Gerhardt, Paul – O Herrscher in dem Himmelszelt

  1. O Herrscher in dem Himmelzelt,
    Was ist es doch, das unser Feld
    Und was es uns hervorgebracht,
    So ungestalt und traurig macht!
  2. Nichts anders, traun, als daß die Schar
    Der Menschen sich so ganz und gar
    Bis in den tiefsten Grund verkehrt
    Und täglich ihre Schuld vermehrt.
  3. Die, so, als Gottes Eigentum,
    Stets preisen sollten Gottes Ruhm
    Und lieben seines Wortes Kraft,
    Sind gleich der blinden Heidenschaft.
  4. Drum wird uns auch der Himmel blind,
    Des Firmamentes Glanz verschwind´t,
    Wir warten, wenn der Tag anbricht,
    Aufs Tageslicht und kommt doch nicht.
  5. Man zankt noch immer fort und fort,
    Es bleibet Krieg an allem Ort,
    In allen Winkeln Haß und Neid,
    In allen Ständen Streitigkeit.
  6. Drum strecken auch all Element
    Hier wider uns aus ihre Händ,
    Angst kommt uns aus der Tief und See,
    Angst kommt uns aus der Luft und Höh.
  7. Es ist ein hochbetrübte Zeit;
    Man plagt und jagt die armen Leut,
    Eh als es Zeit, zur Grube zu
    Und gönnet Ihnen keine Ruh.
  8. Drum trauert auch der Freudenquell,
    Die Sonn, und scheint uns nicht so hell;
    Die Wolken gießen allzumal
    Die Tränen ohne Maß und Zahl.
  9. Ach, wein auch du, o Menschenkind,
    Und traure über deine Sünd ;
    Halt doch von deinen Lastern ein
    Und mache dich durch Buße rein.
  10. Fall auf die Knie, fall in die Arm
    Des Herrn, daß sich sein Herz erbarm
    Und der so wohl verdienten Rach
    In Gnaden bald ein Ende mach!
  11. Er ist ja fromm und bleibet fromm,
    Begehret nichts mehr, als daß man komm
    Und mit geneigter Furcht und Scheu
    Ihn bitt um Gnad und Vatertreu.
  12. Ach Vater, Vater, höre doch
    Und lös uns aus dem Sündenjoch
    Und zeuch uns aus der Welt herfür
    Und kehr uns selbsten du zu dir!
  13. Erweiche unsern harten Mut
    Und mach uns Böse fromm und gut;
    Wen du bekehrst, der wird bekehrt,
    Und wer dich hört, der wird erhört.
  14. Laß deine Augen freundlich sein
    Und nimm mit gnädigen Ohren ein
    Das Angstgeschrei, das von der Erd
    Aus unserm Herzen zu dir fährt.
  15. Reiß weg das schwarze Zorngewand,
    Erquicke uns und unser Land
    Und der so schönen Früchte Kranz
    Mit süßem warmen Sonnenglanz.
  16. Verleih uns bis in unsern Tod
    Alltäglich unser liebes Brot
    Und dermaleinst nach dieser Zeit
    Das süße Brot der Ewigkeit!

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