Ringwaldt, Bartholomäus – Der 51. Psalm.

Im Ton: Durch Adams Fall ist ganz verderbt.

Ach Gott, erbarm dich über mich
Von wegen deines Namens,
Nicht auf mein Uebertretung sich,
Gedenk des reinen Samens,
Der als ein Held In diese Welt
Wahr Gott und Mensch erschienen,
Daß er uns dir In Knechtes Zier
Vollkommen möcht versühnen.

Von wegen des Verdienstes sein
Vergib mir meine Sünde,
Und mich von aller Angst und Pein
Gnädiglich entbinde,
Damit ich bin In meinem Sinn
Des Gwissens halb umgeben,
Welchs traurig ist, Mich nagt und frißt
Und kränkt mir Leib und Leben.

Sieh, ich bekenn mein Missethat
Und acht mich gar verloren;
Denn mich in Sünd mein Mutter hat
Empfangen und geboren,
Und bin ein Kind In Sünden blind,
Zum Guten gar ersterbet
Und überall Durch Adams Fall
An Leib und Seel verderbet.

Wenn du nun wolltst mit deinem Knecht
Nach seim Verdienst geberen,
So gschäh mir armen Sünder recht,
Ich könnt michs nicht erwehren,
Weiß aber wol, Daß man dir soll
In Sündennoth getrauen
Und alle Frist Auf Jesum Christ,
Den Schlangentreter, schauen.

In diesem mir auch gnädig sei,
Wasch mich mit seinem Blute,
Auf daß ich wieder frisch und frei
Erwach nach meinem Muthe
Und in Geberd Erfreuet werd,
Der ich war fast verkommen,
Weil du nun hast Der Sünden Last
Gänzlich von mir genommen.

So laß mich nun im Gnadenlicht
Dein Vaterherz erfinden;
Verbirg dein helles Angesicht
Von meinen groben Sünden
Und mach mir rein Das Herze mein
Durch deinen Geist von oben,
In welchem ich Mög stetiglich
Dich preisen, ehrn und loben.

Ich will die armen Sünder lehrn,
Daß sie nach meim Exempel
Sich solln von Sündn zu dir bekehrn
Und gehn in deinen Tempel
Und sich da auch Nach Himmelsbrauch
Von Sünd lan absolviren
Durch deinen Sohn, Der Gnaden Thron,
In dem wir jubiliren.

Herr, thu mir meine Lippen auf,
Dein Ruhm zu offenbaren,
Damit im Geist der arme Hauf
Dein Gnad auch möcht erfahren,
An welchem du Hast immerzu
Die beste Freud im Herzen
Und nimmest gern, Wenn sies begehrn,
Von ihnen all ihr Schmerzen

Welchs denn dein liebstes Opfer ist
Unter den Opfern allen,
Und thut dir nichts zu keiner Frist
So herzlich wolgefallen,
Als wenn man dir Mit Herzensgier
All Missethat erkläret
Und ohne Schein Im Glauben rein
Genad von dir begehret.

Geuß auf dein Volk des Himmels Thau,
Thu ihnen Hülf beweisen,
Auf daß dein Kirch, im rechten Bau
Erhalten, dich möcht preisen
Und dir so wol Mit Freuden voll,
Ein schönes Liedlein singe,
Und allezeit In G’rechtigkeit
Das recht Dankopfer bringe.

Wendebourg – Bartholomäus Ringwaldt’s geistliche Lieder

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