Nicolai, Philipp – Ein Klagelied der Christlichen Kirchen vber die Calvinianer und Rottengeister

Mag ich Unglück nicht widerstahn,
Muß Ungnad han,
Der Welt für mein recht Glauben,
So weiß ich doch, und ist mein Kunst,
Gottes Huldt unnd Gunst,
Die muß man mir erlauben,
Gott ist nicht weit
Ein kleine Zeit
Er sich verbirgt,
Biß er erwürgt
Die mich seins Worts berauben.

Geborn wirt doch von Mutterleib
Kein Mann noch Weib,
Das schwehrer Trübsal leide
Als dulden muß nach deinem Wort,
O trewer Hort,
Ein Schäflein deiner Weide.
Viel Backenstreich
Und Naternstich,
Auff mich geschwind
Gerichtet sind,
Von Feinden und von Freunden.

Gott du weist wol, daß mir auff Erdt,
Diß widerfährt
Umb deines Namens willen
Wie kanstu leiden diesen Streit,
So lange Zeit
Und schweigen darzu stille.
Dein Abendmahl
Und ewig Wahl,
Dein Majestätt
Unnd Herrligkeit,
Sind Stein deß Anlauffs worden.

Zu dem muß Christ, dein lieber Sohn
Im höchsten Thron,
Sein Blut verläugnen lassen,
Als wer es nicht am Creutzes Stamm
Recht wundersam
Für aller Welt vergossen.
Auch wirt, o Gott,
Mit Hohn und Spott
Diewehrte Tauff
In diesem Lauff
Sehr grewlich angefochten.

Gleich wie der Flachs noch unformirt
Gebrechetwirdt,
So muß dein Wort herhalten:
Die Zwingler wöllen uber dich
Gantz meisterlich
Mit irem Dunckel walten;
O Gottes Sohn,
Du wehrte Kron,
Daß du solt seyn
Ir Schülerlein,
Ist mir ein Stein am Hertzen.

Und wenn ich bitterlich bewein
Den schweren Stein,
Und uber deim Wort halte,
Dann muß ich mit dem Eyffer mei
Ein Liedlein seyn
Bey Jungen undden Alten.
Schmach, Hohn unnd Gifft,
Was dich betrifft,
Das fält auf mich,
Gantz jämmerlich,
Daß mir die Thränen fließen.

Trauwrig seufftz ich unnd bett im Staub
Dein Turteltaub,
Schaw doch mein Augenbrunnen,
Welch uber dein und meine Feind
Fast beide sind
Von Weinen außgerunnen,
Weil das Gespey,
Und Heucheley,
Mit Trug und List
Weit umb sich frist,
Und wil kein Ende nemmen.

Getrewer Gott mein Seele weiß,
Was du verheist,
Das ist doch alles Amen.
Wie lang wiltu denn spotten lan,
Auff diesen Plan,
Dein Ehrentreichen Namen.
Was birgstu dich,
Und schawest nicht,
Wie zu dir schreyt
Dein Christenheit,
Laß mich dein Hertz doch rühren.

Verlaß mich nicht, es trifft dich an,
O Gottes Lamb,
Ich bin ein Gast auf Erden,
Umb deines Namens willen schon
Ein Jederman
An mir wil Ritter werden:
Der hellsche Drach
Mit Ungemach
Sein grawsam Flut
Außwerffen thut
Nach mir und meinem Samen.

Für wem schristu, mein arme Seel,
Gott ist dein Heyl,
Auff Jesum Christ vertrawe.
Er ist dein Hülff, dein Trost und Stärck,
Sey still und merck,
Groß Wunder wirstu schawen.
Bey Gottes Ehr
Und reiner Lehr
Halt fest und leid
All Schmach und Neid,
Gott wirdt dein Sach außführen.

Zu Gott ruff ich, der wirdt mich doch,
Erretten noch
Auß diesen Marterwochen,
Wer mich angreifft, der kräncket jm
Sein Augelein,
Das bleibt nicht ungerochen,
Mein Augensafft
Steigt auff mit Krafft,
Und läst nicht ab,
Biß er herab
Vom hohen Himmel schawe.

Wer rufft unnd schreyt die Lufft so voll,
Gott kennt sie wol,
Sein Kirch sehr hoch betrübet,
Ich gläub in Gott,
Das ist die Sünd,
Darumb der Feindt
Sein Müthlein an mir kühlet,
Ich muß jetzt seyn,
Das Wayselein,
Doch lieben Herrn
Pocht nicht zu sehr,
Gott wirt mich nicht verlassen.

L. Curtze
D. Philipp Micolai’s
Leben und Lieder.
Halle,
Verlag von J. Fricke.
1859