Weisse, Michael – Der Tag bricht an

DEr tag bricht an und zeyget sich;
o Herre Gott, wir loben dich,
Wir dancken dir, du höchstes gut,
das du uns die nacht hast behüt!

Bitten dich auch, behüt uns heut,
denn wir seind alhie bilgersleut,
Steh uns bey, thu hülff und bewar,
das uns keyn ubel widerfar!

O regier uns mit starcker handt,
auff dz dein werck in uns erkannt,
Dein Namen durch glaubreych geberd
in uns Heylig erweyset werd.

Hilff, das der Geyst zuchtmeyster bleyb,
das arge fleysch so zwing und treyb,
Das sichs nicht so gar ungestüm
erheb und ewiglich verthum.

Sterck jn, das er all ubel schwech,
des fleysches mut und willen brech,
Das sichs nicht inn wollust ergeb
und wie vorhyn inn sünden leb.

Versorg uns auch, o Herre Gott,
auff diesen tag nach aller not,
Teyl uns deinn milten segen aus,
denn unser sorg richtet nichts auß.

Gib deinn segen auff unser thun,
fertig unser arbeyt und lohn
Durch Jesum Christum, deinen Son,
unsern Herren für deinem thron. Amen.

Weisse, Michael – Abendlied

DIe Sonne wird mit jrem schein
eine weyl ytzt nicht bey uns sein:
O Gott, du unbegreyfflich liecht,
weych du nur von uns armen nicht!

Zu dir steht unser zuuersicht
auff dich ist unser thun gericht,
Und wenn du uns liessest faren
so könd uns niemands bewaren.

Denn der Feind haben wir sehr vil,
die auff uns schiessen wie zum zil,
Und wenn wir on dich entschlieffen,
so hetten sie uns ergriffen.

Wir opffern uns dir gantz und gar,
o Vater, nimm heynt unser war,
Das uns die Feind nicht verzeren
weyl wir uns nicht können wehren.

Gesegne uns inn deinem Son,
on welchen wir nichts können thun,
Gib, das unser hertz bey dir bleyb
und morgen deins lobes mer treyb.

Ey nu, Gott Vater und schöpffer,
nimm an unser abent opffer
Durch Jesum Christum, deinen Son,
unsern mitler vor deinem thron! Amen.

Zwick, Johannes – Ein anders gsang uff den Uffarttag.

ICh gloub in Gott, den vatter min,
ouch sin einigen sone,
Und hoff, das ich dardurch söll syn
erlößt von sünd on wone.
Ich gloub, wie Christus zhimmel gfarn,
das er mich werd herab bewarn,
biß er mich zu jm nemme.

Ich gloub, das er zur rechten hand
des vatter sitz mit gwalte;
Er ists, der bricht des tüffels band,
das er die sinen bhalte.
O Herre Gott, o Jesu Christ,
bhür uns die hand zu aller frist,
züch uns zu dir inn himmel.

Ich gloub ouch, das er mit der zyt,
glych wie er ufgestigen,
Werd wider kommen: ist nit wyt,
wiewol die stund verschwigen,
Die zeichen aber wüssend wir,
vilycht sind sy verloffen schier,
ee das wirs recht bedencken.

Die wält hats alles für ein schimpff,
wie vil sy rümpt mit worten,
Allein das sy jrn sünden glimpff,
Gott geb, wo dhelle porten,
Sy denckt nit an den grossen tag,
ob er sy treff mit wee und klag,
da rüw und buß verloren.

Hüt halt mans fest der himmelfart
durch Christum unsern Herren,
Noch haltend vil die widerpart,
dies zyt mit schand verzeeren,
Das hochzyt kleid hand sy nit an,
sy werden aber dencken dran,
was wir yetz hand gesungen.

Gott wöll, das unser hertz und mund
mit warheit zsamen stimme
Unnd gdenckind all der letsten stund,
was sich der selben zimme,
Das unns die wolcken tragind ouch
mit Christo in den himmel hoch,
hilff Gott, das wirs erfarind.

Zwick, Johannes – Die acht Säligkeiten.

CHristus mit sinen jüngern gieng
uff einen berg gar hoch, anfieng
Zu leeren mit sim heilgen mund,
was doch der säligkeit grund. Kyrieleison.

Sälig sind die ja geistlich arm,
damit sich jren Gott erbarm,
In demut wandlend willigklich,
drum ghörends in Gottes rych. Kyrieleison.

Die leid tragend umb alls unrecht,
zelt Christus ouch zum sälgen gschlächt,
Sy werdend tröst und wol bewart,
so wältlich fröud zhelle fart. Kyrieleison.

Sälig sind die eins senfften gmüt,
welchs dliebe für alls zytlich bhüt,
Sy handlend alls mit glimpff unnd füg,
drumb wirdt jn hie und dört gnug. Kyrieleison.

Sälig sind ouch, den es darumb
zethun ist, das sy werdind frumb,
Die hungert, daß möcht recht zugen:
Gott wirts nit ungspyset lon. Kyrieleison.

Sälig sind die barmhertzigen,
dens nächsten not thut anligen:
Inn wirdt ouch Gott barmhertzig syn,
für wenig zaln grossen gwün. Kyrieleison.

Wol den, die sind von hertzen rein
und suchend nicht dann Gott allein,
On trug, on falsch und glychßnery,
drumb werdends Gott sehen fry. Kyrieleison.

Ouch wirts gut hon unnd sälig syn,
der selbs frid halt, und legt sich dryn,
Das zfriden kommend alle fynd,
der ist fürwar Gottes kind. Kyrieleison.

Sälig sind die wend glouben recht
und werdend dannocht darumb gschmächt:
Nun frölich dran! man hats gewont,
doch lats gott nit unbelont. Kyrieleison.

Diß sind die stuck der säligkeit,
zu läben in der ghorsamkeit,
Wie dann ußwyset Christus leer,
zesuchenn Gotts lob und eer.

Wie torecht ist die sündtlich wält,
die dsäligkeit by gut und gält
Wil suchen, unnd gedenckt nit dran,
daß doch nit lang wirt beston.

Huberinus, Caspar – Ain Gaystliche lied wie ain armer sünder sein not klagt Christo

seinem Herren/ vnd jn allain vmb gnad vnd hilff anrüfft.

Im thon/Nach/willen Dein. Order/ Was wirt es doch etc.

CHriste mein Herr
ich bin gantz ferr
von deiner lieb geschayden
Zu aller stund
auß bößem grund
in sündn thu ich mich waiden
Kain guts in mir
das klag ich dir
kan ich mit nichte finden
Darumb ich bit
versag mir nit
erleücht mich armen blinden.

ALlain bey dir
O herr hilff mir
steeht all mein thun vn lassen
Ain armer Mensch
recht du mich kennst
Der teüfel thut mich hassen
Schaff mir beystand
so wirt erkannt
dein wunder grosse guete
Die gib nun mir
thu Dich herfür
das mich dein trew behuete.

SPrich nun ain Wort
mein höchster hort
so wirt mein seel gesunde
Von dir ichs bit
versag mirs nit
jetzund zu diser stunde
So hats kein not
wenn schon der todt
mit seiner bracht her dringet
Darzu die hell
auch jr gesell
all vnglück mit jr bringet.

PEen und die straff
weyt von mir schaff
dein trew an mir beweyse
An deinem knecht
heb auf das recht
daß ich dein guete preyse
Schaff mir beistand
aufflöß die band
des teüffels und der helle
Dein vatter bitt
das er mich nit
so gar verstossen wölle.

AUff dich traw ich
gantz vestigklich
hilff mir auß meinen leyden
Gib mir dein gnad
das mir nichs schad
die sünd kan ich nit meyden
Ich hab kain ru
wie ich jm thu
in allem meinen leben
Wo du nit kumbst
miit deiner gunst
vn mir dein sterck thust geben.

RIeffen will ich
vnd bitten dich
in allem meinem leben
zu dir mein Gott
hilff mir auß nott
dein gnad wöllest mir geben
So bin ich frey
gleich wa ich sey
kan mir doch niemant schaden
Obschon vnglück
all augenblick
auff mich schwer wirt geladen.

HErr Zebaoth
ain trewen Gott
hast dich allzeyt erzayget
zu den sündern
als dein kindern
hast dich freündtlich genayget
Als man dann findt
gar wol gegründt
in baiden testamenten
Darumb mein herr
dich zu mir ker
erleücht mich gar verblend.

VErleich mir Gnad
das mir nit schad
kein übel hie auff erden
Kain rast noch ru
wie ich jm thu
kan mir gegeben werden
Dieweil mich plagt
vnd die sünd nagt
in meinem bösen gwissen
Dann zu der sünd
bin ich gantz gschwind
darzu mit ernst geflissen.

O Reicher Gott
in meiner nott
ich trewlich zu dir gilffe
Dann ich ye wayß
durch dein gehayß
daß Du bist mein gehilffe
In aller not
auch in dem todt
will ich mich zu dir wenden
Mich nit veracht
der sünd nit acht
dein gayst thu mir bald senden.

BIß eingedenk
dein’r edlen gschenk
damit vns hast begabet
deins fleischs vn bluts
des höchsten guts
das wir da warn berabet
Ain testament
vor deinem endt
mit vns hast aufgerichtet
Ain steten Bund
vn guten grund
da dich vns hast verpflichtet.

ERbarm dich nun
du hoechster sun
meins schwachen armen lebens
Nimm dich mein an
hilff mir aufban
sonst ist mein thun vergebens
Dann ye in mir
das klag ich dir
find ich kain guten funcken
In aller sünd
wie sathans kind
bin ich gantz tieff versuncken.

REychtung vnd eer
ich nit beger
wann ich nun hab dein hulde
Darumb ich bitt
versag mir nit
vergib mir all mein schulde
Vnd in dein reich
für mich zugleich
wann sich mein leben endet
Darzu der todt
vnd alle not
sein herschafft von mir wendet.

Spieker, Christian Wilhelm – Gott, du Licht, das ewig bleibet

Gott, du Licht, das ewig bleibet,
Das ohn‘ allen Wechsel ist,
Das die Finsterniß vertreibet,
Der du bleibest, wie du bist:
Ich verlasse meine Ruh;
Rufe: Werde Licht! mir zu,
Daß ich, der ich Nacht und Erde,
Durch dein Licht verkläret werde!

Wecke, da der Leib geschlafen,
Auch die Seele geistlich auf;
Gieb ihr deines Lichtes Waffen,
Richt‘ und leite ihren Lauf;
Laß mich sein des Lichtes Kind,
Hilf mir, weil ich geistlich blind,
Jesu, daß ich wieder sehe
Und in deinem Lichte gebe.

Schenke mir, Herr, und gewähre.
Was die arme Seele füllt;
Ach, erneure und verkläre
Stets in mir mein Ebenbild!
Sende mir den Geist der Kraft,
Der ein neues Leben schafft,
Daß ich himmlisch auf der Erde
Und ein Geist mit Christo werde.

Segne meiner Hände Werke,
Fördre mich in meiner Pflicht,
Bleibe meiner Schwachheit Stärke,
Meines Lebens Kraft und Licht;
Laß mein Lebensziel allein
Deines Namens Ehre sein;
Hilf, daß ich stets wahre Liebe
Gegen meinen Nächsten übe.

Führ‘ mich einst zu jenem Lichte
Deiner höchsten Majestät,
Wo vor deinem Angesichte
Die verklärte Seele steht,
Heller als der Sonnenschein,
Schön, unsterblich, engelrein;
Laß sie sein mit dir vereinet,
Wenn mein letzter Tag erscheinet.

Spieker, Christian Wilhelm – Höchster Gott! durch deinen Segen

Höchster Gott! durch deinen Segen
Konnt‘ ich fröhlich und gesund
Diese Nacht zurücke legen;
Also preist dich Herz und Mund.
Denn du willst für alle Treu
Nichts, als daß man dankbar sei.

Segne heute mich vom neuen,
Weil du segnen kannst und mußt;
Denn mit Wohlthat zu erfreuen,
Das ist deine Herzenslust,
Und du machst die milde Hand
Täglich aller Welt bekannt.

Segne mich mit deinem Geiste,
Daß er heut‘ mit seiner Kraft
Meinem Glauben Beistand leiste,
Daß er gute Werke schafft
Und dem Bösen insgemein,
Mag ein wackrer Gegner sein.

Segne mich mit deinem Worte,
Schreib es in mein Herz hinein,
Daß es mag an jedem Orte
Meines Wandels Richtschnur sein.
Leuchtet mir dies Lebenslicht,
O so fehl‘ und fall‘ ich nicht.

Segne mich in meinem Stande,
Zeuch mein Herz mit Klugheit an,
Daß ich solchen ohne Schande
Und mit Ehren führen kann.
Gieb dazu mein täglich Brod
Und was irgend sonst mir noth.

Segne mich in Kreuz und Leiden
Mit Vertrauen und Geduld;
Segne mich in Glück und Freuden
Mit dem Reichthum deiner Huld;
Daß ich dir im Kreuz getreu
Und im Glück voll Demuth sei.

So will ich für allen Segen
Lob und Ehre, Preis und Dan!
Dir zu deinen Füßen legen
Und es thun mein Leben lang;
Ais ich mit den Engeln dort
Vor dir jauchze fort und fort.

Stigelius, Johannes – Eyn Christliche erinnerung an Jung und Alt.

O Mensch, wilt du für Gott bestahn,
täglich laß dir zu hertzen gahn,
Wie elend du von anfang bist,
verderbet gar durch Teuffels list.

Hab rew und leyd uber deine Sünd,
gedenck allzeit der letzten stund,
An welcher du must durch den Tod
auß schwerer Last dringen zu Gott.

Erheb dein Hertz durch ware rew,
im Wort ergreiff die Göttlich trew,
Die dir vergibt durch Jesum Christ
alles, daran du sündig bist.

Und danck von Hertzen und bitt darneben,
das er regier dein thun unnd leben,
Darnach fang an dein Arbt mit frid,
und wiß, das Gott auch arbeyt mit.

Dann wer sein arbeyt thut mit fleiß
unnd Gott darneben gibt den preiß,
Und bittet ferrner umb genad,
derselb für Gott keyn mangel hat.

Doch sei dein Gebett also gericht:
HERR Gott, ich bitt, verlaß mich nit!
Gib, das ich nicht von deinem Wort
abweich auff ungebürlich orth!

Sonder das ich das höher hallt
dann Gelt, Reichthumb und all gewalt,
Das ich von deinem Wort allzeit
gern hör unnd red, unnd sei bereyt,

In deinen willen mich zu geben,
so lang ich bin in disem leben!
Gib, das ich denck an deinen Bund!
verleih mir, HERR, eyn selig stund!

Frosch, Johannes – Der XLVI. Psalm

GOtt selbs ist unser schutz und macht,
der tracht und wacht
für uns, als umb sein herden!
Du hilffst in widerwertigkeyt
auß leyd bereyt
gewaltigklich in gferden.
Darumb uns nicht sol grufen ycht,
wann glych in grund die erden rund
versunk und gantz jnsyele,
Und ob mit prast der Berge last
mitten im meer glych schwancket seer,
hinfüer in Abgrundts wyele.

Ja, wann des meres wellen groß
mit stoß und poß
brusend die erd zerfletzten,
Ja, das sy glych zu leim verschwendt
behendt verwendt
alles zu schlym vernetzten:
Merck: tracht jm nach, vernym die rach
und gwalt der welt, so ymher felt
mitt wyeten und mit tröwen,
In solchem schreck so werden keck
hachrünßlin kleyn das heylgthumb reyn
die statt gottes erfröwen.

Die heylg, darinn der öberst wont
beschont und gfront
würt haben fröwden dancken,
Dann gott ist mitten in der statt
mit rat und that,
darumb würt sy nit schwancken,
Gott würt jr frü helffen uß mü;
der völcker heer stürmbten einst seer,
des synns, sy zuerlangen:
So bald gott sich ließ hören, glych
schwanckten vonn gferd die land der erd
die ist wie wachß zergangen.

Der ewig gott ist mitt unns bstalt,
des gwalt erhalt
die heerzeug in verwalten,
Der gott, so Jacob hat erneert,
bewert und glert,
ist unser uffenthalten.
Merck: tracht jm nach, schawt her mitt gmach,
secht doch die werck, so gott mit sterckch
und wunder hie thut pflegen:
Die kryeg er richt, die Bögen bricht,
howt ab die spieß, der welt zu gnieß
verbrent er die heerwegen.

Laßt nach! erkhennet doch endlich,
das jch warlich
Got bin, den nicht mag werden
Erhöcht uber die völcker all
mit schall und hall
hoch uber alle erden,
Der ewig gott, so zel die Rott
und ritterschafft, der heerzeug krafft
ist uns zu bystand komen;
All unser gwalt und uffenthalt
von gschlecht zu gschlecht ist der gerecht
her got Jacob des Frommen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Hardenberg, Georg Philipp Friedrich Freiherr von – Wenn alle untreu werden

Wenn alle untreu werden,
So bleib ich Dir doch treu,
Daß Dankbarkeit auf Erden
Nicht ausgestorben sei.
Für mich umfing Dich Leiden
Und bittrer Todesschmerz;
Drum geb ich Dir mit Freuden
Auf ewig dieses Herz!

Oft möcht ich bitter weinen,
Daß Du gestorben bist,
Und mancher von den Deinen
Dich lebenslang vergißt.
Von Liebe nur durchdrungen,
Hast Du so viel gethan;
Und doch bist Du verklungen,
Und keiner denkt daran.

Du stehst voll treuer Liebe
Noch immer jedem bei;
Wenn keiner treu Dir bliebe,
So bleibst Du dennoch treu.
Die treuste Liebe sieget;
Am Ende fühlt man sie,
Weint bitterlich und schmieget
Sich kindlich an Dein Knie.

Ich habe Dich empfunden;
O lasse nicht von mir!
Laß innig mich verbunden
Auf ewig sein mit Dir!
Einst schauen meine Brüder
Auch wieder himmelwärts,
Und sinken liebend nieder,
Und fallen Dir an’s Herz.

Schaff – Deutsches Gesangbuch