Speratus, Paul – Der XXXVII psalm

czu trost allen, die gewalth und unrecht leyden.

1. Erczürn dich nicht,
sey nicht neydisch,
über den bösen unnd übeltheter;
denn er czubricht
noch also frisch,
wie graß unn kraut von waffen unn wetter.
Hoff du auff got,
thu guts mit rath,
bleyb yn dem land unn neer dich yn dem glauben,
haben
soltu deyn lust an deynem herren;
er wirdt dir geben, was du wilt,
damit gestillt
unnd gar erfüllt,
waß hertz begert; des will er dich geweren,
und thuts geren.

2. Befilh yhm schlecht
die Wege deyn,
und hoff auff yhn, er wird es wol machen,
der all deyn recht
und frumkeyt feyn
ans licht wil bringen; du bist czu schwache.
Halt yhm nur still,
leydt, was er will,
erczürn dich nicht, ob es dem bösen glücket,
schicket
nach seym muthwilligen gefallen;
stehe ab von czorn, und laß den grym,
sonst recht vernym,
du wirst gleych yhm,
von Gott sollt yhr gerichtet werden alle,
brecht groß qualle1).

3. Gleub gar gewiß;
der gotloß hauff
muß werden yemerlich außgerottet;
wo wartung ist
zum herren auff,
da erbt mans land, unn wirt nicht verspottet.
Dort weerts nit lang,
es kompt groß zwang;
der gotloß an seynr stell ist bald verschwunden
funden;
das land für eygen und czu erben
dem elenden und armen wirt;
czu lust gefürt,
mit frid geczirt;
gehe wie es will, so fürcht er keyn verderben,
solt er sterben.

4. Es drewet seer
der gotloß man
dem grechten, und beyßt die czeen zusamen;
doch lachts der herr,
denn er sicht an
den tag seins unfals, der schnell wirt komen.
Sie zucken bald
yhr schwert mit gwald,
ihrn bogen spannen, das sie mögen fellen
ellend,
ym weg auffrichtig leut czu schlachten;
das eygen hertz yhr schwert durchsticht,
ihr bog czerbricht
nach gotts gericht,
wens stündlein kompt, wie wol sie das verachten,
nicht betrachten.

5. Vil besser ist
dem grechten man
das wenig denn viler gotlosen gut;
in kurtzer frist
yhr bog bricht schon;
den grechten got erhellt ynn seyner hut.
Der herr, ich sag,
kennt wol die tag;
der frumen yhr erb das muß ewig bleyben;
treyben
soll sie keyn not yrgend yn schande;
ob gleych eynreyß eyn böse czeyt,
sind sie gefreyt
und mangels queytt2);
wnn theurung wirt, got schickt yn gnug zuhande,
selhs das pfande.

6. Umb kommen muß
die gottloß rott;
die feynd des herren, wie köstlichs scheynen
für überfluß,
on alle nott,
gleich wie eyn aw, wol sie das nicht meynen,
Werden sie doch
all wie der rouch
verschwinden, vil borgen und nicht bezalen;
allen
ist der gerecht barmhertzig und milt;
des erbens land gotts gsegeten,
sein verfluchten
das außrotten;
du findst sy nicht, unn such sie schon, wo du wilt,
ich meyn, das gilt.

Die genng des mans
die foddert Got,
hat an seynn wegen lust, und fichts geren;
fellt er seyns gangs,
bringt yhm keyn spott;
denn got verwirfft nicht, seyn hand muß weren.
Wie yung ich war,
hab nun die yar,
noch sah ich den gerechten nye verlassen,
gassen-
betler seyn sam ward nye kein morgen,
denn teglich er barmhertzig ist,
leycht on genyst
und argelist,
daher yhm kompt seyn segen on verborgen;
wehr soll sorgen?

8. Vom bösen laß,
thue guts all czeyt,
bleyb ymmerdar, denn got liebt das rechte,
und übt keyn haß,
sondern auß leydt
reddt er seyn heylgen, bewarts nicht schlechte.
Wer gotloß ist,
und nicht eyn Christ,
wirt außgerott mit seynem samen schwarlich;
warlich
die grechten erbens land unn bleyben
ewig an yhrem selgen ort,
es gehet yhn fort,
nach gottes wort,
unn weyheit fron; was die ym last beschreyben
glust yhn treyben.

9. Deßhalb seyn mund
gehet allweg umb,
mit weyßheit reddt vom gericht seyn czunge;
seyn hertz all stund
ist gar nicht krumb,
denn gots gesetz ist yhm frisch und yunge.
Es ist nicht sitt,
das schlüpff seyn tritt;
ob yhn der gotloß ficht und wil yhn tötten,
redden
muß yhn der herr von seynen henden,
und ob er schon verurteylt wirt,
dasselb nicht yrrt;
denn got, seyn hyrt,
verdambt yhn nicht, kan yhn nicht lassen schenden,
wirts wol enden.

10. Harr du nur auff
den herren deyn,
bewar seyn weg, wirt er dich erhöhen
czum erb; deyn lauff
muß glücklich seyn,
der gotloß außgerott, wirst du sehen.
Merk dysen fall,
ich sah eyn mal,
wie lorberbeum eynwurzlen den gottlosen;
straffen
mocht man so bald nit überschreyten;
ich fragt yhm nach, war schon dahyn;
so hats eyn synn,
das ist der gwynn:
mensch besser dich, du solt nicht länger beyten,
thues bey czeytten.

11. Darnach bewar
deyn frümkeit wol;
schaw was auffrichtig ist, folg mir eben;
so wirsts gewar,
deyn frid dir sol
endlich begegnen mit guttem leben.
Wer übertritt,
wirt überschütt
mit unfall, und vertilget, mit eynander
wander-
gsell muß er außgerottet werden:
der grechten heyl vom herren doch
dringt über hoch,
allweg und noch.
Got ist yhr sterck, der sie erredt auf erden
auß beschwerden;
warum? das merck: denn sie auff yhn getrawen
unnd fest bawen.

Cosack – Paul Speratus

1) Qual
2) ledig machen

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