Hiller, Philipp Friedrich – Seele, freu’ dich, du darfst nun

Mel.: Jesus meine Zuversicht.

1.
Seele, freu’ dich, du darfst nun In dem Namen Jesu beten;
Er heißt selbst dich solches thun, Und als Kind zum Vater treten.
Fasse Ihn bei Seinem Wort, Glaube, bete, danke fort.

2.
O der fühlt schon ein Gericht, Wer nicht darf zum Vater gehen;
In der Hölle darf man nicht Um ein Tröpflein Wasser flehen;
Und wer nicht glaubt an den Sohn, Hat kein Recht zum Gnadenthron.

3.
Was auf Dich gebetet ist, Kann der Vater nicht versagen,
Weil Du, Jesu, bei Ihm bist, Und Dein Blut hast eingetragen;
Ja Du legst Dein Vorwort ein, Weil Du unser, und wir Dein.

4.
Jesu, dafür danke ich, Daß ich darf mein Herz ausschütten,
Und um alles Heil für mich Dein’ und meinen Vater bitten.
Bring’ mich zu Dir, wo ich dann Statt des Flehens loben kann.

Huberinus, Caspar – Herr Gott, Vater im Himmelreich

1. Herr Gott, Vater im Himmelreich,
wir deine Kinder allzugleich,
bitten dich jetzt aus Herzensgrund:
Speis uns alle zu dieser Stund.

2. Tu auf dein reiche, milde Hand,
behüt uns Herr, vor Sünd und Schand
und gib uns Fried und Einigkeit,
bewahr uns auch vor teurer Zeit,

3. damit wir leben seliglich,
dein Reich besitzen ewiglich
in unsres Herrn Christ Namen.
Wer das begehrt, der sprech Amen.

Gerhardt, Paul – Herr, höre, was mein Mund

1. HErr, höre, was mein Mund
aus innerm Herzensgrund
ohn alle Falschheit spricht,
Wend, HErr, dein Angesicht,
Vernimm meine Bitte!

2. Ich bitte nicht um Gut,
das auf der Welt beruht,
Auch endlich mt der Welt
bricht und zu Boden fällt
Und mag gar nicht retten.

3. Der Schatz, den ich begehr,
ist deine Gnad, o HErr,
Die Gnade, die dein Sohn,
mein Heil und Gnadenthron,
Mir sterbend erworben.

4. Du bist rein und gerecht,
Ich bin ein böser Knecht,
ich bib in Sündentot,
Du bist der fromme GOtt,
der Sünde vergibet.

5. Laß deine Frömmigkeit
sein meinen Trost und Freud,
Laß über meine Schuld
dein edle Lieb und Huld
sich reichlich ergießen.

6. Betrachte, wer ich bin,
im Huf fahr ich dahin,
zerbrechlich wie ein Glas.
Vergänglich wie ein Gras,
ein Wind kann mich fällen.

7. Willst du nichts sehen an
als was ein Mensch getan,
So wird kein Menschenkind
von wegen seiner Sünd
im Himmel bestehen.

8. Sieh an, wie Jesus Christ
für mich gegeben ist,
Der hat, was ich nicht kann,
Erfüllt und genug getan
in Leben und im Leiden.

9. Du liebest Reu und Schmerz,
schau her, hier ist mein Herz,
Das seine Sünd erkennt
und wie ein Feuer brennt
vor Angst, Leid und Sorgen.

10. Ich lechze wie ein Land,
dem deine milde Hand
Den Regen lang entfleucht,
bis Saft und Kraft entweicht
und alles verdorret.

11. Gleich wie auch auf der Heid
ein Hirsch begehrlich schreit
nach frischem Wasserquell,
So ruf ich laut und hell
nach dir, o mein Leben.

12. Erquicke mein Gebein,
Gießt Trost undLobsal ein
und sprich mir freundlich zu,
Daß meine Seele ruh
im Schloß deiner Liebe.

13. Gib mir getrosten Mut,
wenn meiner Sünden Flut
aufsteiget in die Höh,
Ersäuf all Angst und Weh
im Meer deiner Gnaden.

14. Treib weg den bösen Feind,
der mich zu stürzen meint,
Du bist mein Hirt, und ich
will bleiben ewiglich
ein Schaf deiner Weide.

15. So lang auf dieser Erd
ich Atem holen werd,
O HErr, so will ich dein
und seines Willens sein
gehorsamer Diener.

16. Ich will dir dankbar sein,
Doch ist mein Können klein,
allein in deiner Kraft,
Die Tin und Wollen schafft,
steht all mein Vermögen.

17. Drum sende deine Geist,
der deinen Kindern weist
den Weg, der dir gefällt:
Wer den bewahrt und hält,
wird nimmermehr fehlen.

18. Ich richte mich nach dir,
du sollst mir gehen für.
Du sollst mir schließen auf
die Bahn im Tugendlauf,
Ich will treulich folgen.

19. Und wann des Himmels Pfort
Ich werd ergreifen dort,
So will im Engelheer
Ich ewig deiner Ehr
in Freuden lobsingen.

Eber, Paul – Ein Gebet in Todesnöthen

(766 Geistliche Psalmen rc. Nürnberg M.DC. VII, in 8°, Seite 867)

O HERR, biß du mein Zuversicht,
so mein Mund kein Wort nimmer spricht!
Ja, so die Ohren nicht mehr hörn,
durch deinen Geist thu du mich lehrn!

HErr, biß mein Stärck, mein Felß und Trost,
so mir der Tod an mein Hertz stost,
Dadurch sich meine Augen wenden!
stehe mir bey und hilff mir enden!

HERR, meinen Geist befehl ich dir!
dein gnedig Angesicht wend zu mir!
Durch dein bitter Leiden und Sterben
laß mich in keiner Sünd verderben,

Die mir der feind so groß thut machen,
o HErr, reiß mich auß seinem Rachen
Und leg das tröstlich Wort auff mich
deiner Versöhnung, bitt ich dich!

Laß mein Gewissen auch empfinden,
daß ich rein sey von meinen Sünden!
O trewer Gott, ich bitt von Hertzen,
gib mir Gedult in allem Schmertzen.

Durch Jesum Christ erhör mein Bitt,
laß deinen Knecht sterben im Fried!
Erlöß mich auß der Noth und Qual,
beleyt mein Seel ins Himels Saal
Durch deine Engel in dein Reich,
daß ich dich lob dort ewigleich!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer