinn.
Den Sohn Gottes, sein Angst und Noth,
Er uns wohl eingebildet hat.

Durch den Glauben in Jesum Christ
Gerecht vor Gott ein jeder ist.
Unsre Werk helfen nichts dazu,
In Christo steht all Trost und Ruh.

Der Glaub aber bringt Früchte gut,
Im Gwissen auch Andacht und Muth,
Im Leben fein Gottseligkeit,
Davon Paulus giebt Lehr und Bscheid.

Petrus desgleich nach Christi Lehr
Bekommen hat auch diese Ehr,
Daß er gekreuzigt worden ist,
Damit bezeugt hat Jesum Christ.

Jesu, gieb uns Beständigkeit,
Muth, Herz und Sinn, daß wir mit Freud
Dein Wort bekennen bis in Tod,
Und fürchten kein Gefahr noch Noth.

Selneccer – Himmelfahrt

Selneccer, Nikolaus – Wohl dem, der nicht wandelt

Psalm 1

1. Wohl dem, der nicht wandelt im Rat
der Gottlosen geschwinde,
und nicht sein Füß’ in dem Weg hat,
da Sünder sich tun finden,
noch sitzet, da die Spötter sind,
die alles tun verachten,
was Gott redet, tut und befind’t,
das pflegen sie verlachen.

2. Sie lehren wohl und sind hoch dran,
haben das Amt und Ehre,
sie geben großen Schein davon
mit ihrer stolzen Lehre.
Wenn man es aber recht besieht,
so ist es Schand und Spotte,
welch’s bald vergeht, als wär es nicht,
mit aller argen Rotte.

3. Laß Sekten sein und Lügen viel,
die jetzund hero laufen,
halt dich ans G’setz des Herren still,
laß aneinander raufen.
Wer nicht will ruhen, der mag’s tun,
sein Abenteu’r erjagen,
er wird bekommen seinen Lohn,
darob er ja soll zagen.

4. Wohl dem, der Lust hat an dem Wort,
welch’s Gott der Herr selbst bringet,
wer Tag und Nacht das gerne hört
und stetig danach ringet.
Der ist wie ein gepflanzter Baum
an frischen Wasserbächen,
an schönem Ort und weitem Raum,
den nichts übels kann schwächen.

5. Er bringt sein Frucht zu rechter Zeit,
sein Blätter nicht umkommen.
Also ein G’rechter: was er gibt,
bringt Gut’s und lauter Frommen.
Es tob’ die Welt, Teufel und Tod,
so muß er doch ausrichten,
was Gottes Will in ihm vorhat,
hier gilt kein arges Dichten.

6. Aber so sind die andern nicht,
die Gottes Wort verachten,
wie Spreu vom Wind zerstreut, verbleicht
all ihr Anschläg’ und Sachen.
Darum nicht sollen bleiben sie
in G’mein der Christen alle,
ihr Nam’ und Lehr vergeht auch hie
in diesem Leben balde.

7. Siehe, nacheinander Schwärmer viel
zu unser Zeit und Leben.
Was ist gewes’n ihr letztes Ziel
denn Schmach, Greu’l, Tod und Beben?
Kein Amt ist nicht geblieben ihn’n,
kein G’richt, kein Nam’ auf Erden,
es ist all’s ganz und gar dahin,
wie Staub hat’s müssen werden.

8. Wie kommt es doch? Das sag ich fein:
der Herr ist selbst der Richter,
er kennt den Weg der G’rechten sein,
er ist der beiden Schlichter.
Er scheid’t die Sein’n von Buben bös,
die Gottlosen verderben
mit ihrem Weg, Lehr’, Werken groß
müssen sie ewig sterben.

9. Ach Gott, laß mich sein in der Zahl,
der’n Weg du kennest balde,
dieweil doch schwebet überall
groß Sünd gar mannigfalte.
Laß mich g’wiß sein, daß ich bin dein,
daß dir mein Tun gefalle,
ob gleich die Welt vom Leben mein
urteilt arg überalle.

Schmolck, Benjamin – Mein Gott, Du bist und bleibst mein Gott

Mein Gott, du bist und bleibst mein Gott,
Das macht mir tausend Freuden.
Es kann mich weder Not noch Tod
Von deiner Liebe scheiden;
Denn hab ich dich,
So werden mich
Die Flammen nicht ergreifen,
Die Fluten nicht ersäufen.

2. Du bist mein Gott von Jugend auf
In Freud und Leid gewesen;
Es war mein ganzer Lebenslauf
Zum Segen auserlesen.
Wie manche Not,
Die mir gedroht,
Hat deine Hand gewendet
Und Hilfe mir gesendet!

3. Du bist mein Gott, und bis hieher
Willst du noch immer walten.
Da meiner längst vergessen wär,
Hast du mich doch erhalten,
Gespeist, getränkt
Und sonst beschenkt
Mit vielen Gnadengaben,
Die Leib und Seele laben.

4. Du bist mein Gott auch künftighin,
Darauf vertrau ich feste;
Du änderst nie den treuen Sinn
Und sorgst für mich aufs beste.
In Lieb und Leid
Bist du bereit,
Mir Rat und Tat zu geben,
So lang ich werde leben.

5. Du bist mein Gott, kein Elend kann
Mir diesen Trost benehmen,
Und geh ich gleich auf rauher Bahn,
Will ich mich doch nicht grämen.
Der Weg zu dir
Ist dornig hier
Und führt mich doch zum Ziele,
Wenn ich auch Schmerzen fühle.

6. Du bist mein Gott, auch wenn der Tod
Mir alles andre raubet;
Stirbt gleich der Leib, es hat nicht Not;
Wer nur an Jesum glaubet,
Der findet dort
Den sichern Ort,
Wo uns ein beßres Leben
Auf ewig wird gegeben.

7. Du bist mein Gott, drum freu ich mich,
Ich werde zu dir kommen,
Sobald nach meinem Sterben ich
Der letzten Angst entnommen.
Mein Gott ist mein,
Und ich bin sein.
Nichts soll mir diesen Glauben
Aus meinem Herzen rauben

Ledderhose – Benjamin Schmolcks geistliche Lieder