Pfeil, Christian Karl Ludwig von – Seht mit Augen, hört mit Ohren

1.) Seht mit Augen, hört mit Ohren:
Der Verheißene des Herrn,
Jesus ist zur Welt geboren!
Seht, der helle Jakobsstern
Ist den Sündern aufgegangen.
Die ihn suchen mit Verlangen,
Denen zeiget er sich gern.

2.) Heut‘ an diesem Gnadentage
Ist die allerhöchste Zeit,
Dass man: ‚Wo ist Jesus?‘ frage,
Kommet alle, kommet heut‘!
Keines bleibe doch dahinten,
Lasst uns suchen, bis wir finden,
Bis sein Antlitz uns erfreut!

3.) Wo man diesen Christ nicht ehret,
Seinem Kommen widerspricht,
Seinen Namen nicht gern höret,
Da, da finden wir ihn nicht,
Auch nicht in Herodis Hause,
In dem Hof- und Weltgebrause,
Noch in eig’ner Weisheit Licht.

4.) Bei den Edlen, bei den Weisen
Trifft man Jesum wenig an,
Auch die ‚Schriftgelehrte‘ heißen,
Wissen öfters wohl die Bahn,
Wo er nach der Schrift zu finden,
Bleiben aber selbst dahinten,
Schwören nicht zu seiner Fahn‘.

5.) Nur ein ganz geringer Orden
Derer, welche arm an Geist,
An Vernunft und Klugheit worden,
Die die Schrift als Weise preist,
Die geh’n aus vom Vaterlande,
Achten weder Schmach noch Schande,
Suchen den, der Jesus heißt.

6.) Suchen ihn beim hellen Scheine
Seines Worts mit großem Fleiß,
Suchen ihn bei der Gemeinde,
Die von ihm zu sagen weiß,
Suchen ihn in Stall und Krippen,
Ehren ihn mit Herz und Lippen,
Geben seinem Namen Preis.

7.) Nun, so kommt und lasst uns eilen,
Seelen, kommt, den heil’gen Christ
Aufzusuchen ohn‘ Verweilen,
Da, wo er zu finden ist,
Bei des Kreuzeswortes Strahlen,
Bei dem Licht der Wundenmalen
Wird das Gotteslamm geküsst.