Gerhardt, Paul – Ist Gott für mich, so trete

1. Ist Gott für mich, so trete
Gleich alles wider mich,
Sooft ich ruf‘ und bete,
Weicht alles hinter sich.
Hab‘ ich das Haupt zum Freunde
Und bin geliebt bei Gott,
Was kann mir tun der Feinde
Und Widersacher Rott‘?

2. Nun weiß und glaub‘ ich feste,
Ich rühm’s auch ohne Scheu,
Daß Gott der Höchst‘ und Beste,
Mein Freund und Vater sei,
Und daß in allen Fällen
Er mir zur Rechten steh‘
Und dämpfe Sturm und Wellen
Und was mir bringet Weh.

3. Der Grund, da ich mich gründe,
Ist Christus und sein Blut,
Das machet, dass ich finde
Das ew’ge wahre Gut.
An mir und meinem Leben
Ist nichts auf dieser Erd‘;
Was Christus mir gegeben,
Das ist der Liebe wert.

4. Mein Jesus ist mein‘ Ehre,
Mein Glanz und helles Licht.
Wenn der nicht in mir wäre,
So dürft‘ und könnt‘ ich nicht
Vor Gottes Augen stehen
Und vor dem strengen Sitz;
Ich müsste stracks vergehen
Wie Wachs in Feuershitz‘.

5. Mein Jesus hat gelöschet,
Was mit sich führt den Tod;
Der ist’s, der mich rein wäschet,
Macht schneeweiß, was ist rot.
In ihm kann ich mich freuen,
Hab‘ einen Heldenmut,
Darf kein Gerichte scheuen,
Wie sonst ein Sünder tut.

6. Nichts, nichts kann mich verdammen.
Nichts nimmet mir mein Herz!
Die Höll‘ und ihre Flammen,
Die sind mir nur ein Scherz.
Kein Urteil mich erschrecket,
Kein Unheil mich betrübt,
Weil mich mit Flügeln decket
Mein Heiland, der mich liebt.

7. Sein Geist wohnt mir im Herzen,
Regieret meinen Sinn,
Vertreibt mir Sorg‘ und Schmerzen,
Nimmt allen Kummer hin,
Gibt Segen und Gedeihen
Dem, was er in mir schafft,
Hilft mir das Abba schreien,
Aus aller meiner Kraft.

8. Und wenn an meinem Orte
Sich Furcht und Schwachheit find’t,
So seufzt und spricht er Worte,
Die unausprechlich sind
Mir zwar und meinem Munde,
Gott aber wohl bewußt,
Der an des Herzens Grunde
Ersiehet seine Lust.

9. Sein Geist spricht meinem Geiste
Manch süßes Trostwort zu,
Wie Gott dem Hilfe leiste,
Der bei ihm suchet Ruh‘,
Und wie er hab‘ erbauet
Ein‘ edle, neue Stadt,
Da Aug‘ und Herze schauet,
Was er geglaubet hat.

10. Da ist mein Teil, mein Erbe
Mir prächtig zugericht’t;
Wenn ich gleich fall‘ und sterbe,
Fällt doch mein Himmel nicht.
Muß ich auch gleich hier feuchten
Mit Tränen meine Zeit,
Mein Jesus und sein Leuchten
Durchsüßet alles Leid.

11. Wer sich mit dem verbindet,
Den Satan fleucht und haßt,
Der wird verfolgt und findet
Ein‘ harte, schwere Last
Zu leiden und zu tragen,
Gerät in Hohn und Spott,
Das Kreuz und alle Plagen,
Die sind sein täglich Brot.

12. Das ist mir nicht verborgen,
Doch bin ich unverzagt.
Dich will ich lassen sorgen,
Dem ich mich zugesagt,
Es koste Leib und Leben
Und alles, was ich hab‘;
An dir will ich fest kleben
Und nimmer lassen ab.

13. Die Welt, die mag zerbrechen,
Du stehst mir ewiglich,
Kein Brennen, Hauen, Stechen
Soll trennen mich und dich,
Kein Hungern und kein Dürsten,
Kein‘ Armut, keine Pein,
Kein Zorn der großen Fürsten
Soll mir ein‘ Hind’rung sein.

14. Kein Engel, keine Freuden,
Kein Thron, kein‘ Herrlichkeit,
Kein Lieben und kein Leiden,
Kein‘ Angst und Herzeleid,
Was man nur kann erdenken,
Es sei klein oder groß,
Der keines soll mich lenken
Aus deinem Arm und Schoß.

15. Mein Herze geht in Sprüngen
Und kann nicht traurig sein,
Ist voller Freud’und Singen,
Sieht lauter Sonnenschein.
Die Sonne, die mir lachet,
Ist mein Herr Jesus Christ;
Das, was mich singen machet,
Ist, was im Himmel ist.

Gerhardt, Paul – Ich weiß, mein Gott, daß all mein Tun

Ich weiß, mein Gott, daß all mein Tun
Und Werk auf deinem Willen ruh,
Von dir kommt Glück und Segen,
Was du regierst, das geht und steht
Auf rechten guten Wegen.

2. Es steht in keines Menschen Macht,
Daß sein Rat werd ins Werk gebracht
Und seines Gangs sich freue,
Des Höchsten Rat, der machts allein,
Daß Menschenrat gedeihe.

3. Oft denkt der Mensch in seinem Mut,
Dies oder jenes sei ihm gut,
Und ist doch weit gefehlet;
Oft sieht er auch für schädlich an,
Was doch Gott selbst erwählet.

4. So fängt auch oft ein weiser Mann
Ein gutes Werk zwar fröhlich an
Und bringt’s doch nicht zum Stande;
Er baut ein Schloß und festes Haus,
Doch nur auf lauterm Sande.

5. Wie mancher ist in seinem Sinn
Fast über Berg und Spitzen hin,
Und eh er sich’s versiehet,
So liegt er da und hat sein Fuß
Vergeblich sich bemühet.

6. Drum, lieber Vater, der du Kron
Und Zepter trägst im Himmelsthron
Und aus den Wolken blitzest,
Vernimm mein Wort und höre mich
Vom Stuhle, da du sitzest.

7. Verleihe mir das edle Licht,
Das sich von deinem Angesicht
In fromme Seelen strecket
Und da der rechten Weisheit Kraft
Durch deine Kraft erwecket.

8. Gieb mir Verstand aus deiner Höh,
Auf daß ich ja nicht ruh und steh
Auf meinem eignen Willen,
Sei du mein Freund und treuer Rat,
Was gut ist, zu erfüllen.

9. Prüf alles wohl, und was mir gut,
Das gib mir ein; was Fleisch und Blut
Erwählet, das verwehre.
Der höchste Zweck, das beste Teil
Sei deine Lieb und Ehre.

10. Was dir gefällt, das laß auch mir,
O meiner Seelen Sonn und Zier,
Gefallen und belieben,
Was dir zuwider, laß mich nicht
In Wort und Tat verüben.

11. Ist’s Werk von dir, so hilf zu Glück,
Ist’s Menschentun, so treibs zurück,
Und ändre meine Sinnen;
Was du nicht wirkst, pflegt von ihm selbst
In kurzem zu zerrinnen.

12. Sollt aber dein und unser Feind
An dem, was dein Herz gut gemeint,
Beginnen sich zu rächen,
Ist das mein Trost, daß seinen Zorn
Du leichtlich könnest brechen.

13. Tritt du zu mir, und mache leicht,
Was mir sonst fast unmöglich däucht,
Und bring zum guten Ende,
Was du selbst angefangen hast,
Durch Weisheit deiner Hände.

14. Ist gleich der Anfang etwas schwer,
Und muß ich auch ins tiefe Meer
Der bittern Sorgen treten,
So treib mich nur ohn Unterlaß
Zu seufzen und zu beten.

15. Wer fleißig betet und dir traut,
Wird alles, da ihm sonst vor graut,
Mit tapferm Mut bezwingen,
Sein Sorgenstein wird in der Eil
In tausend Stücke springen.

16. Der Weg zum Guten ist fast wild,
Mit Dorn und Hecken ausgefüllt,
Doch wer ihn freudig gehet,
Kommt endlich Herr, durch deinen Geist,
Wo Freud und Wonne stehet.

17. Du bist mein Vater, ich dein Kind,
Was ich bei mir nicht hab und find,
Hast du zu aller Gnüge,
So hilf nun, daß ich meinen Stand
Wohl halt und herrlich siege.

18. Dein soll sein aller Ruhm und Ehr,
Ich will dein Tun je mehr und mehr
Aus hocherfreuter Seelen
Vor deinem Volk und aller Welt,
So lang ich leb, erzählen.

Gerhardt, Paul – Ich grüße dich, du frömmster Mann

1. Ich grüße dich, du frömmster Mann,
Der herzlich gern vergibet.
Wie herzlich weh wird dir getan,
Wie wird dein Leib betrübet!
Es grüßet dich mein ganzer Geist,
Du meines Heilands Seite,
Du edler Quell, aus welchem fleußt
Das Blut, das so viel Leute
Von ihren Sünden wäschet.

2. Ich mach, Herr Jesu, mich zu dir,
Ach halt mir’s ja zugute,
Und laß mich suchen Trost für mir
In deiner Wunden Blute.
Du werte Wunde, sei gegrüßt,
Du weites Tor der Gnaden,
Daraus sich Blut und Wasser gießt,
Und da all unsern Schaden
Kann abgeholfen werden.

3. Du reuchst mir süßer als der Wein
Und heilst die Gift der Schlangen,
Du flößest mir das Leben ein
Und stillst des Dursts Verlangen.
Eröffne dich, du liebe Wund,
Und laß mein Herze trinken;
Ist’s müglich, laß mich gar zu Grund
In dir gehn und versinken,
So werd ich mich recht laben.

4. Mein Mund streckt sich mit aller Kraft,
Damit er dich berühre
Und ich den teuren Lebessaft
Im Mark und Beinen spüre.
Ach wie so süße bist du doch,
Herr Jesu, meinem Herzen!
Wer dich recht liebt, dem wird das Joch
Der bittern Todesschmerzen
Gleich als wie lauter Zucker.

5. Verbirge mich und schleuß mich ein
In deiner Seiten Höhle!
Hier laß mich still und sicher sein,
Hier wärme meine Seele,
Wann mich der kalte Tod befällt;
Nach mir und meinem Geiste stellt,
So laß in deiner Treue
Mich dann fein ruhig bleiben

Gerhardt, Paul – Ich erhebe, Herr, zu dir

1. Ich erhebe, Herr, zu dir
Meiner beiden Augen Licht,
Mein Gesicht ist für und für
Zu den Bergen aufgericht,
Zu den Bergen, da herab
Ich mein Heil und Hilfe hab.

2. Meine Hilfe kommt allein
Von des Höchsten Händen her,
Der so künstlich, hübsch und sein
Himmel, Erde, Luft und Meer
Und, was in dem all ist,
Uns zum Besten ausgerüst.

3. Er nimmt deiner Füße Tritt,
O mein Herze, wohl in acht;
Wenn du gehest, geht er mit
Und bewahrt dich Tag und Nacht.
Sei getrost, das Höllenheer
Wird dir schaden nimmermehr.

4. Siehe, wie sein Auge wacht,
Wenn du liegest in der Ruh,
Wenn du schläfest, kommt mit Macht
Auf dein Bett geflogen zu
Seiner Engel gülden Schar,
Daß sie deiner nehmen wahr.

5. Alles, was du bist und hast,
Ist umringt mit seiner Hut;
Deiner Sorgen schwere Last
Nimmt er weg, macht alles gut,
Leib und Seel hält er verdeckt,
Wenn dich Sturm und Wetter schreckt.

6. Wenn der Sonnen Hitze brennt
Und des Leibes Kräfte bricht,
Wenn dich Mond und Sterne blendt
Mit dem klaren Angesicht,
Hat er seine starke Hand
Dir zum Schatten vorgewandt.

7. Nun er fahre immer fort,
Der getreue, fromme Hirt
Bleibe stets dein Schild und Hort,
Wann dein Herz geängstet wird;
Wann die Not wird viel und groß,
Nimmt er dich in seinen Schoß.

8. Wann du sitzest, wann du stehst,
Wann du redest, wann du hörst,
Wann du aus dem Hause gehst
Und zurücke wieder kehrst,
Wann du trittst aus oder ein,
Woll er dein Gefährte sein.

Gerhardt, Paul – Lobet den Herren alle, die ihn ehren

1. Lobet den Herren alle, die ihn ehren;
laßt uns mit Freuden seinem Namen singen
und Preis und Dank zu seinem Altar bringen.
Lobet den Herren!

2. Der unser Leben, das er uns gegeben,
in dieser Nacht so väterlich bedecket
und aus dem Schlaf uns fröhlich auferwecket:
Lobet den Herren!

3. Daß unsre Sinnen wir noch brauchen können
und Händ und Füße, Zung und Lippen regen,
das haben wir zu danken seinem Segen.
Lobet den Herren!

4. Daß Feuerflammen uns nicht allzusammen
mit unsern Häusern unversehns gefressen,
das macht’s, daß wir in seinem Schoß gesessen.
Lobet den Herren!

5. Daß Dieb und Räuber unser Gut und Leiber
nicht angetast‘ und grausamlich verletzet,
dawider hat sein Engel sich gesetzet.
Lobet den Herren!

6. O treuer Hüter, Brunnen aller Güter,
ach laß doch ferner über unser Leben
bei Tag und Nacht dein Huld und Güte schweben.
Lobet den Herren!

7. Gib, daß wir heute, Herr, durch dein Geleite
auf unsern Wegen unverhindert gehen
und überall in deiner Gnade stehen.
Lobet den Herren!

8. Treib unsern Willen, dein Wort zu erfüllen;
hilf uns gehorsam wirken deine Werke;
und wo wir schwach sind, da gib du uns Stärke.
Lobet den Herren!

9. Richt unsre Herzen, daß wir ja nicht scherzen
mit deinen Strafen, sondern fromm zu werden
vor deiner Zukunft uns bemühn auf Erden.
Lobet den Herren!

10. Herr, du wirst kommen und all deine Frommen,
die sich bekehren, gnädig dahin bringen,
da alle Engel ewig, ewig singen:
Lobet den Herren!

Gerhardt, Paul – Leid ist mirs in meinem Herzen

1. Leid ist mirs in meinem Herzen
Um die, so dir, liebes Kind,
Mit so großem Weh und Schmerzen
Um den Hals gefallen sind,
Da du dich bei deinem Ende
Gabst in deines Gottes Hände.

2. Ach, es ist ein bittres Leiden
Und ein rechter Myrrhentrank,
Sich von seinen Kindern scheiden
Durch den schweren Todesgang!
Hier geschieht ein Herzensbrechen,
Das kein Mund recht kann aussprechen.

3. Aber das, was wir beweinen,
Weiß hievon ganz lauter nichts,
Sondern sieht die Sonne scheinen
Und den Glanz des ewgen Lichts,
Singt und springt und hört die Scharen,
Die hier seine Wächter waren.

4. Muß das Leibchen gleich verwesen,
Ists ihm doch ein schlechter Schad,
Gott wird schon zusammenlesen,
Was der Tod zerstreuet hat;
Treu ist er und fromm den Seinen,
Trägt sich auch mit ihren Beinen.

5. Diesem Herrn ist nichts verdorben;
Wenn des Todes Nacht vorbei,
Nimmt er das, was war gestorben,
Und machts wieder ganz und neu.
Also werden wir zur Erden,
Daß wir mögen himmlisch werden.

6. Auf derwegen! Seid zufrieden,
Vaterherz und Muttergeist,
Lasset schlafen, was geschieden
Und zu Gott ist hingeschieden
Was für Tränen ihr vergossen,
Wollen sein mit Trost geschlossen.

7. Wandelt eure Klag in Singen!
Ist doch nunmehr alles gut.
Trauern mag nicht wiederbringen,
Was im Himmelsschoße ruht,
Aber wer getrost sich gibet,
Ist bei Gott sehr hoch belieb

Gerhardt, Paul – Liebes Kind, wenn ich bei mir

1. Liebes Kind, wenn ich bei mir
Deines schönen Leibes Zier
Und der Seelen Schmuck bedenke,
Weiß es Gott, wie ich mich kränke.

2. Kein Smaragd mag je so schön
In dem feinen Golde stehn,
Keine Rose mag im Lenzen
Dir gleich, schöne Blume, glänzen.

3. Dein Gebärde, dein Gesicht
Und der beiden Augen Licht
War in Tugend ganz verhüllet
Und mit guter Zucht erfüllet.

4. Deine Liebe, deine Gunst
Ging und hing nach lauter Kunst;
Viel zu lernen, viel zu willen,
War dein edler Geist geflissen.

5. Auch war hier ein guter Grund,
Da das ganze Werk aufstund,
Nämlich Gott und sein Wort hören
Und die heilge Bibel ehren.

6. Wollte, wollte Gott, daß nur
Deines Lebens schwache Schnur
Etwas noch hier auf der Erden
Hätte müssen länger werden.

7. O wie manche große Freud,
O wie manch Ergötzlichkeit
Würden wir von deinen Gaben
Noch zuletzt genossen haben.

8. Nun, mich jammerts; aber du,
Liebes Kind, schweigst still dazu,
Wohnst in Gottes Stadt und Mauern,
Kehrst dich nicht an unser Trauern.

9. Deines Wesens hoher Stand
Ist auch nun also bewandt,
Daß, wers gut will mit dir meinen,
Dich nicht dürfe mehr beweinen.

10. Du bist ungleich besser dran,
Als die Welt hier sinnen kann;
Du hast mehr, als wir dir gönnen,
Mehr auch, als wir wünschen können.

11. Es ist an dir ganz und gar,
Was hier unvollkommen war;
Was du hier hast angefangen,
Hast du dort vollauf empfangen.

12. Deine Seel hat Gottes Reich,
Und du bist den Engeln gleich:
Alle Himmel hörst du singen
Und du gehst in vollen Springen.

13. Nun so lebe, wie du lebest!
Schweb in Freuden, wie du schwebst!
Balde, balde wirds geschehen,
Daß du uns, wir dich dort sehen.

Gerhardt, Paul – Mein herzer Vater, weint ihr noch

1. Mein herzer Vater, weint ihr noch?
Und ihr, die mich geboren?
Was grämt ihr euch? Was macht ihr doch?
Ich bin ja unverloren.
Ach, ihr sollt sehen, wie mirs geht,
Und wie mich der so hoch erhöht,
Der selbst hoch erhaben;
Ich weiß, ihr würdet anders tun
Und meiner Seele süßes Ruhn
Mit eurem Munde loben.

2. Der saure Kampf, den ich dort hab
In eurer Welt empfunden,
Der ist durch Gottes Gnad und Gab
All glücklich überwunden.
Es ging mir wie es pflegt zu gehn
All denen, die bei Christo stehn
Und von der Welt sich scheiden;
Wer Christo folgt, der muß mit ihm
Das Kreuz und altes Ungestüm
Auf seinen Wegen leiden.

3. Nun bin ich durch. Gott Lob und Dank!
Hier kommt ein ander Leben:
Hier wird mir, was mein leben lang
Ich nicht gesehn, gegeben:
Ein ganzer Himmel voller Licht,
Ein Licht, davon mein Angesicht
So schön wird als die Sonne;
Hier ist ein ewges Freudenmeer,
Wohin ich nur die Augen kehr,
Ist Alles voller Wonne.

4. Nun lobt ihr Menschen, wie ihr wollt,
Des Erdenlebens Güte:
Was ist darinnen, das mir sollt
Jetzt neigen mein Gemüte?
Was ist das Beste, das ihr liebt?
Was gibt die Erde, wenn sie gibt,
Als Angst und bittre Schmerzen?
Was ist das güldne Gut und Geid?
Was bringt der Schein und Pracht der Welt
Als Kummer eurer Herzen?

5. Was ist der großen Leute Gunst
Als Zunder großes Neides?
Was ist das Wissen vieler Kunst
Als Ursprung vieles Leides?
Denn wer viel weiß, der grämt sich viel,
Und welcher andre lehren will,
Muß leiden und viel tragen.
Seht alles an, Ruhm, Lob und Ehr,
Habt Freud und Luft, was habt ihr mehr
Als endlich Weh und Klagen?

6. Nichts ist schön und wohl bestellt,
Da man hier wohl auf stehe,
Drum nimmt Gott, was ihm wohlgefällt,
Bei Zeiten in die Höhe
Und setzet es in seinen Schoß:
Da ist es alles Kummers los,
Darf nicht, wie ihr, sich kränken,
Die ihr oft denket, wie doch wohl
Dies oder jenes werden soll,
Und könnets nicht erdenken.

7. Wer selig stirbt, der schleußet zu
Die schwarzen Jammerstore,
Hingegen schwingt er sich zur Ruh
Im güldnen Engelchore,
Legt Aschen weg, kriegt Freudenöl,
Zeucht aus das Fleisch und schmückt die Seel
In reiner weißer Seiden;
Er läßt die Erd und nimmet ein
Die Luft, da Christi Schäfelein
In lauter Rosen weiden.

8. So gebt, ihr Liebsten, euch doch schlecht
Dahin in Gottes Willen;
Sein Rat ist gut, sein Tun ist recht
Und wird wohl wieder stillen
Den Schmerzen, den er euch gemacht.
Und hiemit sei euch gute Nacht
Von eurem Sohn gegönnet.
Es kommt die Zeit, da mich und euch
Vereingen wird in seinem Reich,
Der euch und mich getrennet.

9. Da will ich eure Treu und Müh
Und was ihr eurem Kranken
Erwiesen habt, im Himmel hie,
Sobald ihr kommt, verdanken.
Ich will erzählen, wie ihr habt
Euch selbst betrübt und mich gelabt,
Vor Christo und vor allen;
Und für den heißen Tränenfluß
Will ich mit mehr als einem Kuß
Um euren Hals euch fallen.

Gerhardt, Paul – Nun, du lebest, unsre Krone

1. Nun, du lebest, unsre Krone,
in der süßen sanften Ruh,
Bringst die Zeit bei Gottes Throne
ohne Zeit und Ende zu!
Du hast ewige Freud und Zier,
und wir sollten für und für
uns mit unsern Tränen kränken?
Auf! Und laßt uns recht bedenken!

2. Freunden soll man Freuden gönnen,
Lachen, wenn sie fröhlich sein!
Tränen laß zu der Zeit rinnen,
wenn sie liegen in der Pein:
Aber wenn der Sieg erlangt
und der Held im Kranze prangt,
Wenn das Herzleid weggeschlagen,
legt sich billig Schmerz und Klagen.

3. Edles Herz, du hast bezwungen
alles, was dir widrig war:
Alle Schmerzen, die sich drungen
in dein Herz mit großer Schar;
Allen Jammer, alle Müh,
alle Sorgen, die dich früh,
auch oft bei den späten Nachten
voller Angst und Wehmut machten.

4. Gott weiß wohl, was wir vermögen
und wie stark die Schulter sei,
da er will sein Kreuz hinlegen;
Dessen Huld und Vatertreu
hat auch dir schwere Last,
Die du ausgestanden hast,
Über dein Haupt lassen gehen.
Wer viel kann, muß viel ausstehen.

5. Wärst du einer aus dem Orden,
denen Herz und Mut entfällt,
wenn sie nur berühet worden
von des rauhen Unglücks Kält,
Ei, so würde nimmermehr
ein so großes Jammerheer
Gott, der Geber aller Gaben,
über dich verhänget haben.

6. Freue dich! Du hast gewonnen
durch des Höchsten Stärk und Kraft;
Jetzo gehst du, gleich der Sonnen,
mitten in der Bürgerschaft
der sehr schönen neuen Stadt,
die uns Gott gebauet hat,
Springst und singst und holest wieder
mit den Engeln süße Lieder.

7. Christus wischet selbst die Tränen
dir von deinen Angesicht;
dein Herz hört auf, sich zu sehnen,
weiß von keinem Mangel nicht,
ohne daß du, die du hier
hast gelassen hinter dir,
auch in solchem Freudenleben
balde möchtest sehen schweben.

8. Nun, wir werden balde kommen
aus dem Leide zu der Freud
und dich mit viel tausend Frommen
schauen in der Seligkeit!
O wie herrlich! O wie schön
wirst du und wir mit dir gehn,
wenn uns wird, anstatt der Erden,
Gottes Reich zu Teile werden.

Gerhardt, Paul – Nach dir, o Herr, verlanget mich

1. Nach dir, o Herr, verlanget mich,
du bist mein Gott, ich hoff auf dich,
Ich hoff und bin der Zuversicht,
du werdest mich beschämen nicht.

2. Der wird zu Schanden, der dich schändt
und sein Gemüte von dir wendt,
Der aber, der sich ergibt
und dich recht liebt, bleibt unbetrübt.

3. Herr,nimm dich meiner Seelen an
und führe sie rechte Bahn,
Laß deine Wahrheit leuchten mir
im Steige, der mich bringt zu dir.

4. Denn du bist ja mein einzig Licht,
sonst weiß ich keinen Helfer nicht,
Ich harre dein bei Tag und Nacht:
Was ists, das dich so säumend macht?

5. Ach wende, Herr, dein Augen ab
von dem, wo ich geirret hab.
Was denkst du an den Sündenlauf,
den ich geführt von Jugend auf?

6. Gedenk an deine Gütigkeit
und an die große Süßigkeit,
Damit dein Herz zu trösten pflegt
das, was sich dir zu Füßen legt.

7. Der Herr ist fromm und herzlich gut
dem, der sich prüft und Buße tut,
Wer seinen Bund und Zeugnis hält,
der wird erhalten, wenn er fällt.

8. Ein Herz, das Gott von Herzen scheut,
des wird in seinem Leid erfreut,
Und wenn die Not am tieften steht,
so wird sein Kreuz zur Sonn erhöht.

9. Nun, Herr, ich bin dir wohlbekannt,
mein Geist, der schwebt in deiner Hand.
Du siehst, wie meine Seele tränt
und sich nach deiner Hilfe sehnt.

10. Die Angst, so mir mein Herze dringt
und daraus soviel Seufzer zwingt,
Ist groß; du aber bist der Mann,
dem nichts zu groß entstehen kann.

11. Drum steht mein Auge stets nach dir
und trägt dir mein Begehren für.
Ach laß doch, wie du pflegst zu tun,
dein Aug auf meinen Augen ruhn.

12. Wann ich dein darf, so wende nicht
von mir dein Aug und Angesicht,
Laß deiner Antwort Gegenschein
mit meinem Beten stimmen ein.

13. Die Welt ist falsch, du bist mein Freund.
ders treulich und von Herzen meint,
Der Menschen Gunst steht nur im Mund,
Du aber liebst von Herzensgrund.

14. Zerreiß die Netz, heb auf die Strick
und brich des Feindeslist und -tück,
Und wenn mein Unglück ist vorbei,
so gib, daß ich auch dankbar sei.

16. Regier und führe mich zu dir,
auch andre Christen neben mir,
Nimm, was dir mißfällt, von uns hin,
gib neue Herzen, neuen Sinn.

17. Wasch ab all unsern Sündenkot,
erlös aus aller Angst und Not.
Und führ uns bald mit Gnaden ein
zum ewigen Fried und Freudenschein.