Gellert, Christian Fürchtegott – An dir allein, an dir hab ich gesündigt,

An dir allein, an dir hab ich gesündigt,
Und übel oft vor dir getan.
Du siehst die Schuld, die mir den Fluch verkündigt;
Sieh, Gott, auch meinen Jammer an.

Dir ist mein Flehn, mein Seufzen nicht verborgen,
Und meine Tränen sind vor dir.
Ach Gott, mein Gott, wie lange soll ich sorgen?
Wie lang entfernst du dich von mir?

Herr, handle nicht mit mir nach meinen Sünden,
Vergilt mir nicht nach meiner Schuld.
Ich suche dich, laß mich dein Antlitz finden,
Du Gott der Langmut und Geduld.

Früh wollst du mich mit deiner Gnade füllen,
Gott, Vater der Barmherzigkeit.
Erfreue mich um deines Namens willen,
Du bist mein Gott, der gern erfreut.

Laß deinen Weg mich wieder freudig wallen
Und lehre mich dein heilig Recht
Mich täglich tun nach deinem Wohlgefallen;
Du bist mein Gott, ich bin dein Knecht.

Herr, eile du, mein Schutz, mir beizustehen,
Und leite mich auf ebner Bahn.
Er hört mein Schrei’n, der Herr erhört mein Flehen
Und nimmt sich meiner Seele an.

Der Gärtner – 1926
Weitere Texte des Autoren in der Glaubensstimme

Capito, Wolfgang – Das lied, Ich bin ins flaysch zum todt geborn

(„Form und ordnung Gaystlicher Gesang und Psalmen rc. (Augsburg) M.D. XXXIII“)

ICh bin inns flaisch zum todt geborn,
auf mir blib fluch unnd Gottes zorn,
mein will unnd werck warn gar verlorn,
biß mich Jesus ernewet
Und rufft zur buß zur engen port;
der vatter tödt der sünden mord
durch Jesu todt, auß dem mir fort
vor pein der hell nit scheühet.
Sein gwalt, auffart und gaiste reyn
bracht hymlisch gburt, göttlichen schein,
sein selbs ankunft ins hertze mein
frümbkait, frid, frewd und leben.

Darumb, Jesu, schatz unnd berlin gutt,
du süsser ghruch unnd werdes blut,
ich trag dich stäts in meinem mut,
hör, mensch, was zeügt mein glauben;
Wer Jesum auch wil also hon,
der muß seinn aygen willen lon,
nach Jesu will inn wirckung ston,
in übung unnd in schawen.
Welchs hoffnung Jesus worden ist,
der achtet nitt was sunst gebrist,
all zeytlichait ist jm ain mist
auff sand kan er nit bawen.

Wer Creaturen verlassen hatt
unnd jr befleckung ledig stat,
sein hertz unnd mutt an Jesu lat,
der darff nitt weytter sorgen,
Dann Jesu gayst ain tröster ist,
aber nur deß, dem trost geprist,
dem sein Creütz bleibt mitt dult vermischt
und freüd in Gott verborgen.
On JEsum ist es alles nicht,
wer seinem wortt nitt widerspricht
und jn inn lieb und laid vergicht,
der hats vom vatter glernet.

Halt innig synn und ainigkait
außschwayffig menge sey dir layd,
schaw auff Jesum, dein zyl berayt,
deß krafft inns hertz bringt leben;
Glaub, lieb, vor Gott gerechtigkait
nymm ann, halt gaystlich underschayd,
wandle, wie dich der Sun Gotts layt,
der sich für dich hat geben,
Der dich durch sich erle+üchtet klar
unnd setzet in des himels schar:
ach, laß nit nemmen solche war
den Teüfel mit sein listen.

Ach Jesu Christ, verleych unns gnad,
das uns der feynd nitt bring zu schad,
das wir vor Gott durch dich im pfad
beharren biß ans ende!
Was krafft möcht sunst in diser not
beston? eyl, Herr, kumm nit zu spat,
auff das uns nit deß feyndes rat
hie und dort ewig schende.
Dir wöllen wir zur ghrechten hand
Gottes, der du uns hast für schand
erlöset, singen inn dem land
eer, preyß und alle glori.

Alber, Erasmus – Von der Welt Bosheit, so zur Buße vermahnet

Ach Gott, thu dich erbarmen
durch Christum, deinen Sohn,
Uebr Reich und über Armen,
Hilf, daß sie Buße thun,
Und sich ein jeder erkennen thut.
Ich fürcht Gott hat gebunden ein Ruth,
Er will uns damit strafen,
Den Hirten mit den Schafen.
Es wird ihm keinr entlaufen.

Gott hat uns lang gerufen
Durch seine treue Knecht,
Unsr Ohren sind aber nicht offen,
Darum geschieht uns recht.
Sein Straf han wir jetzt in dem Land.
Ich fürcht, ihr sind mehr vor der Hand;
Gott wöll sie von uns wenden
Und seine Gnad uns senden;
Es steht in seinen Händen.

Es geschehn groß Wunderzeichen,
Noch schlan wir Alls in Wind,
Die uns sollten erweichen.
So gar sind wir verblindt.
Daß wir erkennen die Wahrheit nicht,
Wie uns jetzt Gottes Wort bericht,
Daß wir uns daran kehrten
Und seiner Gnaden begehrten,
Nicht so gar dawider sperrten.

Aerger ists nie gewesen
Von Anbeginn der Welt.
Ein jeder mags wohl lesen,
Was Christus hat gemeldt.
Kein Lieb noch Glaub auf Erden ist,
Ein jeder braucht sein Tück und List.
Der Reich den Armen zwinget
Und ihm sein Schweiß abdringet,
Daß nur sein Groschen klinget.

Wer kann’s Alles ermessen,
Was treibt die welt mit Macht,
Mit ihrem Saufen und Fressen,
Hochmuth und großen Pracht?
Gott wirds die Länge leiden nicht,
Schau, daß dich nicht erhasch sein Gricht,
So bist ewig verloren,
Dem Teufel auserkoren,
Wär besser nie geboren.

Gott eilt gewiß zum Ende,
Das zeugt all Creatur,
Er wird kommen behende,
Deß han wir schön Figur.
Das glaubet der Gottlose nicht,
Der wohl in seinem Herzen spricht:
Es kann noch lang Zeit währen,
Wir wollen schlemmen und zehren.
Der Teufel thut sie’s lehren.

Die Welt läßt nun nicht abe,
Das wild vielköpfig Thier,
Man werf sie denn ins Grabe;
Es wird geschehen schier.
Der Teufel hats dahin gebracht,
Daß man Gott und sein Wort veracht,
Fragt nicht nach seim Gebote,
Treibet daraus den Spotte,
Sagt wohl, es sein kein Gotte.

Die Axt ist schon geleget
Dem Baum an seine Wurz,
Als uns Johannes zeiget,
Ins Feuer muß er kurz.
Wohl dem, der es zu Herzen nimmt,
Und wacht, wann sein Erlöser kömmt,
Liebt alle Zeit das Gute,
Der wird sein wohl behute
Ja für der Höllen Glute.

Christus sein Prophezeye
Ist nun erfüllet zwar,
Ein jeder merk dabeie
Und nehm sein eben wahr,
Daß er sein Leben anders schick
Und Christum in sein Herz verstrick.
Niemand weiß, welche Stunde,
Spricht Gott aus seinem Munde,
Die Welt wird gehn zu Grunde.

Solchs Alles ist verborgen
In der Gottlosen Sinn.
Das sieht man alle Morgen,
Wie lauft die Welt dahin,
Daß sie nur kriegt das zeitlich Gut,
Das ewig sie vergessen thut;
Daran will Niemand denken,
Thut Leib und Seel versenken;
Manch Christen thut es kränken.

Gott hat in seiner Hute
All, die er hat erweckt,
Erkauf durch Christi Blute
Am Kreuz hoch ausgestreckt,
Da er uns all erlöset hat
Vom Teufel, Sünd und ewigm Tod,
Ist selbst für uns gestorben,
Des Vatern Huld erworben,
Sonst wären wir all verdorben.

12. Das Lied sei jetzt gesungen
Zu Trost der Christenheit,
Den Alten und den Jungen;
Und dem sein Sünd ist leid,
Der bitt Gott allzeit um Genad,
Daß er nimmer in Sünden bad.
Das helf er uns allsammen
Zu Lobe seinem Namen
Durch Jesum Christum, Amen.

Stromberger – Erasmus Alberus geistliche Lieder

In anderen Quellen wird das Buch einem unbekannten Autoren zugeschrieben.